1G: Mückstein und Kurz kündigen strengere Regeln für Ungeimpfte an

1G: Mückstein und Kurz kündigen strengere Regeln für Ungeimpfte an
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein und Bundeskanzler Sebastian Kurz verkündeten am Samstag eine 1G-Regel für den Besuch von Discos, wenn die Zahlen weiter steigen.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verkündeten unerwartet am Samstag die sogenannte 1G-Regel für den Besuch von Diskos und die Nachtgastronomie für Herbst, sollten die Infektionszahlen weiter steigen. Das Betreten von Diskotheken wäre dann nur mehr vollständig Immunisierten gestattet. Ähnliches hatte zuvor die SPÖ gefordert.

Hintergrund für die Verschärfung, die in einer Aussendung der Regierung bekannt gegeben wurde: In dieser Woche jagte ein Negativrekord den nächsten - von Freitag auf Samstag wurden in Österreich 1.328 neue Corona-Infektionen registriert. Das entspricht dem höchsten Wert seit 7. Mai.

"Österreich hat die Corona-Pandemie bisher vergleichsweise gut gemeistert. Wir müssen aber gut auf den Herbst vorbereitet sein, denn die Zahlen werden wieder steigen", stellte Kurz klar. "Wenn die Zahlen weiter steigen, dann braucht es die 1G-Regel für Diskotheken und Nachtklubs." Mit der Impfung habe man "das beste Mittel in der Hand, um der Pandemie Herr zu werden und unser Gesundheitssystem zu schützen". Daher gelte es nun weiterhin, "so viel wie möglich zu impfen, um sich selbst und andere zu schützen", sagte der Kanzler.

"Aktuelle Prognosen der Wissenschaft zeigen uns, dass wir die Impfrate weiter erhöhen müssen, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden", gab Mückstein zu bedenken. Der Gesundheitsminister appellierte daher ein Mal mehr an alle bisher Nichtgeimpften, das nachzuholen: "Sie schützen damit sich selbst und auch Ihre Lieben vor einer schweren Erkrankung".

Bis jetzt sei es durch die hohen Infektionszahlen nicht zu einer Überlastung der Spitalskapazitäten gekommen, so Kanzler und Gesundheitsminister. Allerdings verzeichneten Länder wie Großbritannien oder Malta bereits Anfang des Sommers einen massiven Anstieg der Infektionszahlen. Ebenso in den USA oder Israel steigen die Zahlen seit Wochen massiv: Aus diesem Grund setze Österreich neben den gültigen Schutzmaßnahmen neue Schwerpunkte ab Herbst.

Im oberen Drittel Europas

Obwohl Österreich eine weitaus höhere Testrate aufweist als die meisten anderen europäischen Länder, liegt man bei den Infektionszahlen im europäischen Vergleich im oberen Drittel. Unter Verweis auf Expertinnen und Experten bekräftigten Kurz und Mückstein, dass die Impfung die einzige längerfristig wirksame Maßnahme in der Pandemiebekämpfung sei. Die Regierung will daher die Durchimpfungsrate erhöhen: das Bundeskanzleramt verstärkt zielgruppenspezifisch die Aktivitäten der bundesweiten Österreich-Impft-Kampagne, um die Rate der Erstimpfungen wieder zu steigern und die Durchimpfungsrate kontinuierlich zu erhöhen. Das Gesundheitsministerium wiederum will im regelmäßigen Austausch mit den Bundesländern möglichst niederschwellige Impfangebote forcieren.

Vorbereitungen für die Auffrischung

Darüber hinaus soll für bereits Geimpfte der Impfschutz möglichst gut aufrechterhalten werden. Deswegen hat das Nationale Impfgremium vergangene Woche die Empfehlung ausgesprochen, zunächst vulnerablen Gruppen sowie jenen mit Vektorimpfstoffen eine Auffrischungsimpfung anzubieten, die später auch alle anderen neun bis zwölf Monate nach der Vollimmunisierung erhalten sollen. Die Vorbereitungen dafür laufen mit den Bundesländern, bereits Anfang September sollen in den Alters- und Pflegeheimen die ersten Auffrischungsimpfungen verabreicht werden.

Darüber hinaus evaluiert die Regierung die epidemiologische Lage und setzt gemeinsame Planungsschritte für den Herbst. Dabei wird ein "risikobasierter Ansatz" verfolgt, wie Kurz und Mückstein ausführten: "In der Nachtgastronomie haben wir die Situation, dass viele Ungeimpfte auf Geimpfte treffen. Daher gibt es hier besonderes Risiko von sogenannten Superspreader-Events. Diese gilt es möglichst zu verhindern". Ab Herbst, wenn sich das soziale Leben wieder nach innen verlagere, könnte bei weiter steigenden Infektionszahlen und einer anhaltend niederen Impfquote unter den Jungen eine 1G-Regel etwa in der Nachtgastronomie notwendig werden.

In der Bevölkerung gibt es laut einer profil-Umfrage eine knappe Mehrheit für 1G.

SPÖ fordert 1G für Bereiche mit hohem Risiko

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hatte Samstagfrüh erneut gefordert, den Zutritt zur Nachtgastronomie, zu Festivals und Sportveranstaltungen nur noch für vollständig Geimpfte zu erlauben. Die Regierung solle diese 1G-Regel österreichweit für Bereiche mit hohem Infektionsrisiko einführen, verlangte sie in einer Aussendung.

Neos erinnern an Genesene

Kritik an der Ankündigung der Regierung kam von den Neos, denn diese vergesse auf die Genesenen. "Dass die Impfung vor einer schweren Covid-Erkrankung schützt, ist klar und steht außer Streit. Aber auch die Genesenen sind wenig gefährdet, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden und müssen daher vorläufig nicht geimpft werden, schon gar nicht doppelt", meinte Gesundheitssprecher Gerald Loacker in einer Aussendung. Eine engere Regel als 2G sei daher sachlich nicht zu argumentieren.

    Solidarität

    "Es wird kein Weg daran vorbeiführen, dass nur mehr Geimpfte reinkommen" - mit diesem Satz hatte der Wiener Gesundheitslandesrat Peter Hacker vor einer Woche die Diskussion um Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte gestartet.

    Zahlreiche Experten und Expertinnen wie Ursula Wiedermann-Schmidt von der MedUni Wien hatten sich dem Vorstoß angeschlossen: "Ich unterstütze den Vorschlag der 1G-Regel und halte ihn in vielen sozialen, gesundheitlichen und pädagogischen Bereichen für vernünftig und durchführbar. Viele haben sich auch mit dem Solidargedanken impfen lassen, einen Beitrag für das Gemeinschaftsleben zu leisten. Ich fände es ungerecht, wenn diese Menschen jetzt mit jenen gleichgestellt sind, denen die Gemeinschaft und das Umfeld egal sind."

    Der Artikel wird laufend aktualisiert, mehr in Kürze.

     

    1. 1G-Regel: "In der Nachtgastronomie haben wir die Situation, dass viele Ungeimpfte auf Geimpfte treffen. Daher gibt es hier besonderes Risiko von sogenannten Superspreader-Events. Diese gilt es möglichst zu verhindern. Ab Herbst, wenn sich das soziale Leben wieder nach Innen verlagert, die Infektionszahlen weiter steigen und die Impfquote unter den Jungen niedrig bleibt, könnte eine 1G-Regelung etwa in der Nachtgastronomie notwendig werden."
       
    2. Durchimpfungsrate weiter erhöhen: Das Bundeskanzleramt verstärkt zielgruppenspezifisch die Aktivitäten der bundesweiten Österreich-Impft-Kampagne, um die Rate der Erstimpfungen wieder zu steigern und die Durchimpfungsrate kontinuierlich zu erhöhen.
       
    3. Stich sobald als möglich: Erste Studien zeigen, dass bereits nach wenigen Monaten bei manchen Menschen der Impfschutz stark nachlässt. Deswegen hat das Nationale Impfgremium vergangene Woche die Empfehlung ausgesprochen, vulnerablen Gruppen sowie jenen mit Vektorimpfstoffen geimpften Personen frühestens sechs und spätestens neun Monate nach der Vollimmunisierung und allen anderen Menschen neun bis 12 Monate nach der Vollimmunisierung eine Auffrischungsimpfung anzubieten. Die Vorbereitungen dafür laufen mit den Bundesländern auf Hochtouren und bereits Anfang September werden in den Alten- und Pflegeheimen die ersten Auffrischungsimpfungen verabreicht.

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