Protein-Impfstoff Novavax ist im Endspurt: Thiem muss darauf warten
Das US-Pharmaunternehmen Novavax hat Teile seiner Phase 3-Studie zu seinem Coronavirus-Impfstoff NVX-CoV2373 in den USA und Mexiko veröffentlicht (hier können Sie die Ergebnisse nachlesen). Insgesamt nahmen rund 30.000 Probanden an der Impfstoff-Studie teil, das Unternehmen hatte sich zu zwei Teilstudien innerhalb der Phase 3 entschieden.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft den Impfstoff bereits in einem laufenden Verfahren seit Februar. Novavax soll bis zu 200 Millionen Dosen an die EU liefern.
Der Impfstoff gehört zu den proteinbasierten Vakzinen, die vor Covid-19 die modernsten Impfstoffe waren. NVX-CoV2373 enthält direkt das Spikeprotein, das somit nicht erst im Körper produziert werden muss und damit die Immunantwort früher einsetzt. Dieses Prinzip ist bereits von Vakzinen gegen andere Erkrankungen bekannt. Beispielsweise funktionieren Grippeimpfstoffe so ähnlich.
Die Immunantwort fällt allerdings häufig schwächer aus, weshalb den Impfstoffen ein Adjuvanz (Wirkverstärker) zugesetzt werden muss, wie auch bei Novavax. Novavax verwendet einen Wirkverstärker aus einem Seifenbaumextrakt: Saponinen werden seit rund zehn Jahren in anderen Adjuvanzien eingesetzt.
Thiem gab bekannt, er wolle warten
Der Impfstoff könnte von jenen Impfskeptiker angenommen werden, die die neuartigen mRNA-Impfstoffe Biontech und Moderna ablehnen. Erst gestern hatte Österreichs Tennisstar Dominic Thiem bekannt gegeben, auf die Zulassung des Impfstoffs zu warten: "Ich bin noch nicht geimpft. Ich will eigentlich auf den Novavax-Impfstoff warten, weil ich von meinem Doktor gehört habe, dass der richtig gut sein soll", erklärte Thiem. Für den 26. November gibt es in Bezug auf Australien allerdings eine Deadline, bis dahin muss man für die Einreise vollständig immunisiert sein. "Wenn es sich ausgeht", will Thiem sich bei rechtzeitiger Zulassung mit Novavax impfen lassen. "Wenn nicht, lasse ich mich mit etwas anderem impfen."
Der Impfstoff wird in zwei Dosen mit einem Abstand von 21 Tage verabreicht. Das Warten dürfte in seinem Fall deshalb sehr knapp werden: Im Fall von Biontech dauerte es rund drei Wochen nach dem Einreichen des Antrags auf eine bedingte Zulassung bis zur Genehmigung durch die EMA und Kommission.
Novavax hat seinen Antrag noch gar nicht bei der EMA eingebracht.
Generell raten Experten zu anderen Impfstoffen jetzt im Spätherbst, damit ein voller Schutz bis zu einem erneuten Ansteigen der Infektionsrate in der kalten Jahreszeit einsetzen kann.
Was wissen wir über Wirksamkeit und Nebenwirkungen?
Schon an der Teil-Studie in Großbritannien hatten mehr als 15.000 Probanden im Alter von 18 bis 84 Jahren teilgenommen. Die eben veröffentlichten Teilergebnisse der Phase 3-Studie aus den USA und Mexiko betreffen 29.949 Teilnehmer, die zwischen 27. Dezember 2020 und 18. Februar 2021 an der Studie teilgenommen haben. Das mittlere Alter betrug 47 Jahre, mehr als jeder Zehnte war älter als 65 Jahre.
Die Studie wurde noch vor dem Auftreten von Delta durchgeführt, allerdings beziehen sich die Daten vor allem auf besorgniserregende Varianten, nämlich laut Studie zu 78,7 Prozent, davon 88,6 Prozent die Alpha-Variante (vormals britische Variante).
Der Impfstoff schützt mit einer Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent vor einer symptomatischen Erkrankung. Alle mittelschweren bis schweren Fälle traten bei Placebo-Empfängern auf, der Impfstoff verhinderte also schwere Verläufe zu 100 Prozent.
Die Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen berichteten von milden bis moderaten Nebenwirkungen, vor allem nach der zweiten Teilimpfung. Es gab nur wenige Fälle von schweren Nebenwirkungen.
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