Covid-Impfungen: Wie hoch ist ihre Wirksamkeit in Österreich?
Zuletzt sorgten Meldungen für Aufsehen, dass die Schutzwirkung der Covid-19-Impfungen zunehmend etwas zurückgeht.
Vor allem bei Personen höheren Alters und mit bestimmten Vorerkrankungen (z. B. bei der Einnahme von immunsystemunterdrückenden Medikamenten) scheint dies der Fall zu sein, zeigen Daten aus Israel und den USA.
Wie aber ist die Situation in Österreich?
Für Österreich bestätigen jetzt mehrere Untersuchungen und Datenauswertungen eine nach wie vor sehr hohe Schutzwirkung der Impfungen.
"Das aktuell beobachtete Infektionsgeschehen betrifft primär die Gruppe der nicht-immunisierten Bevölkerung", heißt es in der aktuellen Risikoeinschätzung der Corona-Kommission. "Mehr als 80 Prozent der inzidenten Fälle entfallen derzeit auf nicht-immunisierte Personen, was die Effektivität der Impfung unterstreicht."
Fazit: "Die Corona-Kommission empfiehlt daher neuerlich den Impffortschritt mit sämtlichen möglichen Mitteln und Anreizen zu beschleunigen."
Auch der jüngste Bericht der AGES zum Thema Impfdurchbrüche nennt eine Impfeffektivität von 91 Prozent: "Eine Impfeffektivität von 91 Prozent bedeutet, dass von 100 vollständig geimpften Personen 91 vor einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion geschützt sind."
"Geimpfte Intensivpatientinnen oder -patienten mit Covid-19 sind die absolute Ausnahme", sagt auch der Intensivmediziner Walter Hasibeder, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI). "Und es betrifft Menschen, die an angeborenen oder erworbenen Immundefekten leiden." Alle anderslautenden Gerüchte in den sozialen Medien seien "schlicht und einfach Fake News".
Geringe Inzidenz bei Geimpften
Die Stadt Wien hat jetzt Daten über die Infektionshäufigkeit bei Geimpften im Vergleich zu Nicht-Geimpften veröffentlicht: Demnach liegt in dieser Woche die Inzidenz bei Personen mit abgeschlossenem Impfschutz bei lediglich 16,6, bei jenen mit unvollständigem Impfschutz hingegen bei 209.
Diese Differenz spiegelt sich auch in der Situation auf den Normal- und Intensivstationen in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds:
- Auf den Normalstationen sind 85,7 Prozent der Covid-Patienten völlig ungeimpft, weitere 5,4 Prozent sind lediglich teilimmunisiert. "Sie machen in Summe 91,1 Prozent (!) der PatientInnen in Normalbehandlung aus", schrieb der Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrates Peter Hacker, Mario Dujakovic, auf Twitter.
- Von den Patienten in Intensivbehandlung sind 75 Prozent völlig ungeimpft. Weitere 6,3 Prozent sind lediglich teilimmunisiert, haben also nur eine Impfung jener Impfstoffe erhalten, bei denen zwei Stiche notwendig sind. 12,5 Prozent (das sind zwei Personen) sind zwar formal voll-immunisiert, "sind aber schwer immunsupprimiert aufgrund anderer Krankheitsbilder".
- Somit gibt es in Wien derzeit eine Person mit abgeschlossenem Impfschutz und keiner Beeinträchtigung des Immunsystems durch andere Krankheitsbilder auf der Intensivstation. Allerdings: "Diese Person war bereits sehr früh zweitgeimpft, was auf eine abnehmende Immunantwort wegen des Alters hindeutet."
„Wir wissen aus internationalen Daten, dass vor allem bei älteren Menschen nach einer bestimmten Zeit die Antikörpertiter wieder sinken“, sagt Intensivmediziner Hasibeder. „Wollen wir also im kommenden Winter nicht wieder gerade in dieser besonders vulnerablen Gruppe vermehrt schwere Verläufe sehen, ist die Auffrischung sehr wichtig.“
Laut dem jüngsten Bericht der Corona-Ampelkommission ist der Altersdurchschnitt der Infizierten seit Jahresbeginn von 46,7 Jahren auf 31,2 Jahren gesunken.
Das zeigt sich auch in den Spitälern: Das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten auf Normalstationen beträgt in Wien 54,2 Jahre, auf den Intensivstationen 61,3 Jahre. Frauen sind häufiger von einem Spitalsaufenthalt betroffen als Männer.
Auch die Daten aus anderen Bundesländern bestätigen die hohe Wirksamkeit der Impfungen:
- So sind in Tirol von den aktuell 20-Covid-Patienten auf einer Normalstation vier vollimmunisiert. Von den sieben Covid-PatientInnen auf einer Intensivstation ist keine Person vollimmunisiert.
- Auch in der Steiermark ist kein Intensivpatient gegen das Coronavirus geimpft. Bei den 33 Corona-Patienten auf Normalstationen liegt der Anteil der Ungeimpften bei mehr als 80 Prozent.
Auch die knapp 3.000 bisher gemeldeten Impfdurchbrüche (PCR-bestätigte SARS-CoV-2-Infektion mit Symptomen bei abgeschlossenem Impfschutz, also frühestens zwei Wochen nach der zweiten Impfung bzw. vier Wochen nach der Impfung mit Johnson & Johnson), sprechen nicht gegen die hohe Wirksamkeit der Impfungen, betonen Experten:
- Einerseits sind vor allem Personen mit Vorerkrankungen oder eingeschränktem Immunsystem betroffen, bei denen die Impfung keinen Immunschutz bewirken konnte.
- Diese Impfdurchbrüche machen nur 1,91 Prozent aller bisher bestätigten SARS-CoV-2-Infektionen aus. Und insgesamt haben bisher schon mehr als 4,5 Millionen Menschen in Österreich einen vollständigen Impfschutz.
- Insgesamt konnten die Impfungen in den Monaten Februar bis Juli österreichweit 5.790 Krankenhausaufenthalte, 2.278 Aufenthalte in Intensivstationen und 2.177 Todesfälle verhindern.
In Niederösterreich zeigt eine bisherige Bilanz: Von den 54.910 Covid-Fällen, die zwischen Jänner und Juli in Niederösterreich registriert wurden, gab es 784 Fälle bei Geimpften (teil- und vollgeimpft).
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