FSME (kurz für Frühsommer-Meningoenzephalitis), eine mitunter lebensbedrohliche Hirnhautentzündung, und die Lymeborreliose, bei der Borrelien – das sind Bakterien – in den Körper gelangen. "Hauptüberträger der Borrelien ist der Gemeine Holzbock, der in Österreich die am meisten verbreitete Zeckenart ist. Es gibt aber auch andere Zecken, die die Erreger übertragen können", sagt Bettina Pfausler, Spezialistin für Neuroinfektiologie an der MedUni Innsbruck.
Jeder Zweite kann sich nicht an einen Zeckenstich erinnern
Borreliose zeigt sich in 85 Prozent der Fälle durch einen roten, ringförmigen Ausschlag, der sich über den Körper ausbreitet. Diese sogenannte Wanderröte kann ein früher Hinweis sein und nach Abklärung mit einem Antibiotikum behandelt werden. Die Wanderröte kann aber auch ausbleiben oder nicht entdeckt werden – möglich ist eine grippeähnliche Erkrankung mit Fieber, Kopf- und Gelenksschmerzen. In schwerwiegenden Fällen kann es zu Nervenschmerzen, Gesichtslähmung, Taubheitsgefühl, Seh- oder Hörstörungen und Schäden des zentralen Nervensystems kommen. Die meisten Formen können mittels Antibiotika auch zu einem späteren Zeitpunkt der Erkrankung gut behandelt werden.
Eine kürzlich veröffentlichte US-Studie zeigt, dass sich die Mehrheit von rund 100 untersuchten Kindern, die sich mit Borreliose infiziert hatten, innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss der Antibiotikabehandlung erholt hatte. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz laborierte länger als sechs Monate an der Erkrankung.
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Nicht immer bemerkt man einen Zeckenstich oder eine Wanderröte. Laut Pfausler kann sich nur etwa die Hälfte derer, die an Borreliose erkranken, an einen Stich erinnern. Während es gegen FSME eine Impfung gibt, kann man sich vor Borreliose nicht schützen.
Wie groß ist das Risiko infiziert zu werden?
Bis zu jede dritte Zecke trägt Borrelien in sich. Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz zeigen, dass es nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen zu einer Borrelien-Infektion kommt. Nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankt. Laut dem deutschen Robert Koch-Institut ist bei 0,3 bis 1,4 Prozent aller Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen der Borreliose zu rechnen. Es gibt keine Daten, wie viele Borreliose-Erkrankungen es in Österreich jährlich gibt. Laut AGES wird geschätzt, dass jährlich 25.000 bis 70.000 Menschen erkranken. Die meisten Fälle werden im Frühling und Sommer verzeichnet.
Während bei FSME, die durch Viren übertragen wird, bereits innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich eine Übertragung erfolgt, dauert es bei Borrelien einen Tag bis hin zu 36 Stunden. Pfausler: "Die Borrelien befinden sich im Vormagen der Zecke, das FSME-Virus ist hingegen in ihrem Speichel. Wenn die Zecke sticht, können beim Durchbohren der Haut bereits FSME-Viren ins Blut gelangen. Das heißt noch nicht, dass man krank wird. Die Borrelien kommen erst dann ins Blut, wenn die Zecke gesättigt ist, sozusagen rülpst und so ihr Mageninhalt ins Blut gelangt."
Heißt: Wird die Zecke rechtzeitig entdeckt und entfernt, kann das Risiko einer Borreliose vermindert werden.
5 Tipps, um Zecken abzuwehren
- Geschlossene, helle Kleidung: Wer sich in hohem Gras, im Gebüsch oder Unterholz aufhält, kann sich mit langer Kleidung sowie festen Schuhen schützen. Das erschwert Zecken an eine geeignete Hautstelle zu gelangen.
- Mit einem Tuch abstreichen: Nach einem Aufenthalt in Wald und Wiese kann man seine Haut mit einem Tuch abstreichen. Zecken wandern bis zu sechs Stunden, bis sie einen Platz für ihre Nahrungsaufnahme, das Blutsaugen, gefunden haben.
- Schutzsprays: Mittel aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt schützen ebenfalls. Sie können auf die Haut und/oder auf Kleidung aufgetragen werden.
- Haut absuchen: Wer im Freien war, sollte sich gründlich auf Zecken absuchen und diese sofort entfernen. Insbesondere Kinder sollten gründlich untersucht werden. Bevorzugte Hautstellen sind Ohren, Achseln, Hals, Ellenbeuge, Kniekehle, Genitalbereich, Bauchnabel und Haaransatz.
- Richtiges Entfernen: Beim Entfernen sollte die ganze Zecke gelöst werden. Dazu greift man sie am besten mit einer Pinzette nahe der Hautoberfläche und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Wichtig ist, nicht den vollgesogenen Körper zusammenzudrücken. Sie sollte nicht gedreht oder mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Das könnte die Zecke reizen und dazu führen, dass sie ihren Speichel mitsamt potenziellen Infektionserregern ins Blut abgibt.
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