Zeckenbiss: Gefürchtete Borreliose ist gut therapierbar

Wanderröte, ein typisches Symptom der Borreliose.
In einer Studie mit Kindern zeigte sich, dass sich die meisten innerhalb von sechs Monaten von der Krankheit erholen. Vorausgesetzt sie werden richtig behandelt.

Aus einer Entfernung von bis zu zehn Metern können Zecken ihre Opfer ins Visier nehmen. Bei der Verfolgungsjagd sind die Blutsauger hartnäckig: Mit ihren langen Beinen hechten sie ihren Wirten über mehrere Hundert Meter nach.

Der Biss einer Zecke kann zu Borreliose, auch Lymeborreliose oder Lyme-Krankheit genannt, führen. Rund 30 Prozent aller Zecken sind mit Borrelien infiziert. Gegen diese Krankheit gibt es – im Gegensatz zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – keine Impfung, aber gute Behandlungsmöglichkeiten mit Antibiotika.

Das untermauert jetzt auch eine gemeinsame Studie des Children's National Research Institute und der National Institutes of Health des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums.

Kinder-Studie zu Langzeitfolgen

Die Ergebnisse wurden nun im Fachblatt Pediatric Research veröffentlicht und beruhen auf den Behandlungsergebnissen von 102 Kindern in den Vereinigten Staaten. Die Mehrheit der an Borreliose erkrankten Kinder erholte sich innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss der Antibiotikabehandlung. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz laborierte länger als sechs Monate an der Erkrankung.

Im Rahmen der Studie wurden die Eltern von 102 Kindern zwischen fünf und 18 Jahren, bei denen Borreliose diagnostiziert worden war, befragt. Die Diagnosen waren im Zeitraum von sechs Monaten bis zehn Jahren vor Beginn der Studie gestellt worden. Alle Über-Zehnjährigen wurden ebenfalls gebeten, Fragebögen auszufüllen.

Den Elternbefragungen zufolge waren 75 Prozent der Kinder innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss der Behandlung vollständig genesen: 31 Prozent aller Kinder erholten sich innerhalb eines Monats, 30 Prozent innerhalb von ein bis drei Monaten und 14 Prozent innerhalb von vier bis sechs Monaten.

Belastendes Nachbehandlungssyndrom

Bei etwa 22 Prozent der Kinder trat mindestens ein anhaltendes Symptom auf, das auch sechs Monate oder länger nach Abschluss der Therapie spürbar war. Von diesen Kindern hatten neun Prozent Symptome, die unter das Post-Lyme-Borreliose-Syndrom fallen, etwa Schmerzen, Müdigkeit oder Denkstörungen. Charakteristisch für dieses Nachbehandlungssyndrom ist, dass die Beschwerden trotz Therapie bestehen bleiben oder danach zurückkehren.

Sechs Prozent der Kinder waren zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht vollständig genesen, und bei einem Prozent waren die Symptome so stark, dass sie das alltägliche Leben beeinträchtigten.

Den Autorinnen und Autoren zufolge stützt diese Studie frühere Daten, die eine ausgezeichnete Gesamtprognose für an Borreliose erkrankte Kinder zeigen.

Das Post-Lymeborreliose-Syndrom ist bei Kindern und Erwachsenen nach wie vor nur unzureichend erforscht. Weitere Forschungsarbeiten seien daher dringend erforderlich, um die langwierigen Symptome besser zu verstehen und therapieren zu können, so die Forschenden. 

Zecken immer schnell entfernen

Genaue Zahlen dazu, wie viele Menschen in Österreich jedes Jahr an Borreliose erkranken, sind nicht verfügbar. Schätzungen zufolge gibt es pro Jahr 50.000 bis 80.000 Erkrankungen. Das verantwortliche Bakterium befindet sich im Zeckenmagen. Ist die Zecke mit Blut vollgesogen und satt, stößt sie auf und das Bakterium gelangt in die Blutbahn des Menschen. Das dauert ein wenig, deswegen ist es wichtig, die Zecke schnell zu entfernen.

Erschwert werden Diagnose und Dokumentation der Infektionskrankheit durch ihre vielfältige Symptomatik. Am häufigsten äußerst sich eine Ansteckung in Form der Wanderröte. Dabei handelt sich um eine lokale Hautrötung, die nach einem Zeckenstich auftritt und immer größer wird, wenn sie nicht behandelt wird. Wird das Erythema migrans, wie die Wanderröte fachsprachlich genannt wird, mittels Antibiotika behandelt, tritt rasch Besserung ein.

Auch unbehandelt wird das Immunsystem in vielen Fällen allein damit fertig und es gibt keine Komplikationen. Ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen ist aber nicht auszuschließen. Ohne Behandlung kann sich die Infektion auf Gelenke, das Herz und das Nervensystem ausbreiten.

Krankheit mit vielen Gesichtern

Nicht bei jedem Infizierten zeigt sich dieses Warnzeichen. Eine zweite häufige Form der Borreliose ist die Lymeneuroborreliose. Sie kann einer unbehandelten Wanderröte folgen, aber auch ohne diese auftreten. Typische Symptome bei Kindern sind grippeähnliche Beschwerden wie Fieber und Kopfschmerzen und eine Lähmung des Gesichtsnervs, die Betroffene und ihre Eltern oft nicht mit einem Zeckenstich in Verbindung bringen.

Bei Erwachsenen kommt es zur Entzündung von Nervenwurzeln, mit wandernden Schmerzen, die nachts besonders heftig sind und durch Schmerzmittel nicht gelindert werden, und bei etwa der Hälfte der Fälle zu Lähmungserscheinungen an den Extremitäten, Hirnnerven und anderen Körperarealen führen.

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