Lungenkrebs: Weniger Todesfälle durch Früherkennung

Patienten profitieren von neuen Therapien. Diskussion um Vorsorge-CT.

„Es gibt – abgesehen vom schwarzen Hautkrebs – keine Krebsart, wo die neuen Immuntherapien so gut wirken wie beim Lungenkrebs. Der Weg geht in die richtige Richtung.“ Das sagt Lungenkrebsspezialist Robert Pirker von der MedUni Wien/AKH Wien im Vorfeld eines großen „Welt-Gipfels“ von Lungenkrebsexperten in Wien. Pirker und der Radiologe Helmut Prosch (ebenfalls MedUni Wien/AKH) organisierten erstmals den „Lung Cancer World Summit Vienna 2018“, ein Gipfelgespräch von 15 führenden Lungenkrebsexperten aus aller Welt.

Lungenkrebs ist in Österreich die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern (nach Prostatakrebs, 14 Prozent aller Krebsneuerkrankungen), bei Frauen teilen sich Lungen- und Darmkrebs mit einem Anteil von je zehn Prozent den zweiten Platz hinter Brustkrebs.

Wer profitiert

Die neuen Immuntherapien – sie machen den Tumor für das Abwehrsystem wieder besser sichtbar und bekämpfbar – helfen bereits zahlreichen Patienten. Rund 20 bis 30 Prozent der Patienten haben dabei den größten Vorteil – abhängig von genetischen Merkmalen ihres Tumors. Der Krankheitsfortschritt kann für einen längeren Zeitraum gestoppt, die Überlebensdauer bei einem Teil dieser Patienten verlängert werden – der KURIER berichtete. Teilweise können diese Therapien die Chemotherapie ersetzen, die Patienten schlucken nur mehr eine Tablette am Tag.

Ein Thema bei den Wiener Konferenzen ist die bessere Früherkennung. „Nur etwa 20 Prozent der Lungenkarzinome werden im Frühstadium entdeckt“, sagt Radiologe Prosch. Im Frühstadium leben fünf Jahre nach Behandlungsbeginn noch 90 Prozent der Patienten. Bei späterer Prognose sinkt die Fünf-Jahres-Überlebensrate hingegen auf nur noch 15 bis 20 Prozent. Die Experten treten deshalb für ein Früherkennungsprogramm ein. Eine Niedrigdosis-Computertomografie kann bei starken Langzeitrauchern die Lungenkrebssterblichkeit um 20 Prozent senken, hat eine US-Studie gezeigt. Allerdings: Die Zielgruppe muss genau definiert werden.

„In den USA gibt es einen Wildwuchs, da wird häufig unkontrolliert gescreent“, sagt Pirker. Das aber führt zu vielen sogenannten falsch positiven Ergebnissen – wo sich aus einer ersten Untersuchung ein Krebsverdacht ergibt, der sich in der Folge aber nicht bestätigt. Ein Screeningprogramm – ähnlich dem Mammografie-Screening – sollte es deshalb nur für ganz spezielle Risikogruppen geben. Insbesondere Raucher im Alter über 55 Jahren, die eine oder mehr Packungen Zigaretten über einen längeren Zeitraum geraucht haben, sowie auch ehemalige starke Raucher. Gleichzeitig sollte die Beratung aufhörwilliger Raucher verstärkt werden.

2015 erkrankten knapp 5000 Menschen in Österreich neu an Lungenkrebs. Von 1985 bis 2015 ist die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen bei Frauen von 750 auf 1900 gestiegen.

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