Als klinische Psychologin und Leiterin des Instituts für „Positive Psychologie und Resilienzforschung“ interessiert Silvia Exenberger, wie es Eltern und Kindern während oder nach Krisen geht – und was sie stark macht.
KURIER: Kinder bekommen Krisen heute hautnah mit, vor allem durch digitale Medien, wie wirkt das?
Sylvia Exenberger: Kinder haben heute Zugang zu allen möglichen Informationen und können – wenn sie das möchten – up to date im Hinblick auf das Weltgeschehen sein. Ein Teil dessen ist durch die Pandemie bis ins Wohnzimmer gerückt. Viele Kinder und Jugendliche haben dadurch Konsequenzen davongetragen, wie etwa psychische Belastungen. So eine Krise hinterlässt Spuren. Junge Menschen nehmen bewusster persönliche, finanzielle und gesellschaftliche Probleme wahr und sind sensibler für mögliche Folgen. Ein Stück Unbeschwertheit ist verloren gegangen.
Was ist Resilienz – und wie entsteht sie?
Resilienz ist nichts Statisches und lässt sich schon gar nicht auf eine einzige Eigenschaft reduzieren, die jemand hat oder nicht hat. Wir können sie uns als einen Prozess vorstellen, der sich aus drei Quellen nährt: Aus Ressourcen von außen wie Familie, Freunde, Zugang zum Gesundheitssystem und zur Bildung. Diese Quelle heißt: „Ich habe“. Zum Zweiten geht es um eigenen Einstellungen, Meinungen – alles, das mich ausmacht. Zum Beispiel, dass ich ein optimistisches, hoffnungsvolles, liebenswertes Kind bin. Diese Quelle heißt: „Ich bin.“ Und drittens geht es um die Fertigkeiten, die ein junger Mensch einsetzen kann, um Probleme zu lösen – diese Quelle wird „Ich kann“ genannt.
Wie entstehen diese Quellen im Detail?
Angelegt werden diese Quellen im Säuglings- und Kleinkindalter durch eine Bezugsperson, idealerweise durch einen oder beide Elternteil/e, auch die Großeltern. Ein Mensch, der das Gefühl vermittelt, dass das Kind liebenswert ist. Der zeigt, wie es mit Gefühlen umgehen oder sich beruhigen kann. Mit zunehmenden Alter erweitert sich dann der Kreis an unterstützenden Menschen.
Wie fördert man Resilienz?
Auch in schwierigen Situationen Zuversicht vermitteln: Stellen Sie dem Kind in Aussicht, dass sich eine belastende Situation wieder ändern wird. So richten Sie den Blick auf die Zukunft. Umfeld und Ermutigung in Anspruch nehmen: Wer kann uns helfen? Gefühle des Kindes zulassen und sie benennen – Wut und Ärger gehören zum Leben. Das Spiel mit anderen Kindern fördern, sodass es erkennen kann, welche Verhaltensweisen förderlich sind, um Freundschaften zu erhalten und zu initiieren. Nicht vergessen: authentisch bleiben.
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