Wie gut ist man mit Booster-Impfung vor Omikron geschützt?
Zu einer Impfpflicht könne es nur kommen, wenn die Impfstoffe auch eine entsprechende Wirksamkeit besitzen. Das sagte Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) Sonntag in einem Interview mit der APA. Zwar betonte sie, dass dies nach "gegenwärtigem Wissensstand" bei der Omikron-Variante der Fall sei. Aber was weiß man über die Wirksamkeit der Covid-Impfstoffe gegen Omikron tatsächlich?
Das Nationale Impfgremium geht in seinen neuesten Anwendungsempfehlungen vom 23.12. zu den Covid-19-Impfungen auch auf ihren Schutz vor der Omikron-Variante ein. "Erste und nur sehr begrenzte Daten" weisen demnach darauf hin "dass die Schutzwirkung durch die verfügbaren Impfstoffe reduziert sein dürfte".
Eine Analyse der britischen Gesundheitsbehörde vom 23.12. ergab, dass bei der Omikron-Variante bereits zehn Wochen nach der dritten Impfung der Schutz vor symptomatischen Infektionen jeglicher Intensität um bis zu 25 Prozent zurückgeht.
Aber: "Es wird erwartet, dass der Schutz vor Spitalsaufnahmen besser erhalten bleibt." Noch gebe es aber zu wenige schwere Erkrankungen durch Omikron, um eine robuste Analyse des Schutzes vor schweren Erkrankungen durchführen zu können, so die Behörde.
Von einem Schutz gegen schwere Erkrankungen geht aber auch das Nationale Impfgremium aus: Geimpfte Personen seien gegenüber ungeimpften "jedenfalls im Vorteil in Bezug auf die Vermeidung von Hospitalisierungen und Todesfällen".
Nach dreimaliger Impfung dürfte "ein Schutz vor schweren Verläufen und Verhinderung von Hospitalisierung" gegeben sein: "Darum ist es notwendig, weiterhin die Impfungen und alle Maßnahmen umzusetzen, um hohe Durchimpfungsraten in der Bevölkerung zu erreichen und auch die 3. Impfung zu forcieren."
Basierend auf den derzeitigen Daten, dass ein Schutz vor schweren Verläufen und Verhinderung von Hospitalisierung nach dreimaliger Impfung gegeben sein dürfte, "erscheint eine dritte Impfung zum frühest möglichen Zeitpunkt ... empfehlenswert", schreibt das Impfgremium.
Ähnlich äußerte sich auch der südafrikanische Forscher Alex Sigal: "Wir sehen keinen Grund zu glauben, dass Impfungen nicht vor schweren Omikron-Erkrankungen schützen."
Der Virusimmunologe Christoph Neumann-Haefelin vom Universitätsklinikum Freiburg verwies in einer Veranstaltung des Deutschen Science Media Center darauf, dass die Immunanwort "ganz vereinfacht aus zwei Pfeilern" besteht: "Einmal aus den Antikörpern, wo das Virus eben relativ gut entkommen kann, sofern man nicht frisch geboostert ist."
Zum anderen bestehe das Immunsystem aber auch aus den T-Zellen, "die dann, wenn das Virus schon in den Körper eingedrungen ist und es eben doch zur Infektion gekommen ist, die Erkrankung kontrollieren können. Und da ist die gute Nachricht, dass die Mutationen, die jetzt bei der Omikron-Variante auftreten, diese T-Zell-Antwort vermutlich nicht wesentlich vermindern."
Der Grund dafür: Die Mutationen der Omikron-Variante liegen nicht an den Stellen, wo die T-Zellen das Virus erkennen. Dadurch bestehe die Hoffnung, dass zwar durch die Omikron-Variante die Infektiosität deutlich gesteigert ist, "aber eben durch eine konsequente Impfung, auch Boosterung, schwere Verläufe vermieden werden können".
Eine Meta-Analyse von Wissenschaftern aus Südafrika, Australien und Deutschland kam zu dem Ergebnis, dass mit einer Booster-Dosis mit einem mRNA-Impfstoff bei der Omikron-Variante der Schutz vor schweren Erkrankungen wieder auf 98,2 Prozent ansteigt, der Schutz vor einer symptomatischen Infektion auf 86,2 Prozent.
Demgegenüber sinkt der Schutz vor einer Infektion mit nur zwei Impfungen nach sechs Monaten auf 40 Prozent und der Schutz vor schweren Erkrankungen auf 80 Prozent.
Erfolgreiche Booster-Studien aus Israel
Dass die Booster-Impfungen grundsätzlich wirken, zeigen auch Studien aus Israel – allerdings sind diese Daten noch vor dem Auftreten der Omikron-Variante erhoben worden.
In einer Studie wurden wurden zwei Gruppen verglichen (jeweils im Alter von 50 und mehr Jahren): Zweifach-Geimpfte, deren zweite Impfung mit Biontech-Pfizer bereits mindestens fünf Monate zurücklag und Dreifachgeimpfte. Fazit: Das Risiko, an Covid-19 zu sterben, war bei den Geboosterten um 90 Prozent niedriger als bei den Zweifachgeimpften.
In einer weitere israelischen Studie wurden Menschen, die mindestens zwölf Tage zuvor geboostert worden waren, mit Menschen ohne Drittimpfung verglichen. Bei den dreifach Geimpften war die Zahl der bestätigten Infektionen über alle Altersgruppen hinweg in etwa um den Faktor zehn niedriger als bei nur zweifach Geimpften. Schwere Verläufe bei Menschen ab 60 Jahren waren in der Booster-Gruppe um den Faktor 17,9 seltener, Todesfälle gab es um den Faktor 14,7 weniger.
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