Was Gastronomen von einer Gastronomie für Geimpfte halten
Geteilte Meinungen gibt es bei den Wirten, wenn es um die Idee von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) geht, Gastronomie-Betriebe nur noch für Geimpfte zugänglich zu machen. Die meisten der befragten Gastronomen können sich jedoch eine 1-G-Pflicht vorstellen. So lautet der Tenor von Wien bis Tirol: „Alles ist besser als ein neuer Lockdown“.
Rössl-Wirtin will Planbarkeit
Die Rössl-Wirtin vom Wolfgangsee, Gudrun Peter, sieht in einer 1-G-Pflicht auch die einzige Chance einer Planbarkeit: „Ich muss wissen, ob ich Saisonkräfte brauche oder nicht und Mitarbeiter sind derzeit schwieriger zu finden als Gäste“, sagt sie.
Sie findet nicht, dass Menschen mit dieser Regel ausgeschlossen werden. Sie sieht diese als vergleichbar mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Autobahn: „An die muss man sich eben halten“, erklärt sie.
Ähnlich sieht das Thomas Fuhrgassl-Huber, bekannt für seine Heurigen in Wien (10er Marie, Fuhrgassl-Huber): „Für unsere Mitarbeiter wird durch die 1-G-Regel die Zutrittskontrolle einfacher. Es wird immer schwieriger, gutes Personal zu finden“, sagt er.
Sollte man wieder zusperren müssen, werde man Personal verlieren. Aber: „Die 1-G-Regel ist eine Ausgrenzung der Nicht-Geimpften, 50 Prozent der Kunden werden wegfallen“, sagt er. Und außerdem sei eine Impfung kein Freifahrschein.
Figlmüller befürchtet Spaltung
Hans Figlmüller, einer der Geschäftsführer des Wiener Schnitzel-Imperiums, denkt, dass die 1-G-Regel kommen werde - ob man wolle oder nicht: „Die 1-G-Regel kann zwar zu einer noch größeren Spaltung der Gesellschaft führen, aber es wird leider darauf hinauslaufen. Es ist die einzige Möglichkeit in die Zukunft zu blicken“, sagt er.
Dots-Chef Martin Ho sagt, dass die Alternative zu 1G wohl der Lockdown sei. "Jede Maßnahme zur Steigerung der Durchimpfung ist wichtig. Selbst ein paar Gäste weniger sind besser als ein Lockdown. Bei den Gästen in den Betrieben der DOTS Group ist die Durchimpfungsrate bereits jetzt sehr hoch."
Spitzenkoch und Gastronom Christof Widakovich (Restaurants Fischwirt im Urmeer, Schlossberg, El Gaucho) aus der Steiermark will sich aus der Diskussion heraus halten. Er sagt: „Das ist eine politische Entscheidung, die ein Gastronom nicht treffen sollte müssen“.
Max Stiegl vom Gut Purbach im Burgenland bezieht dagegen klar Position. Er möchte zum Beispiel nur noch geimpfte Menschen als Gäste und das handhabe er schon seit einiger Zeit so.
Querfeld kritisiert die neue Idee
Berndt Querfeld, Chef des Wiener Café Landtmann, fragt hingegen skeptisch: „Warum wird diese Regel nicht im Supermarkt oder beim Baumarkt eingeführt, wo Menschen täglich hingehen?“
Auch junge Gastronominnen sind skeptisch. Farangis Firozian vom Restaurant Soulkitchen aus dem 3. Bezirk in Wien sagt: “Wenn 1-G kommt, werden viele Restaurants zusperren müssen.“
Ihre Wiener Branchenkollegin Jessy Liu (Thailanna, Ginza, Mae Aurel) befürchtet enorme Verluste. „Werden dann nur noch Geimpfte zum Friseur dürfen?“, fragt sie ironisch.
"Ich denke, dass jeder, der sich impfen lassen wollte, dies bereits getan hat. Die Nicht-Geimpften wird man nicht dazu bringen. Auch nicht, wenn man ihnen Schnitzel und Bier im Wirtshaus vorenthält", sagt der Wiener Champagner-Barbesitzer Friso Schopper. "Ich denke, die Lösung ist und bleibt 2G: geimpft oder getestet".
Sorgen sollte man wegtanzen können
Vietha Luong, Veranstalter der Wiener Partyreihe „Tipsy Tuesday“, will hingegen ungern jemanden ausschließen. „Wir halten uns an Vorgaben, aber ich wünsche mir, dass es trotzdem Möglichkeiten zum Feiern für all jene gibt, die sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht impfen lassen können oder es nicht wollen. Auch frisch getestete oder genesene Personen sollen Spaß haben und die Sorgen der letzten Zeit wegtanzen dürfen.“
Kommentare