Welche Fortschritte es bei den Corona-Therapien gibt
Eines betont Infektionsspezialist Alexander Zoufaly von der Klinik Favoriten in Wien: „Medikamente sind keine Alternative zu Covid-Impfungen – aber eine Ergänzung. Denn die Impfung schützt wesentlich besser vor schweren Verläufen.“ In den vergangenen Tagen gab es einige positive Neuigkeiten zur Therapie. Die wichtigsten Punkte kurz aufgelistet.
Antivirale Tabletten:
Pfizer hat erste Ergebnisse zu seiner Pille Paxlovid veröffentlicht, die bei Risikopersonen lebensgefährliche Verläufe von Covid-19 um 89 % reduziert. Sie blockiert ein Enzym, das das Coronavirus zur Vermehrung benötigt. Etwas anders funktioniert die Pille Molnupiravir von Merck (MSD), sie führt zu Mutationen im Viruserbgut, die die Vermehrung stoppen: Molnupiravir soll Krankenhausaufenthalte und Todesfälle um die Hälfte verringern und hat in Großbritannien eine Notfallzulassung. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) prüft das Präparat. „Die Firmendaten klingen vielversprechend, aber es fehlen noch geprüfte Studien. Sollten aber weitere Daten genauso positiv sein, werden diese Medikamente zum Schlucken die Therapie von Covid fundamental verändern“, sagt Zoufaly. Sie müssen in den ersten Tagen nach Symptombeginn genommen werden – vorerst nur von Risikopatienten (z. B. Bluthochdruck): „Nur für sie gibt es Daten.“
Antikörper-Therapien:
Donnerstag empfahl die EMA die Zulassung von zwei monoklonalen Antikörperpräparaten: Eines der Firmen Roche und Regeneron (damit wurde im Vorjahr auch Ex-US-Präsident Trump behandelt) und eines von Celltrion. Monoklonal bedeutet, dass die im Labor hergestellten Antikörper alle gleich sind. Sie verhindern, dass die Viren an die Körperzellen andocken können. „Diese Medikamente müssen per Infusion verabreicht werden – spätestens Tag sieben nach Symptombeginn – und wirken ebenfalls bei früher Gabe am besten.“ Menschen, die keine Antikörper bilden können, könnten sie vorbeugend bekommen. An der Klinik Favoriten werden Antikörperpräparate bereits eingesetzt: „Das sind die wirksamsten Medikamente.“
Blutgerinnung:
Eine Studie der MedUni Wien zeigte bei Spitalspatienten, dass niedermolekulares Heparin zur Hemmung der Blutgerinnung die Infektionszeit im Schnitt um vier Tage verkürzen kann. Der frühere Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbundes Wilhelm Marhold spricht sich für eine frühe Verabreichung schon zu Hause aus. „Im Einzelfall kann das sinnvoll sein“, sagt Zoufaly, „aber aus meiner Sicht nicht für jeden in der ersten Krankheitsphase, es kann auch Nebenwirkungen geben.“
Therapie zu Hause:
Bei Risikofaktoren bzw. Grunderkrankungen empfiehlt Zoufaly die frühzeitige Rücksprache mit einem Arzt, „da eine Antikörpergabe oder in Zukunft antivirale Medikamente dann sinnvoll sein können“. Ansonsten rät er nur zu Mitteln zur Linderung von Symptomen wie Fieber: „Paracetamol und Ibuprofen gelten als sicher bei Covid-19, auch Hausmittel, etwa Tees, sind empfehlenswert.“ Er rät auch zu einem Sauerstoffsättigungs-Messgerät für Finger oder Ohrläppchen: „Bei weniger als 94 Prozent ist eine stationäre Kontrolle und Therapie im Spital notwendig.“ Vitamine und Spurenelemente können den Krankheitsverlauf nicht beeinflussen: „Aber generell sind Menschen mit Vitamin-D-Mangel infektanfälliger und daher lohnt sich bei einem Vitamin-D-Mangel – und nur dann – ein medikamentöser Ersatz.“
Wovon abgeraten wird:
Keine Zulassung zur Covid-Therapie hat das Wurmmittel Ivermectin: „Es gibt keine guten Studiendaten, eine Eigentherapie kann gefährlich sein.“
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