Doch Schernhammer betont, dass die Ausgangswerte in solchen Modellen Unsicherheiten aufweisen: „Viele Zahlen in der britischen Studie sind Annahmen – etwa die genaue Sterblichkeit in Europa oder der Prozentsatz derer, die beatmet werden müssen. Das wissen wir alles einfach noch nicht exakt. Ein bisschen sind das alles Zahlenspielereien.“ Niemand könne in die Kristallkugel schauen und sagen, „was genau passieren wird“, betont die Epidemiologin. Allerdings: „Der Ablauf in Europa schaut jetzt nicht viel anders aus als in China. Auch wir haben einen starken Anstieg der Infektionszahlen und massive Maßnahmen dagegen. Deshalb ist meine Prognose, dass es bei uns ähnlich lange wie in China dauern könnte, die Epidemie einzudämmen – und das wären zwei bis drei Monate.“
Das komme vielen heute vielleicht ewig lange vor: „Aber wenn wir wirklich nach zwei Monaten beginnen könnten, langsam zur Normalität überzugehen, wäre das ein Traum. Für mich ist das vorstellbar.“ Natürlich bedeute das aber nicht, dass man solange nur in Innenräumen sein müsse: „Man muss ja hinaus, sonst kriegen alle einen Vitamin-D-Mangel, abgesehen von anderen Problemen. Aber wir werden lernen müssen, unser Leben danach einzurichten.“
Ein Aufflammen der Infektionszahlen danach sei natürlich möglich: „Aber vielleicht nur abgeschwächt, weil dann doch schon etliche Menschen immun sind, man Erfahrung in der frühzeitigen Entdeckung und Kontrolle von Ausbruchsnestern hat und es vielleicht auch schon neue Therapiemöglichkeiten oder eine Impfung gibt.“ Die MedUni-Wien-Expertin betont, dass ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen nur bei möglichst strengen Maßnahmen geschützt werden können. „Es ist sehr ungewiss, ob man nur diese Gruppen alleine erfolgreich abschotten kann.“
"Hoffen auf einige Wochen"
„Meine Hoffnung ist auch, dass wir von einigen Wochen reden und nicht von vielen Monaten“, sagt Infektiologe Christoph Steininger, AKH Wien: „Je konsequenter wir jetzt beim Einhalten und Umsetzen aller Maßnahmen sind, umso früher wird das Ganze vorbei sein.“ Könnten das UV-Licht und die wärmeren Temperaturen helfen – schließlich sind das Umweltbedingungen, die viele Viren nicht so schätzen? „Wir hoffen es, aber wir wissen es nicht. Wir müssen jetzt einfach abwarten.“
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