Psychologe: "Auch perfekte Eltern verhindern keinen Narzissten"

"Narzissten sind oft psychisch gesünder – solange das Selbstdarstellen funktioniert", sagt Psychologe und Narzissmusforscher Mitja Back.
Erziehung allein formt Menschen nicht zu Narzissten, sagt Forscher Mitja Back – und plädiert für einen wohlwollenderen Umgang mit dem verpönten Gefühl der Großartigkeit.

Manipulative Monster, machtgeile Dominierer, empathielose Unmenschen: Wenn im Alltag das Wort "Narzisst" fällt, ist selten Gutes gemeint. "Dabei hat Narzissmus mit kranker Bösartigkeit gar nichts zu tun", sagt der deutsche Persönlichkeitspsychologe Mitja Back.

In seinem neuen Buch widmet sich der langjährige Narzissmusforscher dem unterschätzten Potenzial der Selbstverliebtheit. Im KURIER-Interview erklärt er unter anderem, warum Männer nicht die ärgeren Narzissten sind – und was man sich vom Streben nach Bewunderung abschauen kann.

KURIER: Herr Back, ab wann ist man eigentlich ein Narzisst?

Mitja Back: Kernbestandteil des Narzissmus ist das Gefühl, großartig zu sein. Ebenso ein Anspruchsdenken, die Vorstellung, dass man mehr verdient hat als andere. Und eine starke Suche nach Bewunderung, ein Streben nach sozialem Status. Das sind Charakteristika, die wir alle im Kleinen kennen. Bei Narzissten sind sie stärker ausgeprägt. Allerdings: Narzissmus ist eine Persönlichkeitseigenschaft, wie Geselligkeit, Ordentlichkeit, Schüchternheit oder Intelligenz auch. Wir alle besitzen diese Eigenschaften in irgendeiner Ausprägung. Niemand kann also sagen "Narzissmus betrifft mich nicht".

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