Epidemiologin zu hohen Infektionszahlen: "Nerven bewahren"

Epidemiologin zu hohen Infektionszahlen: "Nerven bewahren"
Welche Gründe der Anstieg der Infektionszahlen hat und wie lange die gegenwärtige Welle noch dauern könnte.

5.861 neue Coronainfektionen von Donnerstag auf Freitag, 6.102 Neuinfektionen von Freitag auf Samstag: Von einem „beunruhigend großen Zuwachs“ spricht der Statistiker Erich Neuwirth. Er will auch einen Lockdown für alle nicht mehr ausschließen: „Man kann es derzeit noch nicht wirklich absehen, aber es ist definitiv nicht auszuschließen. Wenn es eine Woche lang weiter so stark bergauf geht, muss man ernsthaft daran denken.“

Im Gesundheitsministerium heißt es dazu, „das Ziel der Maßnahmen ist es, ohne Schließungen durch Herbst und Winter zu kommen und alles offenzuhalten“. Und es sei klar kommuniziert, dass bei 600 Covid-Intensivpatienten Ausgangsbeschränkungen nur für Ungeimpfte kommen. Dennoch: Zumindest ein (Teil-)-Lockdown rückt infolge des Stufenplanes näher.

Unterdessen verschärft ein Bundesland nach dem anderen die Corona-Regeln. Dass die an den Belag der Intensivbetten gekoppelten bundesweiten Verschärfungen der Stufe 2 in Kraft treten, ist also nur eine Frage von Tagen.

Im Burgenland strebt SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil Lockerungen an, wenn das von ihm ausgegebene Ziel erreicht wird. Demnach sollen bis zum Landesfeiertag am 11. November 80 Prozent der impfbaren Bevölkerung geimpft sein. Am Freitagabend fehlten noch 1.010 Stiche. Auch die Corona-Kommission spricht sich in ihrem jüngsten Bericht für positive Anreize aus: „Mögliche Lockerungen könnten an das Erreichen von noch zu definierenden Impfzielen geknüpft sein.“

Epidemiologin zu hohen Infektionszahlen: "Nerven bewahren"

„Die Neuinfektionen werden ganz eindeutig von den Ungeimpften angetrieben“, sagt der klinische Pharmakologe Markus Zeitlinger, MedUni Wien. Nur ein kleinerer Teil des Anstiegs gehe auf Geimpfte zurück. Allerdings zeige sich ein Rückgang der Immunität mit fortschreitendem Abstand zur zweiten Impfung: Deshalb wäre es sinnvoll, die dritte Impfung generell auf sechs Monate nach der zweiten vorzuziehen. „Das ist auch von der Zulassung her möglich.“ Für mRNA-Impfstoffe wird sie erst nach neun bis zwölf Monaten empfohlen, ausgenommen etwa Menschen über 65.

Der Molekularbiologe Ulrich Elling schlägt sogar vor, den Abstand zur zweiten Impfung generell auf nur fünf Monate zu verkürzen: "DIe Impfwelle in Österreich hat Mai-Juli stattgefunden. Wir sollten wie andere Länder nach 5 Monaten boostern, dann können wir dieses Jahr noch fast alle Geimpften drittimpfen und schützen."

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