Für ältere und chronisch kranke Menschen kann der Erreger lebensgefährlich sein. Rund fünf Prozent der schwerstkranken Patienten brauchen intensivmedizinische Betreuung. "Lebensbedrohlich wird Covid-19, wenn die Lunge am Entzündungsprozess im Körper beteiligt ist", sagt Olschewski. Im Unterschied zur bakteriellen Lungenentzündung, die oft auf einen oder zwei Lungenlappen begrenzt ist. "Dann entsteht eine diffuse Lungenentzündung, die das gesamte Atmungsorgan betrifft."
Verläuft diese Entzündung schwer, spricht man im Fachjargon vom Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) – und meint damit eine massive Reaktion der Lunge auf schädigende Faktoren, die mit einer schweren Einschränkung der Sauerstoffzufuhr einhergeht. "Der eingeatmete
Sauerstoff kann nicht mehr gut ins Blut übertreten und wird wieder ausgeatmet", präzisiert der Experte.
Doch was passiert dabei in der Lunge? "Im Lungengewebe entstehen eine Vielzahl von entzündlichen Mediatoren. Also entzündliche Eiweißkörper, die von Entzündungszellen abgesondert werden, aber auch von den Zellen, die in der Lunge selbst vorhanden sind. Daraus entsteht eine entzündliche Reaktion im Lungengewebe, bis hin zu den empfindlichen Lungenbläschen. Es sind dann vermehrt Entzündungszellen und Flüssigkeit dort vorhanden."
Infolge klappt der lebensnotwendige Gasaustausch nicht mehr einwandfrei. Der Körper kann nicht mehr ausreichend Sauerstoff in den Blutkreislauf zuführen und Kohlendioxid ausscheiden. "Wenn man nicht mehr die zum Leben erforderliche Menge Sauerstoff in den Körper aufnehmen kann, stirbt man nach kurzer Zeit", beschreibt Olschewski.
Nicht immer ist ein solches Lungenversagen ausschlaggebend für das Ableben von Covid-19-Patienten. "Oft sind kardiale, also vom Herz ausgehende, Komplikationen die Ursache. Das lässt sich dadurch erklären, dass bei einer lebensbedrohlichen Erkrankung immer das schwächste Organ im Körper ausschlaggebend für den Tod ist. Wenn etwa ein Patient eine schwere chronische Herzkrankheit und plötzlich weniger Sauerstoff zur Verfügung hat, wird das kranke Herz der lebenslimitierende Faktor werden."
Derzeit gibt es keinen Impf- oder Wirkstoff gegen das Virus. Männer und Frauen mit schweren Covid-19-Verläufen werden in den Spitälern mit Sauerstoff versorgt: "Das sind ähnliche Maßnahmen, die auch bei der saisonalen Grippe ergriffen werden, die ebenfalls Lungenversagen auslösen kann. Man sorgt dafür, dass ausreichend Sauerstoff in den Körper kommt, indem man Sauerstoff über eine Nasenbrille oder eine Maske anbietet."
Hat der Patient nicht mehr genügend Energie, selbst zu atmen, wird ein Beatmungsgerät eingesetzt – er kommt auf die Intensivstation. "Parallel versucht man sicherzustellen, dass sich nicht obendrein eine bakterielle Lungenentzündung breitmacht. Eine zweite verkomplizierende Erkrankung muss vermieden werden."
Seitdem sich das Coronavirus in
Österreich stark ausbreitet, machen vermehrt Ratschläge die Runde, ältere Menschen sollten sich jetzt noch gegen Pneumokokken impfen lassen. Die Impfung schützt (wie auch die Grippe-Impfung) nicht vor einer Coronavirus-Ansteckung: "Prinzipiell ist die Pneumokokken-Impfung natürlich sehr empfehlenswert. Die beste Zeit dafür sind aber grundsätzlich die Sommermonate, weil man Zeiten mit vielen Virusinfekten vermeiden möchte."
Derzeit empfiehlt das Nationale Impfgremium Österreichs außerdem, jegliche Immunisierungen wegen der Coronavirus-Pandemie aufzuschieben. Sie sollten in absehbarer Zeit zügig nachgeholt werden.
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