Die Pandemie hat nach Schätzungen der WHO in den Jahren 2020 und 2021 zwischen 11.700 und 15.200 Schweden das Leben gekostet.
04.06.22, 11:26
Internationale Experten sind sich einig: Schwedens Sonderweg ist gescheitert. Dieser sei "einzigartig und charakterisiert durch einen moralisch, ethisch und wissenschaftlich fragwürdigen Laissez-faire-Ansatz" gewesen, so eine Studie im Wissenschafts-Magazin Nature, der KURIER berichtete.
Im Zentrum der schwedischen Pandemiebekämpfung standen freiwillige Maßnahmen – einen Lockdown gab es bekanntlich nicht. Die Strategie von Schwedens ehemaligem Chef-Epidemiologen Anders Tegnell habe sich in keinem messbaren Aspekt im Vergleich zu den nordischen Nachbarn oder auch international als überlegen gezeigt.
Der Sonderweg habe hohe menschliche Kosten für die schwedische Gesellschaft mit sich gebracht: eine um das Zehnfache höhere Sterberate als das Nachbarland Norwegen.
Pandemie-Tote
Erst vor Kurzem mussten Forscher der Weltgesundheitsorganisation Schätzungen, wie viele Menschen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gestorben sind, u. a. für Schweden überarbeiten, die Studienautoren im Fachmagazin Natureberichteten. Hintergrund waren zwar nur statistische Berechnungsfehler, allerdings haben solche Daten politische Sprengkraft. (Hier können Sie das WHO-Dokument auf Englisch nachlesen)
So wurde die Schätzung für das Land im hohen Norden in diesem Fall nach oben korrigiert: Ab Jänner 2020 bis Dezember 2021 gab es in Schweden zwischen 11.700 und 15.200 Pandemie-Tote.
Die WHO stützt sich auf die sogenannte Übersterblichkeit – die Schätzung umfasst also sowohl verstorbene Corona-Infizierte als auch Menschen mit anderen Krankheiten oder Verletzungen, die wegen der Überlastung der Gesundheitssysteme nicht rechtzeitig behandelt werden konnten.
Fünfter Stich
Dass eine Herdenimmunität über "natürliche Infektionen" und ohne hohe Impfquote erreichbar sei, glaubt Schwedens Regierung sowieso nicht mehr. So sagte Schwedens Sozialministerin Lena Hallengren vergangene Woche in Stockholm: "Die Pandemie ist nicht vorbei."
Und empfahl damit allen Bürgern ab 65 Jahren und Risikogruppen einen fünften Stich im Herbst. Es sei immer noch wichtig, sich impfen zu lassen. Zudem dürfen sich alle anderen Erwachsenen eine vierte Impfung holen, wenn sie das wünschen.
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