Um die 35 Jahre alt, sportlich, keine Vorerkrankung, keine Medikamenteneinnahme: „Dieser Patient hatte eine ausgeprägte Kurzatmigkeit, Hustenattacken, hohes Fieber und benötigte für mehrere Tage Sauerstofftherapie über eine Nasenbrille“, berichtet Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum in Linz. „Er hat sehr unter den Symptomen gelitten.“
Der Mann war aus einer Gruppe Gleichaltriger, die sich alle infiziert hatten, aber bis auf ihn viel mildere Verläufe oder gar keine Symptome zeigten: „Dieser Fall ist als Warnung zu verstehen: Junge sollen nicht davon ausgehen, dass sie in jedem Fall einen leichten Krankheitsverlauf haben werden. Auch jüngere, robuste Menschen kann ein schwerer Krankheitsverlauf treffen.“ Laut US-Erhebung ist einer von fünf Spitalspatienten zwischen 20 und 44 Jahre alt.
"Längere Krankheitsverläufe"
Lamprecht: "Ich erinnere mich an einen anderen Patienten bei dem ich dachte, da werden einige Tage Flüssigkeitsersatz und Kreislaufstabilisierung ausreichen. Aber er hatte dann mehr als eine Woche hohes Fieberund wäre nicht imstande gewesen, nach ein paar Tagen nachhause zu gehen." Längere Krankheitsverläufe sind bei jenen, die einen Spitalsaufenthalt benötigen, durchaus die Regel, so der Lungenfacharzt.
Warum so heftig?
Warum manche so heftige Symptome haben, andere gar keine, darüber gibt es nur Theorien, sagt Lamprecht. Bei chronischen Erkrankungen kann eine Schwäche des Immunsystems eine Rolle spielen. Aber bei offensichtlich Gesunden?
Rauchen ist ein Risikofaktor für schwerere Verläufe. „Es gibt auch eine individuelle Empfindlichkeit“, die Reaktion des Immunsystems auf das Virus kann unterschiedlich ausfallen. „Es wird auch diskutiert, ob es einen Unterschied macht, wie stark ein Immunsystem bisher mit vorangegangenen Infektionen belastet war.“ Dass also die Antwort des Immunsystems auf das Virus schwächer ausfällt, wenn es schon in der Vergangenheit häufig mit Krankheitserregern konfrontiert war. Eine weitere These: Bei manchen Menschen könnte die Menge der Andockstellen auf der Oberfläche von Zellen, über die Viren in sie eindringen, geringer sein. Erwiesen ist das nicht.
Der Mediziner betont aber noch einen weiteren Grund, warum junge Menschen eine Infektion nicht unterschätzen dürfen: „Nicht nur, weil sie selbst sehr schwer erkranken können. Sondern weil wir mittlerweile auch wissen, dass Infizierte mit und ohne Symptomen eine vergleichbare Virusmenge im Rachen haben. Auch Menschen ohne Symptome sind also ein großes Infektionsrisiko für andere.“ Lamprecht hat aber auch eine positive Botschaft: „Eine intensivmedizinische Betreuung ist derzeit nur bei zehn Prozent unserer Patienten notwendig – in Italien sind es bis zu 16 Prozent. Und wir konnten schon mehrere genesene Patienten aus dem Spital entlassen.“
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