Frau soll sich beim Öffnen eines Briefes angesteckt haben
Beamte der Stadt Peking empfehlen Menschen, keine Artikel mehr aus Übersee zu bestellen. Internationale Briefsendungen sollten auf ein Minimum reduziert werden, erklärte der Staatssender CCTV in den sozialen Medien. Grund dafür ist eine Frau, die sich nach dem Öffnen eines Briefes mit Omikron infiziert haben soll. Die positiv getestete Frau soll vorher nicht gereist sein und es wird keine andere Möglichkeit für die Infektion in Betracht gezogen. Die Frau dürfte die erste sein, die sich mit der hochansteckenden Omikron-Variante in der Stadt Peking infiziert hat, die in drei Wochen Austragungsort der Olympischen Spiele ist. Der Fall zeige die Dringlichkeit, sich selbst zu schützen, so CCTV.
Die chinesische Postbehörde hatte am Montag angeordnet, dass internationale Sendungen nach ihrer Ankunft in der Volksrepublik desinfiziert werden. Angestellte, die mit Auslandspost in Berührung kommen, müssen demnach vollständig geimpft sein. Die chinesische Post klebt zudem Aufkleber auf Auslandspost, die die Empfänger zur raschen Desinfizierung des Inhalts auffordern.
Das Virus sei auf der Oberfläche eines Briefes gefunden worden, den die infizierte Frau aus Kanada über die USA und Hongkong erhalten hatte - sowohl an der Außenseite sowie im Briefkuvert. Dutzende von Briefen aus derselben Charge wurden daraufhin getestet - fünf weitere zeigten Spuren von Sars-CoV-2. Pekings Center for Disease Control schloss die Möglichkeit, dass sich die Frau über den Brief ansteckte, nicht aus. Die Behörden empfehlen seither, Lieferungen aus dem Ausland im Freien zu öffnen, dabei Handschuhe zu tragen und die Verpackung zu entsorgen.
Zuvor hatte die Volksrepublik bereits die These vertreten, Corona könne durch Import-Tiefkühllebensmittel verbreitet werden. Die WHO hält dies für unwahrscheinlich. Chinas Staatsmedien verbreiten zudem immer wieder, dass das Coronavirus schon vor seiner Entdeckung im chinesischen Wuhan Ende 2019 im Ausland existiert habe.
Nicht bewiesen
Studien, die eine derartige Ansteckung über Oberflächen belegen, gibt es bisher nicht. Die Hauptübertragungswege für Covid-19 sind die Tröpfcheninfektion, etwa über Niesen und Husten, sowie Aerosole in der Luft. Das sind kleinste Luftpartikel, an die Viruspartikel anheften, wenn wir ausatmen. Aersole halten sich über Stunden in der Luft und können daher auch infektiös sein, wenn die infizierte Person den Raum längst verlassen hat, etwa im Lift oder im Stiegenhaus.
Schmierinfektionen, also die Ansteckung über eine Oberfläche, die kurz zuvor von einer infizierten Person mit konatminierten Händen berührt wurde, sind selten. "Eine Schmierinfektion einer weiteren Person erscheint dann möglich, wenn das Virus kurz danach über die Hände auf die Schleimhäute der Nase oder der Augen übertragen wird. Um sich vor Virusübertragungen über kontaminierte Oberflächen zu schützen, ist es wichtig, die allgemeinen Regeln der Hygiene des Alltags wie regelmäßiges Händewaschen und Fernhalten der Hände aus dem Gesicht zu beachten", heißt es beim deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Auch wenn das Virus sich über Stunden an der Luft halten kann, konnte bisher noch keine Sars-CoV-Übertragung über kontaminierte Lebensmittel, Trinkwasser oder Oberflächen nachgewiesen werden. "Allerdings können Schmierinfektionen über Oberflächen nicht ausgeschlossen werden, die zuvor mit Viren kontaminiert wurden", so das BfR.
Wie lange sich das Virus halten kann
Wie lange sich das Virus außerhalb des menschlichen Körpers halten kann, hängt von verschiedenen Faktoren wie der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit, der Beschaffenheit der Oberfläche sowie von der Virusmenge ab. Auf trockenen Oberflächen sind Coronaviren nicht besonders stabil – die Inaktivierung erfolgt in getrocknetem Zustand innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen.
Laboruntersuchungen amerikanischer Forscher zeigen, dass Sars-CoV-2 nach starker Kontamination bis zu drei Stunden als Aerosol, bis zu vier Stunden auf Kupferoberflächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu zwei bis drei Tage auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben kann. "In der Praxis ist zu erwarten, dass die Stabilität des Coronavirus Sars-CoV-2 wegen zusätzlicher Faktoren, wie z.B. Tageslicht, schwankender Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie geringeren Kontaminationslevels, geringer ist als in den Laborstudien ermittelt", schreibt das BfR.
Nach derzeitigem Wissensstand sei es sehr unwahrscheinlich, dass Waren, die häufig mit der Post verschickt werden, wie Spielwaren, Werkzeuge, Computer, Kleidung oder Schuhe, ansteckend sein können. "Importierte gekühlte oder gefrorene Lebensmittel, die unter unhygienischen Bedingungen in Sars-CoV-2-betroffenen Regionen hergestellt wurden, könnten das Virus enthalten. Eine Übertragung von Sars-CoV-2 über Lebensmittel ist allerdings bisher nicht nachgewiesen worden."
Derzeit kämpft China mit einem neuen Anstieg der Infektionszahlen. Weniger als drei Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking spielt bei dieser Corona-Welle auch Omikron eine Rolle. Am Dienstag meldeten die Behörden 127 neue lokal aufgetretene Omikron-Fälle mit bestätigten Symptomen. China fährt eine strenge Zero-Covid-Strategie mit harten Maßnahmen. Dazu zählen etwa Massenimpfungen kombiniert mit ständigen Tests, eine landesweite Überwachung der Menschen, öffentliche Temperaturmessungen, strenge Isolation beim Auftreten eines Verdachtsfalles bis hin zum Abriegeln ganzer Regionen.
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