Gut behandelbar
"Das stimmt so nicht", betont Mediziner Mateusz Markowicz vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der MedUni Wien. "Bei der Borreliose handelt es sich um eine gut behandelbare Erkrankung, deren Diagnose meist aufgrund typischer Symptome gestellt werden kann." Neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist Borreliose in Österreich die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit. Im Gegensatz zur viralen FSME handelt es sich bei Borrelien um Bakterien. Es gibt, anders als bei FSME, keinen Impfschutz. Genaue Zahlen dazu, wie viele Menschen in Österreich jedes Jahr an Borreliose erkranken, sind zudem nicht verfügbar. "Die Erkrankung ist nicht meldepflichtig, wir haben daher nur Schätzungswerte aufgrund von älteren Erhebungen und gehen davon aus, dass es pro Jahr 50.000 bis 80.000 Erkrankungen gibt", sagt Markowicz.
Erschwert werden Diagnose und Dokumentation der Infektionskrankheit auch durch ihre vielfältige Symptomatik. Am häufigsten äußerst sich eine Ansteckung in Form der Wanderröte. "Dabei handelt sich um eine lokale Hautrötung, die nach einem Zeckenstich auftritt und immer größer wird, wenn sie nicht behandelt wird", erklärt Markowicz. Wird das Erythema migrans, wie die Wanderröte fachsprachlich genannt wird, mittels Antibiotika behandelt, tritt rasch Besserung ein. "Auch unbehandelt wird das Immunsystem in vielen Fällen allein damit fertig und es gibt keine Komplikationen. Ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen ist aber nicht auszuschließen."
Schwerer Verlauf
Nicht bei jedem Infizierten zeigt sich dieses Warnzeichen. Eine zweite häufige Form der Borreliose ist die Lyme-Neuroborreliose, unter der auch Bieber laut eigenen Angaben leidet. Sie kann einer unbehandelten Wanderröte folgen, aber auch ohne diese auftreten. Typische Symptome bei Kindern sind grippeähnliche Beschwerden wie Fieber und Kopfschmerzen und eine Lähmung des Gesichtsnervs, die Betroffene und ihre Eltern oft nicht mit einem Zeckenstich in Verbindung bringen. Bei Erwachsenen kommt es zur Entzündung von Nervenwurzeln, mit wandernden Schmerzen, die nachts besonders heftig sind und durch Schmerzmittel nicht gelindert werden, und bei etwa der Hälfte der Fälle zu Lähmungserscheinungen an den Extremitäten, Hirnnerven und anderen Körperarealen führen.
"Auch die Neuroborreliose ist mittels Antibiotika gut behandelbar. Falls die Schmerzen ohne Lähmungserscheinungen auftreten, kann es aber vorkommen, dass der Neurologe erst spät konsultiert und Diagnose und Behandlung verzögert werden." In sehr seltenen Fällen (rund zwei Prozent der Betroffenen) kann die Krankheit chronisch werden. Zu den möglichen Folgeerscheinungen zählen Lähmungen.
Wann und wo die Gefahr einer Ansteckung am größten ist, hängt von der Aktivität der Zecken ab. Zu den meisten Zeckenstichen kommt es im Mai und Juni. Ist der Sommer heiß und trocken, sind die Zecken meist weniger aktiv. Um die Erforschung der Erkrankung voranzutreiben, sucht die MedUni Wien laufend Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, die einen frischen Zeckenstich haben oder eine Hautrötung nach einem Stich bemerken. "Ziel ist, die Immunantwort bei einer Borrelien-Infektion zu untersuchen."
Wie es Bieber mit seiner Erkrankung geht, werden Fans in Kürze in einer Doku-Reihe auf YouTube erfahren. Der Sänger kündigte an, dort Videos zu veröffentlichen. Sein Posting wurde bereits über zweieinhalb Millionen Mal gelikt. Dass ein Weltstar Borreliose zum Thema macht, sieht Experte Markowicz grundsätzlich positiv: "Wir sind froh, wenn Medien darüber berichten, vorausgesetzt sie tun es umfassend und verbreiten keine Falschinformationen."
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