Gastronomie-Sprecher Pulker: "1G-Regel für alle oder für keinen"
Zuerst war es Peter Hacker (SPÖ), der ankündigte, dass er sich eine 1-G-Pflicht, also einen Zutritt nur für Geimpfte in Freizeitbetrieben, Restaurants und Bars in Wien vorstellen könne. Das sorgte für Gesprächsstoff: Einerseits könnte es die Gesellschaft weiter spalten, andererseits könnte es die Lösung sein, um Lokale weiterhin, trotz steigender Inzidenzzahlen, offen zu halten. Auch Gastronomen sind geteilter Meinungen.
Und selbst Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kann sich die Einführung dieser Regel ab Oktober vorstellen, wie er in einer Pressekonferenz am Donnerstag präzisierte. Gastro-Branchenobmann Mario Pulker hält von dieser Regel aber nichts. "1G für alle oder für keinen", sagt er im Gespräch mit dem KURIER.
Die gesamte Branche verzeichnete bereits bei der 3-G-Regel Rückgänge von 15 bis 45 Prozent. "Was glauben sie, passiert bei der Einführung von 1-G?", fragt er. "Es wäre wie ein Lockdown", sagt er. Er mahnt die Politiker dazu ihre Äußerungen zu bedenken. "Das was manche, auch ÖVP-Bundesräte, von sich geben, scheint manchmal einfach weltfremd zu sein", sagt der Branchensprecher der österreichischen Wirtschaftskammer.
Pulker fordert 1G beim Arzt
Es sei unverantwortlich, die gesamte Verantwortung an die Wirte zu übergeben. "Wie stellen sich die Herrschaften das vor?", sagt er im Gespräch mit dem KURIER. "Wenn ich so etwas plane, dann muss das für alle Branchen gelten", sagt er weiter. Die 1G-Regel, also Zutritt nur für Geimpfte, sollte dann etwa auch gelten, wenn man zum Arzt gehe.
Schauen sie sich an, wie viele Menschen etwa beim Arzt auf engstem Raum sitzen
"Schauen sie sich an, wie viele Menschen etwa beim Arzt auf engstem Raum sitzen", argumentiert er.
Die nachgewiesenen Ansteckungen waren in der Gastronomie vergleichsweise gering, meint er. Es gebe also keine Erklärung, warum vor allem die Freizeitbranchen weiter leiden sollten. "Das ist ein Anschlag auf unsere Branche", kommentiert er weiter. Und die Konsequenz wären illegale Partys zu Hause in den Kellern. Außerdem würden die Gewinner der Krise, die Lebensmittelindustrie, die Supermärkte weiter dazu gewinnen, während Lokale schließen müssen.
Verfassungsrechtliche Prüfung
Bereits jetzt habe er eine Absage einer Hochzeit in seinem Betrieb in der Wachau, sollte es wirklich zur Einführung der 1G-Regel kommen. "Die Menschen sagen einfach ab, weil die Hälfte der Leute nicht kommen will", sagt er. Man werde das auf jeden Fall auch Verfassungsrechtlich prüfen lassen. "Ich denke nicht, dass sie damit juristisch durchkommen", sagt er.
Alle Gastronomen - quer durch Österreich - seien davon betroffen und auch dagegen, sagt der Branchensprecher. Diese Regel sei für ihn dasselbe, wie den Betrieb wieder zusperren zu müssen. "Die Politiker müssen gut überlegen", sagt er. Dass er sich selbst einmal für eine Impfpflicht ausgesprochen hatte, wollte er unkommentiert lassen.
Mario Pulker ist seit 2015 Branchensprecher für Gastronomie der österreichischen Wirtschaftskammer. Er führt den elterlichen Betrieb das Hotel-Restaurant "Residenz Wachau" in Aggsbach an der Donau, in der Wachau. Der Fachverband Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich vertritt rund 60.000 Gastronomiebetriebe.
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