Covid-Impfungen: Welche Nebenwirkungen bisher gemeldet wurden
17 Millionen Impfungen sind bis 11. Februar im e-Impfpass eingetragen. Bis zu diesem Datum sind beim Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) 47.373 Meldungen von vermuteteten Nebenwirkungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung von 27.12.2020 bis 11.02.2022 berichtet worden. Ein neuer Bericht des Amtes ("Bericht über Meldungen vermuteter Nebenwirkungen nach Impfungen zum Schutz vor Covid-19") gibt jetzt genaueren Aufschluss, welche Impfreaktionen und vermuteten Nebenwirkungen gemeldet wurden.
Der Großteil dieser Meldungen betrifft Impfreaktionen wie sie in den klinischen Studien der Zulassungsverfahren der Impfstoffe beschrieben wurden, z.B. Kopfweh, Fieber, Müdigkeit, Schmerzen an der Einstichstelle, etc.
Die zehn häufigsten gemeldeten Reaktionen auf eine Impfung waren Kopfweh (19.458 Meldungen), Fieber (18.273) und Schmerzen an der Impfstelle (14.120). Auf Platz vier findet sich Müdigkeit, ebenfalls noch mit mehr als 10.000 Meldungen (exakt 12.987). Danach kommen Gelenksschmerzen (9.948 Meldungen), Muskelschmerzen (8.674), Schüttelfrost (8.545), Übelkeit (5.127), Schwindel (3.558) und Schmerzen in einer Extremität (2.567).
Die wenigsten Meldungen bei Biontech
Rund zwei Drittel aller Meldungen (31.615) betreffen Frauen, ein Drittel (15.602) Männer. Die wenigsten Meldungen pro 1.000 Impfungen gibt es bei Biontech / Pfizer (1,56), die meisten bei Astra Zeneca (11,98). Bei Moderna sind es 2,92 pro 1.000 Impfungen und bei Johnson & Johnson (Janssen) 3,65.
In "zeitlicher Nähe" zu einer Impfung gegen Covid-19 wurden 263 Todesfälle gemeldet (im Bericht bis 28. Jänner waren es 251). Wie bereits im letzten Bericht vermerkt, wird bis jetzt bei nur zwei Fällen ein Zusammenhang mit einer Impfung gesehen. In beiden Fällen handelt es sich um spezielle Thromboseformen, die sehr selten nach Impfungen mit Vektorimpfstoffen (Astra Zeneca, Johnson & Johnson) aufgetreten sind.
Ebenfalls bereits im letzten Bericht wurde der Fall eines 12-Jährigen beschrieben, bei dem es am Tag nach der Impfung mit Biontech/Pfizer "zu einem Kreislaufstillstand unklarer Genese" kam, "welcher als lebensbedrohend gemeldet wurde. Der Patient verstarb 3 Tage später". Eine Obduktion wurde durchgeführt, eine abschließende Bewertung ist derzeit noch nicht möglich.
Bei 20 in zeitlicher Nähe zur Impfung Verstorbenen fiel die Impfung in die Inkubationszeit einer Covid-19-Erkrankung, im Rahmen derer die Patientinnen bzw. Patienten verstarben. Bei 34 weiteren bestanden schwerwiegende Vorerkrankungen, "die vermutlich todesursächlich" waren. Bei sieben Patienten konnte aufgrund des Obduktionsberichts ein Zusammenhang mit der Impfung ausgeschlossen werden.
200 weiter Fälle sind noch in Abklärung bzw. konnten keine weiteren Informationen eingeholt werden, heißt es in dem Bericht. "Die Untersuchungen, ob es einen Zusammenhang mit der Impfung gibt, laufen weiter."
Die Leiterin des Bundesamtes, Christa Wirthumer-Hoche, sagte im Ö1-Morgenjournal: "Wenn man das so liest fragt man sich, was ist mit dieser großen Anzahl an Fällen, gibt es da einen Zusammenhang oder gibt es keinen."
Es werde in wenigen Fällen eine Obduktion veranlasst: "Die können nicht wir veranlassen. Und nur wo es abgeklärt werden kann, bekommen wir diese Information."
Obduktionen können von Angehörigen angeregt und von Amtsärzten und Spitälern veranlasst werden.
Wirthumer-Hoche betont, dass Ärzte gesetzlich verpflichtet sind, Impfnebenwirkungen zu melden.
So wurden auch 766 systemische allergische Reaktionen gemeldet (die also an mehreren Stellen des Körpers auftraten), 1098 allergische Hautreaktionen, 323 Lähmungen im Gesichtsbereich (bei 165 ist der Gesundheitszustand wiederhergestellt, 158 sind noch in Abklärung) und 217 Fälle einer Herzmuskelentzündung in zeitlicher Nähe zu einer Impfung.
Bei 518 Patientinnen und Patienten wurden die Nebenwirkungen als lebensbedrohend gemeldet. Bei 2.210 Patientinnen und Patienten war im zeitlichen Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung ein Krankenhausaufenthalt erforderlich oder wurde ein solcher verlängert.
Viele Hochbetagte geimpft
Im BASG wird darauf hingewiesen, dass speziell am Beginn der Impfaktion hauptsächlich hochbetagte Personen geimpft wurden. Damit "war zu rechnen, dass in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung auch natürlich bedingte, das heißt nicht impf-bedingte gesundheitliche Ereignisse erwartungsgemäß auftreten", schreiben die Autoren des Berichts.
Und: "Wenn Impfstoffe an sehr viele Personen verabreicht werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass nach einer Impfung Beschwerden auftreten, die nicht durch die Impfung, sondern durch andere Ursachen, wie eine zeitgleiche oder kurz danach aufgetretene andere Erkrankung, ausgelöst wurden."
So betrage der Erwartungswert der Zahl der Todesfälle eine Woche nach der Impfung bei Risikopersonen im Alter von 80 Jahren und älter 3,5 pro 1.000. "Basierend auf dieser sogenannten Hintergrundinzidenz ist mit einem Todesfall pro 290 Personen dieser Altersgruppe innerhalb einer Woche, unabhängig von einer Impfung, zu rechnen."
Mehr Herzmuskelentzündungen nach Infektionen
Der Kardiologe Peter Siostrzonek, Mitglied im Safety Board des Nationalen Impfgremiums, betont, dass manche Nebenwirkungen, die nach Impfungen auftreten, noch häufiger nach Infektionen sind: "Das gilt vor allem für junge Männer, dass eine Impfung das Risiko für eine Herzmuskelentzündung sicher erhöht, andererseits muss man auch sagen, dass das nur ein bis zwei Fälle pro 100.000 Impfungen betrifft", sagte Siostrzonek im Ö1-Morgenjournal: "Wenn man wirklich an Corona erkrankt, dann ist das Risiko um den Faktor 10 bis 20 höher. Also die Impfung schützt letztlich auch, eine Myokarditis zu entwickeln."
17 Millionen gemeldeten Impfungen stünden 263 Todesfälle in zeitlicher Nähe und 217 Fälle einer Herzmuskelentzündung in zeitlicher Nähe gegenüber. Der Vorteil der Impfung überwiege, so Wirthumer-Hoche: "Es gibt ein Risiko, ja, das kann man gar nicht abstreiten, aber der Nutzen ist wesentlich höher."
Kommentare