Psychologin: Geimpfte sind sauer auf Ungeimpfte und diskriminieren sie auch
Am Freitag meldete das Gesundheitsministerium 36.329 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden. Das Hauptproblem seien, so der Wiener Gesundheitslandesrat Peter Hacker, die Ungeimpften. Bei den positiven Fällen gebe es österreichweit das Verhältnis eins zu vier zwischen vollständig Geimpften und nicht Geimpften, 63 Prozent der positiven Fälle seien nicht geimpft.
Wie der KURIER berichtete, zeigen neue Daten: Auch bei der Omikron-Variante dominieren in den Spitälern die Ungeimpften und jene, die keine Auffrischungsimpfung haben.
Pandemiemüde, Dauerbelastung, Stress? Im dritten Jahr der Coronavirus-Pandemie sehen Psychologen, dass die psychische Belastung der Menschen durch Omikron nicht weiter zugenommen hat. Auch die Sorgen um Gesundheit und das Gesundheitssystem sind zurückgegangen, wie die Psychologin Cornelia Betsch aus dem deutschen Corona-Expertenrat im Interview mit der Zeitung F.A.Z. erläutert.
Das freiwillige Schutzverhalten der Menschen sei trotz Omikron-Welle nicht weiter angestiegen ist, wir würden uns noch immer in einer abwägenden Haltung befinden und uns weiter recht durchgängig an die Maßnahmen halten, so die Wissenschafterin im Interview.
Was tun, um nicht zu ermüden und aufzugeben? "Wir müssen uns klarmachen: Wir sind die Pandemie und wir sind die Gesellschaft. Wir können durch unser Verhalten die Pandemie beeinflussen, können uns impfen lassen und uns testen, um nicht zu Superspreadern zu werden. Und wir sind auch ein Teil der Gesellschaft. Viele haben Angst, dass die durch Corona immer egoistischer wird. Auch hier können wir durch unser Verhalten gegensteuern."
Konflikte zwischen Geimpften und Ungeimpften
Aus Befragungen weiß die Psychologin, dass man mit dem eigenen Impfstatus eine große Identifikation hat: "Die Ungeimpften fühlen sich ungerecht behandelt, die Geimpften sind sauer auf die Ungeimpften. Und sie diskriminieren sie auch, das sehen wir in unseren Experimenten."
Für das Experiment mussten die Teilnehmer hundert Euro zwischen sich und einer anderen Person aufteilen. "Einmal ist die andere Person geimpft und einmal ist sie ungeimpft. Die Geimpften geben den Ungeimpften weniger Geld, sie bestrafen sie sozusagen dafür, dass sie nicht zu dem sozialen Vertrag des Impfens beitragen."
Wie Herauskommen auf diesem Schwarz-Weiß-Denken? Durch die Impfpflicht, meint Betsch. In Deutschlad wird diese ja gerade diskutiert. "Die Impfpflicht wäre, bei allen Widerständen, die sie wahrscheinlich auslösen würde, vermutlich ein Weg. Denn dann wäre das Impfen nicht mehr so stark Ausdruck von eigenen Präferenzen, und Leute, die bisher nicht wollten, könnten ihr Gesicht wahren, wenn sie sich trotzdem impfen lassen."
Es mag Ärger über die Politik geben, aber das Vertrauen ist bei den Geimpften hoch: "Das Vertrauen der Ungeimpften ist – schon lange – so niedrig, dass wir vermuten, dass es sich selbst dann nicht wiederherstellen ließe, wenn es am Ende keine Impfpflicht geben würde. Im Gegensatz dazu haben die Geimpften noch ein relativ hohes Vertrauen in die Regierung."
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