Covid-Lunge: Wie eine Transplantation einen 50-Jährigen rettete
Erwin Herndl aus Obergrünburg, OÖ, erinnert sich an den Tag ganz genau: Am 28. 11. 2020 wurde bei seiner Frau eine Corona-Infektion bestätigt – sie arbeitet in einem Altersheim in Grünburg. „Sie musste sich einen Tag mit etwas Fieber hinlegen, das war es bei ihr. Deshalb habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Ich dachte mir: Ich habe 30 Jahre am Bau gearbeitet, nie eine Grippe gehabt, sollte ich mich bei ihr anstecken, wird mir Corona schon nichts tun. Das wird schon nicht so schlimm werden.“ Es kam anders.
Der damals 49-jährige Bauspengler erkrankt trotz aller Vorsicht. „Erwin hatte tagelang fast immer 40 Grad Fieber und starke Schmerzen“, schreibt seine Mutter in ihrem Tagebuch, das sie während der Erkrankung ihres Sohnes geführt hat. Als seine Sauerstoffnot immer größer wurde, rief die Familie am 10. 12. den Ärztenotdienst: „Der Arzt hat dann gemeint, es geht schon noch. Eine Stunde später alarmierten wir die Rettung.“
„Das war das Ärgste“
Am 24.12. 2020 notiert seine Mutter: „Sein Zustand verschlechterte sich vehement und er hatte keine Kraft mehr. Sie mussten ihn am Vormittag noch intubieren.“ Noch am selben Abend wird er mit schwerem Lungenversagen an das AKH Linz überstellt. Sein zum Herzen zurückfließendes Blut wird aus dem Körper geleitet, in einem künstlichen Lungenersatz (ECMO) mit Sauerstoff angereichert und zurückgeführt. „Das war das Ärgste, was ich mitgemacht habe. Ich war teilweise bei Bewusstsein, teilweise nicht und dachte zeitweise, ich sei gestorben.“
Doch auch diese Therapie reicht nicht. „Die Ärzte haben zu mir gesagt, Herr Herndl, Sie haben nur mehr eine Chance: Eine neue Lunge.“ Am 31.1. wird er für eine Lungentransplantation an das Wiener AKH / MedUni Wien überstellt. „Ich hatte wirklich Glück, vier Tage später wurde mir von Konrad Hötzenecker eine Lunge transplantiert.“
Bis Ende März musste er im AKH bleiben. Zuerst mehrere Wochen noch auf der Intensivstation, dann auf einer Normalstation. Es folgten vier Wochen Reha in Hochegg, NÖ. Ende April war Erwin Herndl nach knapp fünf Monaten wieder zu Hause. „Ich ging mit einem Rollator mit meiner acht Monate alten Nichte um die Wette. Sie machte ihre ersten Schritte – und ich auch.“
„Holz für einen halben Kübel“
Am Anfang schaffte er drei Stufen in seinem Haus – mittlerweile braucht er am Weg vom Keller ins Obergeschoß nur mehr eine Pause. „Ich kann auch Holz für einen halben Kübel hacken, dann bin ich erschöpft.“ Aber es geht aufwärts: Ein Erfolg war, als er einen achteinhalb Kilo schweren Karpfen aus seinem Teich fischte: „Das war unglaublich.“
Zum Zeitpunkt seiner Corona-Infektion war noch kein Impfstoff zugelassen. Wegen seines schwachen Gesamtzustandes und seines mit Medikamenten gedämpften Immunsystems – damit seine neue Lunge nicht abgestoßen wird – musste er nach der Transplantation einige Monate warten, bis er die erste Covid-Schutzimpfung erhalten konnte: „Am ersten Tag, für den die Ärzte das Ok gaben, war ich bei der Impfstelle.“ Und für seine Freunde gibt es eine klare Vorgabe: Wenn sie mich besuchen wollen, müssen sie geimpft und getestet sein. Das wissen alle – und sehen auch alle ein.“
Herndl ist es ein Anliegen, sich beim Personal in allen Spitälern „für den tollen Einsatz“ zu bedanken. Und wer das Tagebuch seiner Mutter liest, kann nachvollziehen, was ihr letzter Satz wirklich bedeutet: „Wir sind froh, dass du es geschafft hast.“
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