Hautkrebs: "Die beste Therapie ist die Früherkennung"
Ein Millimeter: Das ist das entscheidende Maß. Wächst der „schwarze Hautkrebs“, das Melanom, weniger als einen Millimeter tief in die Haut, „haben mehr als 90 Prozent dieser Patienten nach der Tumorentfernung keine weiteren Folgen zu befürchten“, sagt Klemens Rappersberger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie und Leiter der Hautabteilungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Donauspital in Wien. „Zum Glück werden 80 Prozent dieser Tumore sehr frühzeitig diagnostiziert.“
Rund 6000 Diagnosen gibt es jährlich – der Großteil bei niedergelassenen Dermatologen. Auch die chirurgische Entfernung erfolgt dort.
Neue Chancen
Je tiefer der Tumor allerdings in das Gewebe vorgedrungen ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich Tumorzellen ausgebreitet haben. Rappersberger: „Bis vor zehn Jahren sind 97 Prozent aller Patienten mit der Diagnose ,Melanom, Stadium vier‘ innerhalb von drei bis sechs Monaten verstorben.“ Doch dank neuer Therapieformen ist es gelungen, „dass heute rund 50 Prozent der Patienten fünf Jahre nach der Diagnose leben.“
„Wir haben in den vergangenen zehn Jahren eine Revolution hinter uns“, sagt Christoph Höller, Melanomspezialist der Uni-Klinik für Dermatologie von der MedUni / AKH Wien. „Chemotherapie verwenden wir heute fast nicht mehr.“
Eine der neuen Behandlungsformen sind Immuntherapien: Sie blockieren Signale, die das Immunsystem bremsen und daran hindern, den Tumor anzugreifen. „Wenn wir mehrere dieser Immuntherapien kombinieren, können wir den Prozentsatz der Patienten, die fünf Jahre nach Therapiebeginn noch leben, auf mehr als 50 Prozent erhöhen.“ Doch Höller betont auch: „Wir können für viele Patienten erstaunlich viel tun, aber wir können enoch immer nicht versprechen, dass es auf jeden Fall klappen wird. “
Trotz aller Erfolge sei die beste Therapie für ein Melanom die Früherkennung. „Das Beste, was einem passieren kann, ist, rechtzeitig zum Hautarzt zu gehen und sich ordentlich anschauen zu lassen“, unterstreicht Höller.
Die Muttermalkontrolle beim Hautarzt wird einmal jährlich empfohlen. Wer zahlreiche, atypische oder unregelmäßige Muttermale hat, sollte diese zweimal jährlich vom Hautarzt kontrollieren lassen. Die regelmäßige Selbstuntersuchung der Haut ist ebenfalls wichtig, kann aber den Hautarztbesuch nicht ersetzen, betont Rappersberger: „Manche Hautveränderungen sind auch für den geübten Experten oft nicht leicht mit freiem Auge zu erkennen.“
Genauer ist die Auflichtmikroskopie: „Der Dermatologe geht mit einer Lupe an die Haut heran und kann so ein bisschen in die obersten Schichten hineinsehen“, sagt Christian Posch, Leiter des Hautkrebszentrums an der Klinik für Dermatologie der TU München. Dank Computerunterstützung – etwa mit speziellen Programmen zur Bilderkennung – konnten die Ergebnisse sogar noch verbesser werden.
Die Hautarztkontrollen sind aber auch für die Früherkennung des „weißen Hautkrebs“ wichtig: „Er ist der weitaus häufigste Tumor des Menschen“, sagt Christine Hafner, Abteilung für Hautkrankheiten am Uni-Klinikum St. Pölten: „Auch er kann in frühen Phasen seiner Entwicklung nahezu immer vollständig geheilt werden.“
Mehr Hautkrebs im Westen Österreichs?
Frühere kleinere Untersuchungen deuten daraufhin – auch in der Schweiz und in Südtirol scheint die Rate höher zu sein als in Ostösterreich. Die Meereshöhe könnte ebenso eine Rolle spielen wie verschiedene Umweltfaktoren.
„Es könnten aber auch Ungenauigkeiten in der Erhebung die Ursache sein, dass in einer Region genauer untersucht wurde als in einer anderen“, sagt Mathias Schmuth, Direktor der Uni-Klinik für Dermatologie und Venerologie der MedUni Innsbruck. „Deshalb muss man solche Befunde mit Vorsicht genießen.“
Um jetzt eine eindeutige Antwort zu finden, wird eine von der EU geförderte Studie von österreichischen und italienischen Forschern durchgeführt: „Wir vergleichen Regionen in Nord- und Südtirol mit dem italienischen Flachland und der italienischen Küste rund um Triest“, sagt Dermatologe Schmuth. Die MedUni Innsbruck ist einer der Studienpartner.
Wie Schnee wirkt
Bekannt ist, dass pro 1000 Höhenmeter die Intensität der UV-Strahlen um ungefähr zehn Prozent zunimmt. Schnee kann überdies die UV-Strahlen bis zu 90 Prozent reflektieren und damit die Strahlungsintensität fast verdoppeln. Die Rückstrahlung durch Sand und Wasserflächen hingegen ist wesentlich geringer.
Sehr stark ist der Einfluss der Bewölkung auf die UV-Strahlung: Eine geschlossene, dicke Wolkenschicht kann bis zu 90 Prozent der UV-Strahlung abhalten, dagegen können dünne Wolkenschichten oder Nebel durch Rückstrahlung wie Verstärker wirken.
Tipp für alle Schnee-Wintersportler: Die MedUni Innsbruck (Institut für biomedizinische Physik) erstellt täglich eine Karte zur Intensität der UV-Strahlung für verschiedene Regionen und Höhenlagen. Abrufbar unter www.uv-index.at
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