Neue Gesundheits-Umfrage: Wie Corona unser Wohlbefinden drückt

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Die anhaltende Pandemie beansprucht Körper und Psyche der Bevölkerung nachhaltig, das zeigt eine neue Umfrage. Die CoV-Impfbereitschaft ist hoch.

Die gute Nachricht zuerst. Nachdem am Montag Meldungen über einen potenziell hochwirksamen Corona-Impfstoff weltweit für Euphorie sorgten, belegt eine aktuelle repräsentative GfK-Umfrage nun: 54 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher würden sich auch tatsächlich gegen Covid-19 impfen lassen, 37 Prozent davon sogar rasch nach Zulassung eines zuverlässigen Präparats. Nur jeder Fünfte würde eine Immunisierung ablehnen.

Wie wichtig ein vorbeugender Schutz gegen den Erreger ist, zeigt ein weiteres Ergebnis der Befragung im Auftrag der Wiener Städtischen: 50 Prozent der befragten genesenen Covid-19-Erkrankten berichteten, noch immer Auswirkungen der Krankheit zu verspüren. Immerhin: Gefragt nach dem aktuellen allgemeinen Gesundheitszustand gaben drei Viertel aller Befragten an, sich gesund oder sehr gesund zu fühlen.

Befragt wurden zwischen Ende September und Anfang Oktober über 1.000 Personen ab 15 Jahren. (Zum Befragungszeitpunkt gab es noch keine Hinweise auf einen zweiten Lockdown.)

Jeder Zehnte beschrieb ein beeinträchtigtes Befinden. Der gesundheitliche Wohlfühlfaktor scheint ans Alter geknüpft: "Je älter die Befragten, desto negativer fielen die Angaben darüber aus", sagt Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen.

Ein zentrales Thema im Umgang mit dem Virus ist der Schutz von Risikogruppen: 76 Prozent der Befragten gaben an, zu einer solchen zu gehören oder jemanden zu kennen, der stärker gefährdet ist. Stichwort Risikogruppe: Diabetes-Patienten, die wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden müssen, haben ein erhöhtes Sterberisiko. Zu diesem Schluss kommen Autoren einer eben erst erschienenen Studie der Österreichischen Diabetes Gesellschaft.

Vorsorge nicht aufschieben

"Österreich kann stolz darauf sein, eines der besten Gesundheitssysteme der Welt zu haben. Ich selbst bin zuversichtlich, dass wir gut durch diese Gesundheitskrise kommen werden", sagt Wendler. Wie sieht das die Bevölkerung? 44 Prozent der von GfK Befragten waren zufrieden mit der medizinischen Versorgung während des Lockdowns. Allerdings: Drei von zehn Österreicherinnen und Österreichern haben die diversen Medizinangebote währenddessen gar nicht genützt – entweder, weil sie sich gesund fühlten oder bewusst Arztpraxen ferngeblieben sind und Termine verschoben haben.

Auch geplante Operationen wurden verschoben – zudem führte die reduzierte Zahl der Vorsorge-Screenings zu weniger angeordneten Eingriffen. Wendler: "Hier stand wohl im Vordergrund, dass man das Risiko, sich beim Arzt anzustecken, nicht eingehen wollte. Es ist ganz wichtig, dass diese rasch nachgeholt werden, weil es um die Prävention von Erkrankungen geht. Die Österreicherinnen und Österreicher sollten auch in diesen Zeiten ihre Vorsorgetermine wahrnehmen, weil genau das unsere Gesundheits-Zukunft bestimmt."

Lockdown-Kilos

Schon kurz nach Ende des ersten Lockdowns warnten Experten, Social Distancing und Isolation hätten sich negativ auf Fitness und Körpergewicht ausgewirkt. Laut GfK-Studie hat jeder Fünfte die Lockdown-Zeit genutzt, um sportlich in die Gänge zu kommen, elf Prozent haben diese Motivation beibehalten. Bei einem Drittel der Befragten zeigt die Waage inzwischen ein anderes Gewicht an: "Zwei von drei Personen haben zugenommen. Das zeigt, dass man im Lockdown mehr Bewegung machen und auf die Ernährung achten sollte", sagt Wendler.

Nicht nur der Körper laboriert an der Krise: Als größten Belastungsfaktor empfanden die Befragungsteilnehmer während der Ausgangsbeschränkungen im Frühling den psychischen Stress. Frauen waren hier geforderter als Männer: 47 Prozent der Frauen fühlen sich durch die Corona-Situation insgesamt stärker belastet, bei den Männern sind es hingegen 38 Prozent.

Mit den Maßnahmen-Lockerungen vor dem Sommer atmete die Psyche auf: Bei zwei von drei Befragten sank der Stresspegel, bei rund zehn Prozent hielten seelische Strapazen aber an. Nach wie vor der heftigste mentale Stressor: die Einschränkung der sozialen Kontakte.

Abstand gewinnen

Darauf, dass die psychische Belastung durch den dauerhaften Ausnahmezustand steigt, deuten auch längere Wartezeiten und mehr Anfragen an den Psychiatrien sowie erste Ergebnisse von Forschungsprojekten der Med-Uni Innsbruck hin.

Rund ein Viertel der Bevölkerung könnte psychisch stärker mitgenommen sein als vor der Krise. "Jetzt ist die Situation belastender als im Frühling", gibt Barbara Sperner-Unterweger, Direktorin der Universitätsklinik für Psychiatrie II zu Bedenken. Akute Krisen seien leichter bewältigbar als chronische. Psychischer Stress äußere sich durch Anspannung, Unruhe, Schlafstörungen, Erschöpfung oder Antriebslosigkeit.

Angst allein ist kein guter Motivator für den Umgang. Manchmal sei es wichtig "Abstand von der Thematik zu nehmen". Sich beispielsweise nicht permanent dem negativen Nachrichtenfluss auszusetzen – oder bei kreativen Tätigkeiten (Malen, Kochen, Schreiben etc.) ablenkende Entlastung zu finden. Die Zahl jener Menschen, die an einer ängstlich-depressiven Belastung leiden, könnte auf lange Sicht steigen.

Noch sei es zu früh für voreilige Schlüsse. Erst in den nächsten Monaten und Jahren werde man solide Erkenntnisse über psychische Folgen gewonnen haben.

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