Heftige Corona-Welle in China: Was bedeutet das für Österreich?
Eines ist mittlerweile ziemlich eindeutig: "Die derzeitige Welle in China hat das Zeug dazu, groß zu werden", formuliert es Alex Cook, Experte für öffentliche Gesundheit an der National University of Singapore, laut Medienberichten deutlich. Modellrechnungen gehen von bis zu einer Million Corona-Todesfällen in den kommenden Monaten in China aus.
Aber was bedeutet das für den Rest der Welt? Besonders auch für Europa und da wiederum insbesondere Österreich, das bereits mehrere Covid-Wellen hinter sich hat und wo bei einem Großteil der Bevölkerung eine Grundimmunität durch Infektionen und / oder Impfungen besteht?
Neue Virusvarianten durch Corona-Welle in China möglich
"Eine Gefahr ist, dass durch den Ausbruch in China neue Varianten entstehen, die den Rest der Welt bedrohen", schrieb kürzlich die renommierte Washington Post.
"In China leben 1,4 Milliarden Personen, das ist ein enormer Pool für das Virus, um zu zirkulieren. Und damit ein enormer Pool, dass sich neue Mutationen entwickeln, die dann natürlich, wie wir wissen, früher oder später auch zu uns kommen werden", betont der Epidemiologe Gerald Gartlehner im KURIER-Interview.
Der Berliner Virologe Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Charité, hat im Interview mit der deutschen Wochenzeitung Die Zeit gesagt, dass seine momentane Sorge China gilt. Weltweit sei die Immunität recht homogen verteilt, in Industrieländern durch Infektion auf dem Boden der Impfung, in ärmeren Ländern sogar durch mehrfache Infektion der Bevölkerung. "In China jedoch ist das nicht der Fall. Ich würde nicht ausschließen, dass dort in puncto Evolution noch einmal ein Sprung passiert." Allerdings erwarte er das nicht in nächster Zeit: "Und es kann genauso gut sein, dass erst einmal gar nichts mehr passiert."
Omikron-Subvariante BF.7 in China verbreitet
Nach den wenigen verfügbaren Daten ist in China derzeit die Omikron-Subvariante BF.7 verbreitet. Was wirklich außerhalb Chinas passiert, wird ganz wesentlich auch davon abhängen, welche Omikron-Variante in China dominant bleibt.
"Die Nachrichten aus China sind beunruhigend, aber sonst scheint BF.7 nirgendwo auf der Welt stark zu wachsen", schreibt die Mikrobiologin Manal Mohammed von der University of Westminister auf der Plattform The Conversation. BF.7 ist die bisher infektiöseste aller Omikron-Subvarianten: "Eine infizierte Person (ohne jegliche Immunität, Anm.) steckt im Schnitt 10 bis 18 andere Personen an", bei der ursprünglichen Omikron-Variante sind es im Schnitt nur fünf Personen, schreibt Mohammed.
Sollte BF.7 dominant bleiben in China, wäre das noch der günstigste Fall, sind sich viele Virologinnen und Virologen einig: "Diese Variante ist BA.5 sehr ähnlich, gegen das ein Großteil der Bevölkerung bereits immun ist", so Drosten.
Der deutsche Virologe Hendrik Streeck, Direktor des Institutes für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, sagt im Interview mit dem Münchner Merkur, man dürfe jetzt nicht in Sorge verfallen. Man müsse die Entwicklung in China genau beobachten. Aber es entstehe dort "kein neues Virus".
"Teilimmunität durch Impfung oder vergangene Infektionen"
"Es fängt nicht alles von vorne an und es ist überschaubar, in welche Richtung sich das Virus wahrscheinlich weiterentwickeln wird. Das Virus "will leichtere Übertragbarkeit, dem Immunsystem entkommen und dabei die eigenen Fitness nicht verlieren." Krank machende Eigenschaften würden nicht auf die "Wunschliste" des Virus gehören, ist Streeck überzeugt: "Die Omikron-Variane ist so ein Beispiel dieser Entwicklung. Aber egal, wie sich das Virus weiterentwickelt, wir haben immer eine Teilimmunität durch die Impfung oder vergangene Infektionen."
Der entscheidende Grund für den starken Anstieg der Fälle in China hat laut Weltgesundheitsorganisation WHO aber nicht nur mit dem Ende der strikten Null-Covid-Politik zu tun. Die massive Zunahme der Fälle in China hätte "lange vor der Lockerung der Null-Covid-Politik begonnen", unterstrich kürzlich der Leiter der WHO-Notfallabteilung. in Genf, Mike Ryan, bei einer Pressekonferenz. Corona sei nicht plötzlich außer Kontrolle geraten, weil China die Beschränkungen aufgehoben habe. Die Krankheit habe sich deshalb stark ausgebereitet, "weil die Kontrollmaßnahmen an sich sie nicht aufhalten konnten".
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