Nobelpreisträger Krausz: "Wir sind in eine neue Welt vorgestoßen"

Nobelpreisträger Krausz: "Wir sind in eine neue Welt vorgestoßen"
Der neue Physik-Nobelpreisträger sprach in der ZIB 2 auch darüber, wie seine Entdeckung der Attosekunden unseren Alltag verändern könnte.

Als sein Handy am Dienstag klingelte, sei dort ein "unbekannter Anrufer" angezeigt worden. Er habe zwar gewusst, dass der Physik-Nobelpreis an diesem Tag vergeben werden würde, so der neue Physiker Ferenc Krausz im ZIB 2-Interview, "aber ich habe nicht mit einem Anruf gerechnet". Am Abend aber, da begann er "mich an den Gedanken zu gewöhnen, aber es kostet mich große Mühe."

➤ Mehr dazu: Was ist eigentlich eine Attosekunde?

Seinem Team war es im September erstmals gelungen, eine sogenannte Attosekunde mithilfe von extrem schnellen Lichtblitzen zu messen - also das Milliardstel einer Milliardstelsekunde. "Es hat mich fasziniert, dass man in eine Welt vorstoßen kann, in der kein Mensch je zuvor gewesen ist und über die wir sehr wenig wissen", so Krausz.

Hunderttausendfach schnellere Rechenleistung bei Computern möglich

Bis die Entdeckung auch praktischen Nutzen für unseren Alltag haben kann, "müssen wir wahrscheinlich noch warten", so der Nobelpreisträger, der dann aber gleich Beispiele auflistete. So basiert die Geschwindigkeit von Computern beispielsweise darauf, wie schnell elektrischer Strom in Mikrochips ein- und ausgeschaltet werden kann. Die Existenz von Attosekunden zeige demnach, "dass eine hunderttausendfache Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Computern möglich sein kann".

➤ Mehr lesen: Ferenc Krausz: "Es ist doch Realität und kein langer Traum"

Deutlich schneller könnte Krausz' Entdeckung in der Medizin angewendet werden. Dort sei es mithilfe von ultraschnellen Lichtblitzen wahrscheinlich möglich, Anzeichen für Krebserkrankungen im Blutbild von Patientinnen und Patienten zu erkennen.

Sieht Krausz sich als Ungar, Österreicher oder Deutscher?

Amüsiert gab sich Krausz angesichts der Tatsache, dass sowohl sein Geburtsland Ungarn, als auch Österreich und Deutschland den Nobelpreis-Sieg für sich beanspruchen. Seine Laufbahn hatte in Ungarn begonnen, an der TU Wien aber hatte er aber seine Professur gemacht und jahrzehntelang geforscht. Zuletzt war Krausz, der auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, aber in Deutschland tätig.

"Wir sollten in Europa doch alle Europäer sein", gab der 61-Jährige schmunzelnd zurück. "Ich bin stolz darauf, dass ich von gleich drei Ländern so viel bekommen habe und dass ich diesen Ländern mit diesem Preis etwas zurückgeben kann."

Kommentare