Kollaritsch für 1-G-Regel: "Haben bedrohliches Szenario"

CORONAVIRUS: PK "CORONA-VORSORGE IN ÖSTERREICHS SPITÄLERN": KOLLARITSCH
Der Infektiologe spricht sich für ein Eingreifen der Politik aus. Die Delta-Variante sei so ansteckend wie Windpocken.

„Ich sehe zunehmend weniger Spielraum, dass man nicht doch auf etwas wie die 1-G-Regel umsteigt, weil das reine Sprechen und Reden darüber nicht hilft“ – das sagte Infektiologe Herwig Kollaritsch im Ö1 Morgenjournal am Dienstag. Kollaritsch spricht sich dafür aus, dass in gewissen Bereichen, etwa in der Nachtgastronomie, nur Geimpfte Zutritt erhalten. Zwar können auch geimpfte Personen infiziert werden und das Virus ausscheiden. „Aber der Punkt ist, sie werden eben wesentlich seltener infiziert und sie werden auch wesentlich seltener krank. Das heißt, sie spielen insgesamt im epidemiologischen Geschehen eine wesentlich geringere Rolle“, so Kollaritsch, der Mitglied es Nationalen Impfgremiums ist.

Er führte ein Beispiel an: Wenn in einem Lokal der Nachtgastronomie zehn geimpfte und zehn ungeimpfte, getestete Personen sitzen und es kommt eine Person herein, die diese Personen ansteckt, so würden die zehn Ungeimpften, obwohl sie getestet sind, ein hohes epidemiologisches Risiko bei der zukünftigen Verbreitung darstellen. Von den Geimpften seien es lediglich ein bis zwei Personen.

So infektiös wie Windpocken

Ohne Eingreifen der Politik werde es aus jetziger Sicht nicht zu einer Verbesserung kommen. Die Erstimpfungsraten seien abgesunken, der Saisonalitätsbonus des Sommers falle zunehmend weg und auch durch den Schulbeginn steige der Infektionsdruck wieder. „Wir dürfen nicht vergessen, die Delta-Variante ist ungefähr so infektiös wie das die Windpocken sind. Wir haben im Vergleich zur Wildvariante, die wir ursprünglich hatten in Österreich, eine Verdreifachung der Infektiosität und das ist natürlich schon ein sehr bedrohliches Szenario“, betonte Kollaritsch.

Die 1-G-Regel werde es vor allem in Nachtlokalen wie Diskotheken brauchen. Weitere Problemzonen sollten auf Basis von Analysen der AGES festgestellt werden.

Impfung für Genesene und Auffrischung empfohlen

Kollaritsch wies zudem darauf hin, dass Genesene sehr gut geschützt seien, wenn sie sich einmal impfen lassen. Sie würden „exorbitant hohe Antikörperspiegel“ entwickeln. „Viel hilft viel. Hohe Antikörperspiegel sind fast eine Garantie dafür, dass es zu keinen Impfdurchbrüchen kommen kann. Wir wissen zwar noch nicht, wo dieser Schwellenwert liegt, aber wir wissen, dass wenn jemand sehr hohe Antikörperspiegel hat, er praktisch nicht infizierbar ist.“

Die dritte Auffrischungsimpfung für Geimpfte empfiehlt das Nationale Impfgremium derzeit für jene Personen, die zu vulnerablen Gruppen zählen, also etwa für ältere Menschen, frühestens sechs Monate nach ihrer zweiten Impfung. „Bei jüngeren Personen, von denen wir von vornherein wissen, dass sie höhere Antikörperspiegel entwickeln nach der zweiten Impfung, ist es so, dass wir sagen, es ist nicht notwendig vor Ablauf der Neunmonatsfrist zu impfen.“ Somit bestehe auch ein gewisses „Stretching der Auffrischungsimpfungen über einen längeren Zeitraum“, was auch logistisch erleichtere vor allem die vulnerable Bevölkerung rechtzeitig zu erreichen.

Kommentare