Durchbruch bei Alzheimer-Forschung? Bluttest soll Risiko voraussagen

Durchbruch bei Alzheimer-Forschung? Bluttest soll Risiko voraussagen
Ein einfacher Bluttest soll das Risiko für eine Erkrankung bereits zwei Jahrzehnte vorher erkennen.

Will man es wissen oder nicht? Für Verwandte, bei denen das Risiko besteht sowie für Familien, Ärzte und Forscher wäre es ein enormer Fortschritt: Ein Bluttest, der prognostizieren kann, ob ein Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung besteht. Und das zwei Jahrzehnte vor Ausbruch.

Alzheimer wird durch Gedächtnis- und Denktests festgestellt: Diese Tests werden aber meist erst vorgenommen, wenn der Patient bereits Symptome zeigt.

Es mag ein wenig nach Science Fiction klingen, die Studien wurden aber bei der jährlichen Verbandskonferenz "Alzheimer's Association International Conference" präsentiert: Wissenschafter aus Schweden und den USA forschen an einem Protein, das an der Schädigung von Gehirnzellen beteiligt ist und so zu Alzheimer führen soll.

Bereits 20 Jahre vor Einsetzen der Symptome von Demenz sollen die Veränderungen im Gehirn erkennbar sein. Die Genauigkeit der Test-Ergebnisse soll bei 98 Prozent liegen.

Es wird angenommen, dass der Aufbau des Proteins Tau in enger Verbindung mit dem Schwund der Geisteskräfte steht: P-Tau217 scheint messbare Veränderungen im Blut besonders schnell aufzuzeigen. Veränderungen der Gehirn-Proteine Amyloid und Tau und deren Verklumpung (Ablagerungen) gehören zu den Veränderungen im Gehirn bei Erkrankung.

Hoffnung auf billigen Test, zuerst braucht es Studien

Die Resultate legen nahe, dass Blut-/Plasma-Spiegel von P-Tau217, die in Ablagerungen zu finden sind, ebenfalls eine enge Verbindung mit dem Aufbau von Amyloid besitzen.

"Die Möglichkeit einer Früherkennung und des Eingriffs mit einer Behandlung, bevor Alzheimer das Gehirn signifikant geschädigt hat, wären für Patienten, deren Familien und das Gesundheitssystem umwälzende Veränderungen", so Maria C. Carrillo, Chef-Wissenschafterin der Alzheimer's Association.

Derzeit können Veränderungen im Gehirn, bevor die Symptome einsetzen, nur mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zuverlässig festgestellt werden sowie durch Messung von Amyloid und Tau-Proteinen in der Zerebrospinalflüssigkeit (CSF). Diese Methoden sind teuer und invasiv.

"Zwar sind diese neuen Berichte ermutigend, es handelt sich aber um frühe Resultate und wir wissen noch nicht, wie lange es dauert, bis diese Tests zur klinischen Nutzung verfügbar sind. Sie müssen in langfristigen und großformatigen - beispielsweise klinischen - Studien von Alzheimer getestet werden", sagt Carrillo.

Schützen Grippe- und Pneumokokken-Impfungen?

Zudem gibt es weitere Hoffnungsmeldungen: Zwei neue Studien zeigen, dass Grippe- und Pneumokokken-Impfungen das Risiko der Erkrankung selbst bei genetisch vorbelasteten Menschen und einmaligem Gebrauch verringern können.

Laut der Studie, bei der mehr als 9.000 Patienten (älter als 60 Jahre) teilgenommen haben, zeigt selbst eine einmalige Grippe-Impfung Wirkung. So reduzierte sich die Häufigkeit der Alzheimer-Erkrankung um 17 Prozent.

Neurologe und Gründer der Alzheimer's Prevention Clinic, Richard Isaacson, erklärt: "Regelmäßiger Gebrauch des Grippe-Impfstoffes, vor allem in jungem Alter, könnte helfen, viralen Infektionen vorzubeugen, die starke Auswirkungen auf das Immunsystem und die Entzündungswege haben. Diese Virusinfektionen können einen Alzheimer-bedingten kognitiven Rückgäng auslösen."

Aber auch Pneumokokken-Impfungen haben in einer Langzeitstudie als Alzheimer-Vorbeuger überrascht. Teilnehmer, die ein genetisch veranlagtes hohes Alzheimer-Risiko hatten, konnten dieses durch eine Impfung im Alter zwischen 65 und 75 Jahren um bis zu 30 Prozent verringern. Diejenigen ohne genetische Veranlagung konnten dank des Impfstoffs sogar eine Reduzierung des Risikos von 40 Prozent vorweisen.

Warum diese Impfungen solch einen unerwarteten Effekt haben, ist noch nicht abschließend geklärt.

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