Thiem gesteht Fehler und verrät, warum er nicht geimpft ist
Selten hat sich ein Mensch so gefreut, wenn er zehn Minuten Tennis gespielt hat. Zehn Minuten reichten, um Dominic Thiem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Österreichs Tennis-Profi weiß, dass er eine rasche Rückkehr auf die Tour nicht herbeizaubern kann, aber die ersten Schläge am Montagnachmittag seiner langwierigen Handgelenksverletzung im Landhotel Eichingerbauer in Mondsee machten Mut.
Im benachbarten Red-Bull-Trainingszentrum in Thalgau wird mit dem neuen Fitnesstrainer Jez Green und Mitglieder seines neuen Managements Kosmos auch sonst emsig am Aufbau gearbeitet.
KURIER: Man kann annehmen, dass Ihnen ein Stein vom Herzen fiel ...
Dominic Thiem: Auch, wenn ich derzeit nur mit Softbällen trainieren kann, aber es war ein tolles Gefühl, nach acht Wochen wieder Bälle schlagen zu können. Aber man darf noch nichts überstürzen, dieses Mal waren es zehn Minuten, am Dienstag vielleicht schon 15. Anfangs ist natürlich auch noch eine Blockade da, weil die Verletzung ja im Training im Sommer noch einmal zurückgekommen ist. Aber ich habe Zeit. Anfang November möchte ich dann wieder voll trainieren, ich kann es kaum erwarten, wieder so richtig auf Bälle draufhauen zu können.
Wie schlimm ist es für Sie derzeit?
Schlimm war es nach der Verletzung im Juni. Da hatte ich noch auf die US Open gehofft und auf den Rest der Saison. Die Ungewissheit war schlimm. Auch die Zeit zuletzt, bevor die Schiene runterkam, war nicht so leicht, da war ich sehr nervös. Weil immer eine Operation im Raum stand, da hätte ich erst im April starten können.
So ganz ohne Schlagzeilen lief es bei Ihnen ja doch nicht ab. Zuletzt wurde rund um die Trennung von Physiotherapeut Alex Stober, der seit 2015 in ihrem Team war und von seinem Abschied vom Management erfuhr, Schmutzwäsche gewaschen ...
Ja, da sind Fehler passiert. Meiner war, dass ich ihn nicht angerufen habe. Wir werden das noch aussprechen, er hat mich ja immerhin zuvor topfit gemacht. Aber die Art und Weise, wie er die Schuld auf mich und mein Team abgeschoben hat, war ein Vertrauensbruch.
Schuld?
Stober sagte, dass er die Verletzung mit seinen Methoden in den Griff bekommt, und die US Open nicht in Gefahr seien. Ein Irrtum.
In den jüngsten drei Jahren gab es in ihrem Team Thiem überhaupt ein Kommen und Gehen. Schlecht für das Image?
Nach jeder Trennung gab es einen gewissen Aufschrei, das Kernteam blieb aber immer bestehen. Aber bis vor zwei, drei Jahren hat es keine einzige Trennung gegeben, obwohl das bei uns nichts Außergewöhnliches ist. Jetzt haben wir ein tolles Team.
Im ersten Halbjahr lief es auch für einen gesunden Thiem nicht gut. Sie sagten, Sie wären nach dem US-Open-Triumph in ein mentales Loch gefallen ...
Ich hatte zuvor 15 Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet. Als ich erstmals in den Top 10 war, war es erstmals auch realistisch. Nach einer anfänglichen Euphorie kam danach eine gewisse Leere dazu. Und gerade als es wieder besser lief, kam die Verletzung. Es war eine Mischung aus einem schlechten Schlag und die Folge jahrelanger Abnützungen.
Ihr großes Ziel sind die Australian Open im Jänner. Voraussetzung für eine Einreise ist eine Impfung bis Ende November. Sind Sie geimpft?
Nein, ich warte auf den den Impfstoff Novavax. Wenn ich ihn bis dahin nicht bekomme, dann nehm ich einen anderen Impfstoff.
Wie sehen die Comeback-Pläne aus?
Ich möchte im Dezember eine Exhibition spielen, da ich Matchpraxis brauche. Wenn alles programmgemäß läuft, kann ich bei den Australian Open richtig gut spielen. Aber zu viel darf man noch nicht erwarten. Matches und Training sind zwei unterschiedliche Dinge. Mein großes Ziel sind die French Open im Mai, da möchte ich top da sein.
Wird man Sie auch beim großen Daviscup-Finalturnier Ende November in Innsbruck sehen?
Wenn ich im Land bin, ja. Dass ich nicht spielen kann, tut besonders weh, weil wir vielleicht so eine Chance nie wieder bekommen werden.
Derzeit sieht man Sie aber dennoch bei Events. Mit Freundin Lili. Stört es Sie, dass da jede Menge Bilder auftauchen?
Wenn ich mit ihr einen Grand Prix besuche, darf ich mich nicht wundern, dass es Bilder gibt. Bewusst an die Öffentlichkeit gehen wir nicht. Es war schön, dass ich in der harten Zeit jemanden hatte.
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