Neue Initiative: Wie das österreichische Impfwesen verbessert werden soll

Mature man taking a vaccine from his doctor
Ziel müssten eine bessere Versorgung und höhere Durchimpfungsraten sein, heißt es.

Bessere Versorgung mit Impfstoffen und höhere Durchimpfungsraten sind die Ziel des "Austrian Vaccines Strategy Forum". Der Nutzen von Impfungen ergibt sich nicht nur aus dem primären Ziel, den Menschen zu schützen, "auch das Gesundheitswesen wird entlastet", argumentierte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Gemeinsam mit dem Verband der Österreichischen Impfstoffhersteller (ÖVIH) soll eine der "wichtigsten Gesundheitsmaßnahmen, die es weltweit gibt" forciert werden.

Das sagte ÖVIH-Präsidentin Renee Gallo-Daniel am Mittwoch bei der Vorstellung des Forums im Rahmen einer Online-Pressekonferenz. Damit die Ziele erreicht werden können, bedürfe es unter anderem einer "Erhebung der Impfbereitschaft und des daraus resultierenden Bedarfs", so Gallo-Daniel. Ebenso müssten gesundheitspolitische Ziele gesetzt und regelmäßige Erhebungen zum Thema "Impfeinstellung" durchgeführt werden - dies auch vonseiten der öffentlichen Hand, und nicht von der Industrie alleine.

Lücke bei Erwachsenen

Mit dem Forum wollen die Impfstoffhersteller als ersten Schritt Optimierungsmöglichkeiten aufzeigen, "wir wollen Gesprächspartner für die Gesundheitspolitik sein". Besonders hervorgehoben wurde, dass es in Österreich zwar ein gutes Kinderimpf-Konzept gibt, wo viele Impfungen kostenlos sind, bei Erwachsenen jedoch sehr wenig Kostenübernahmen erfolgen würden. Bei Erwachsenen fehlen daher klare Impfstoff-Bedarfsmengen, "daher ist es unumgänglich, dass entsprechende Daten erhoben werden. Nur wenn wir wissen, was wir brauchen, können wir es auch optimal planen und organisieren", schilderte Herzog seinen Standpunkt.

Die Wiener Sozialmedizinerin Ursula Kunze (MedUni Wien) hob hervor, dass es in Österreich zwar extrem gute Impfempfehlungen gebe, "es hapert aber an der Umsetzung", die sei im Erwachsenenbereich noch nicht passiert. Erster guter Schritt sei der neue elektronische Impfpass, dessen Testphase bereits laufe. Es brauche aber starke gesundheitspolitische Unterstützung, der Staat "sollte immer kommunizieren, dass ihm Impfungen wichtig sind". "Das Vertrauen in das Impfwesen muss wieder gestärkt werden", sagte Kunze angesichts einer gewissen Impfskepsis in der Bevölkerung, zudem wäre eine "Kostenübernahme wäre für Erwachsene auch wünschenswert" - gewisse Impfungen, oder idealerweise alle Impfungen für Erwachsene sollten vom Staat übernommen werden.

Komplexer Verbesserungsansatz

Die Liste, die Kunze zur Verbesserung des Impfwesens angelegt hat, ist jedenfalls eine lange, denn Kostenübernahme alleine ist noch nicht die Lösung, wie die Masernimpfung zeige, die auch für Erwachsene kostenlos ist. Im Gegenzug zeige die außerordentlich hohe Durchimpfungsrate gegen das durch Zecken verbreitete FSME-Virus, wie eine erfolgreiche Kampagne funktionieren würde.

Aktuell wird sich aufgrund von Corona die bisher niedrige Rate bei der Influenza erhöhen: "Es ist aber unwahrscheinlich, dass österreichweit verfügbaren 1,25 Millionen Dosen alle genutzt werden", beruhigte Pharmig-Generalsekretär Herzog jene, die fürchten, heuer keine Impfung zu bekommen. Dies wäre ein Verdoppelung der Durchimpfungsrate, was für Österreich sensationell sei, aber wissen werde man das erst am Ende. "Es ist nicht notwendig, sich genau jetzt impfen zu lassen", unterstrich Gallo-Daniel. Die Erfahrung zeige, dass die Saison im Dezember oder erst im Jänner so richtig los gehe. "Allzu früh impfen ist nicht immer sinnvoll", ergänzte Kunze.

Der erwähnte Nutzen der Influenza-Impfung ist jedenfalls auch ohne die Wechselwirkung mit Corona enorm: Influenza-Impfung: Pro Euro, der hier investiert wird, werde die Gesellschaft mit 27 Euro entlastet, jeder Euro spart hier dem Gesundheitswesen 2,80 Euro und eine Steigerung der Durchimpfungsrate um nur fünf Prozent verhindert jährlich bis zu 31.240 weitere Erkrankungsfälle - bei 50 Prozent wären sogar rund 380.000 Fälle vermeidbar, rechnete Herzog vor.

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