Bisher gingen Experten davon aus, dass Coronavirus-Schutzimpfungen das Risiko, nach einem Impfdurchbruch an Covid-19-Langzeitfolgen zu erkranken, um 50 Prozent reduzieren - im Vergleich zu Ungeimpften. Eine große Studie mit 33.000 Probanden zeigt jetzt aber, dass die Risiko-Reduzierung im Vergleich zu Ungeimpften deutlich geringer ist und lediglich bei 15 Prozent liegt.
Studienautor Ziyad Al-Aly auf Twitter: "Impfstoffe verringern zwar das Risiko für Long Covid geringfügig, beseitigen es aber nicht. Hinsichtlich der klinischen Merkmale ist Long Covid bei geimpften von ungeimpften Personen nicht zu unterscheiden."
Die Daten für die Studie, die im Fachmagazin Nature erschienen sind, stammen aus den nationalen Gesundheitsdatenbanken der US-Veteranen: 33.940 geimpfte Veteranen mit einem Impfdurchbruch wurden zu einer Kohorte gebildet. Außerdem gab es mehrere Kontrollgruppen - in Summe handelt es sich um Daten von rund 13 Millionen Amerikanern.
Sechs Monate nach einem Impfdurchbruch besteht ein höheres Sterberisiko und ein höheres Risiko für akute Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Gerinnungsstörungen, Erkrankungen an den Nieren oder neurologische Störungen im Vergleich zu einer Zeitspanne von 30 Tagen nach Infektion. (Sie können die Studie auf Englisch hier nachlesen.)
Auch für die häufigen, nicht schweren Durchbruchs-Infektionen sind die Risiken während der 6-monatigen Nachbeobachtung für zahlreiche Erkrankungen erhöht.
Im Vergleich zu Personen mit einer SARS-CoV-2-Infektion, die zuvor nicht geimpft worden waren, wiesen Geimpfte mit Impfdurchbruch allerdings ein geringeres Sterberisiko und ein geringeres Risiko für das Auftreten von Folgeerkrankungen auf.
Für die Wissenschafter deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Impfung vor einer Infektion nur einen teilweisen Schutz in einer kurzen Phase nach der Krankheit bietet. Sowie dass eine Immunisierung als alleinige Schutzstrategie die langfristigen gesundheitlichen Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion jedoch nicht optimal reduziert.
Die Impfung als einzige Schutzmaßnahme in der Pandemie reicht nicht aus, wie es Deepti Gurdasani auf Twitter formuliert: "Wir haben wahrscheinlich auch eine BA.4/BA.5-Welle um die Ecke angesichts ihrer relativen Wachstumsraten mit größerer Flucht vor Impfstoffen als BA.2. Es ist so wichtig, dass Vorsichtsmaßnahmen wie z. B. hochwertige Masken, Belüftung, Vermeidung überfüllter Innenräume, Isolierung von Infizierten getroffen werden", so die Epidemiologin an der Queen Mary University in London.
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