Krebs: Viele Patienten leben heute deutlich länger
Beschwerden hatte Manfred G. seit 2009, September 2010 dann die Diagnose: Metastasierter Nierenzellkrebs. Die durchschnittliche Lebenserwartung damals: 7,8 Monate . – Manfred G. war erst vor kurzem mit seiner Familie in Asien auf Urlaub, erzählt seine Ärztin Manuela Schmidinger, Programmdirektorin für Nierenzellkrebs an der Uni-Klinik für Innere Medizin I im AKH Wien / MedUni Wien: "Er war trotz der Erkrankung in den vergangenen neun Jahren als Selbstständiger immer berufstätig, hat immer ein aktives Privatleben gehabt und ist seit drei Jahren ohne Therapie, nur mehr unter Beobachtung."
"Wir leben in einer Zeit einer Revolution in der Krebstherapie", sagt der Onkologe Christoph Zielinski anlässlich des Weltkrebstages (4.2.).
- Immuntherapien machen die Krebszellen für die körpereigene Abwehr sichtbar und mobilisieren sie. Mittlerweile gibt es zehn Krebsarten, wo diese, 2015 erstmals beim schwarzen Hautkrebs eingeführte, Therapieform bei bestimmten Patientengruppen wirkt. Dazu zählen neben Haut- auch der Lungen-, Nieren- und Blasenkrebs, eine bestimmte Form von Dickdarmkrebs sowie Krebs des Magens und der Speiseröhre. Einer von drei Patienten profitiert von solchen Therapien.
- Zielgerichtete Therapien greifen bestimmte, „aufgedrehte“ Moleküle an, die „konstant Signale senden, wodurch sich die Krebszelle vermehrt“, sagt Zielinski. Zwischen 2011 und 2016 sind 60 Medikamente zugelassen worden, die gegen solche Moleküle gerichtet sind.
- Und es sind Kombinationen dieser neuen mit alten Therapieformen wie Chemo- und Strahlentherapie, die das Überleben verlängern.
Zielinski: „In den vergangenen 25 Jahren konnte die Überlebensdauer von Krebspatienten über alle Erkrankungen im Schnitt um 25 Prozent verlängert werden.“
“Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung ist der Nierenzellkrebs“, erläutert Onkologin Schmidinger. „Dieser Tumor war ein Stiefkind in der Onkologie, weil Chemo- und Strahlentherapie unwirksam sind.“ Heute kann er bei 57 Prozent der Patienten verkleinert werden, bei 16 Prozent verschwindet er ganz – früher war das bei weniger als einem Prozent der Fall.
Zielinski betont aber auch, dass die Ärzte „steigende Erwartungen der Patienten dämpfen müssen“. „Wir sind nicht dort, dass wir Krebs heilen.“ In vielen Fällen werde er zu einer chronischen Krankheit, und „in manchen Fällen können wir die Krebserkrankung tatsächlich so weit eindämmen, dass wir die Patienten auch ohne Therapie lassen können – zumindest für den Zeitraum, den wir heute mit den neuen Therapien überblicken.“
"Aufholbedarf"
"Enormen Aufholbedarf", was die Betreuung von Menschen in der letzten Phase ihres Lebens betrifft, sieht der Gynäkologe Paul Sevelda, Präsident der Österr. Krebshilfe. „Hier muss noch mehr getan werden.“ Derzeit liege die Betreuung von Krebskranken im letzten Lebensabschnitt in Österreich sehr oft bei privaten Initiativen und Hilfsorganisationen, etwa der Caritas. Sevelda: „Diese ist aus meiner Sicht völlig unverständlicherweise in eine politische Diskussion gekommen.“
Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Krebshilfe: „Derzeit bekommt die Hälfte aller Krebspatienten, die Betreuung auf einer Palliativstation benötigen würden, diese nicht – weil die Kapazität zu gering ist.“ Auf einer solchen Station ist die Personalausstattung doppelt bis dreifach so hoch wie auf einer Normalstation, um eine umfassende Betreuung zu ermöglichen: „Zwischen einer Normal- und einer Palliativstation liegen Welten.“
Und auch Gabriele Kornek, Ärztliche Direktorin des Wiener AKH und Präsidentin der Initiative "Leben mit Krebs" betonte: "Wir brauchen in der Palliativversorgung mehr Personal." Und es müsse alles getan werden, damit der Pflegeberuf attraktiver werde: "Es macht mir großen Sorgen wenn ich sehe, dass wir in manchen Bereichen nicht mehr über so viele Mitarbeiter verfügen, die sich diesem Thema stellen wollen oder können."
Krebstag in Wien
12. Februar, Rathaus
Der Verein "Leben mit Krebs" lädt am Dienstag, 12.2., zum Krebstag im Wiener Rathaus ein. Vorträge von 9.30 Uhr bis 13.30 Uhr: Neue Ergebnisse zu Therapiemöglichkeiten bei Krebserkrankungen u. a. von Brust, Lunge, Haut, Niere, Blase, Prostata, Darm und Blut werden ebenso behandelt wie begleitende Themen (z.B. Ernährung Rehabilitation. Das genaue Programm finden Sie hier: www.leben-mit-krebs.at
Neue Broschüre zur Hospiz- und Palliativversorgung
Einen Überblick über derzeitige Hilfs- und Unterstützungsangebote im Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung haben jetzt die Österreichische Krebshilfe, die Österreichische Palliativgesellschaft und Hospiz Österreich herausgebracht. Kostenlos erhältlich bei allen Krebshilfe-Beratungsstellen sowie unter www.krebshilfe.net
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