Dissonanzen im Virologen-Chor: "Wir Wissenschafter streiten gerne"

Nicht immer sind sich Virologen bei Corona einig. Für Laien ist das verwirrend, für den Forschungsfortschritt unerlässlich.
Corona-Forscher sind sich nicht immer einig. Warum ist das so und was ist nun wirklich nötig? Für den KURIER haben zwei renommierte Experten Alltagsbeispiele beurteilt.

Ein Meter Abstand schützt vor einer Ansteckung: So wird es Österreich seit Beginn der Corona-Krise gepredigt. Das sehen längst nicht alle so: In der Schweiz soll sich die Bevölkerung nicht näher als zwei Meter kommen, in Deutschland raten Expertinnen und Experten zu eineinhalb Metern. Was stimmt denn nun, fragt sich da so manch einer?

"Widerspruch ist in der Wissenschaft nichts Ungewöhnliches", sagt Virologe Christoph Steininger von der MedUni Wien, "er ist Teil des natürlichen Prozesses zum Wissensgewinn." Er spielt auf Meinungsverschiedenheiten zwischen Virologinnen und Virologen in der Debatte um das Coronavirus an. In den vergangenen Monaten gab es solche auch abseits der Abstandsempfehlungen immer wieder. "Wir Wissenschafter streiten immer gerne", bestätigt Virologin Dorothee von Laer von der MedUni Innsbruck: "Und auch wir können uns irren."

Wissenschaft live

Für die Öffentlichkeit sei das verständlicherweise irritierend, erklären die beiden. Dass Laien davon überhaupt etwas mitbekommen, ist dem Ausnahmezustand geschuldet. "Erkenntnisfortschritt passiert normalerweise hinter den Kulissen. Erst, wenn man Daten besitzt, die über Einzelbeobachtungen hinausgehen, wenn Ergebnisse vielfach überprüft wurden und man als Wissenschafter alle Perspektiven betrachtet hat, geht man an die Öffentlichkeit", sagt Steininger. Doch auch die Mühlen der Forschung mahlen dieser Tage anders.

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