Expertin: "Sinn des Lebens lässt sich nicht in der Arbeit finden"

Workation: Die besten Campingplätze für Home-Office
Tatjana Schnell beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Lebenssinn. Sie definiert 26 Sinnquellen und erklärt, warum nicht Haus und Kind der Sinn im Leben ist.

Viele Menschen suchen Sinn im Leben, manche aktiv, etwa bei Aufenthalten in Retreats oder in der Natur. Doch was bringt tatsächlich Erfüllung? Mit dieser Frage befasst sich Sinnforscherin Tatjana Schnell seit mehr als 20 Jahren. Im Interview mit dem KURIER erzählt sie, warum der Sinn im Leben nicht Haus, Boot und Kind heißt, welche Sinnquellen sie in Studien fand und warum oft der Weg das Ziel ist.

KURIER: Wie wichtig ist es, einen Lebenssinn zu finden?

Tatjana Schnell: Die große Mehrheit findet das wichtig. Es gibt allerdings auch Menschen, die sich nicht für Sinnfragen interessieren. Dieser Anteil geht jedoch zurück. Was ich in 20 Jahren Forschung sehe, ist, dass wir gerade jetzt in Zeiten geraten, wo Sinnfragen präsenter sind und die Menschen sie sich eher stellen. Sinnkrisen sind zurzeit extrem hoch ausgeprägt, vor allem bei den 18- bis 29-jährigen vermisst etwa ein Viertel den Sinn, mit kritischen Folgen. Oft hilft, mit anderen darüber zu sprechen. Sinnkrisen können einen Impuls geben, etwas umzusetzen und zu verändern. Ab einem Alter von 60 Jahren sind sie aber extrem selten – man wird nicht mehr so leicht existenziell umgeworfen.

Welche Sinnquellen gibt es? Braucht es mehr als eine?

Ja, unbedingt. Es gibt eine ganze Menge von Sinnquellen, wir haben in Studien 26 identifiziert, wie soziales Engagement, Macht, Kreativität, Leistung. Viele denken erst einmal nur an Religion. Aber Menschen finden in ganz unterschiedlichen Bereichen Sinn und es ist für das Sinnerleben besser, wenn man breiter aufgestellt ist. Wenn ich nur auf eine Sinnquelle konzentriert wäre und die verloren geht, dann ist das natürlich kritisch.

Kommentare