Long Covid mit 33: Und plötzlich ist alles anders

Long Covid mit 33: Und plötzlich ist alles anders
Anna liebte Reisen, heute ist sie auf einen Rollstuhl und die Pflege ihres Mannes angewiesen.

Julia Pfligl

Anna ist eine dieser losen Bekanntschaften, die man über gemeinsame Freunde kennenlernt und einmal im Jahr auf einer Geburtstagsfeier trifft. Eine junge Frau Anfang dreißig, frisch verheiratet, voller Kreativität und Lebensfreude. Man schließt Facebook-Freundschaft, herzt die Instagram-Fotos der anderen. Urlaube, Partys, Konzerte – das gute Leben eben.

Vor Kurzem poppte nach längerer Stille wieder einmal ein Beitrag von Anna im Facebook-Feed auf. Auf dem Foto sitzt sie im Rollstuhl in der Frühlingssonne, den Kopf zur Seite gedreht. „Mein Leben hat sich in nur 6 Monaten grundlegend verändert“, schreibt sie dazu. Anna ist zwei Wochen vor der Booster-Impfung an Corona erkrankt, danach wurde bei ihr Long Covid diagnostiziert. Ihren Beruf kann sie nicht mehr ausüben, mit 33 Jahren ist sie auf die Pflege ihres Mannes angewiesen. Spontane Reisen oder Partys sind undenkbar geworden, Tätigkeiten wie das Einräumen der Waschmaschine müssen in kleine Happen aufgeteilt werden. Überall in der Wohnung stehen Hocker, damit sie sich nach ein paar Metern ausruhen kann. Der Rollstuhl, sagt sie, sei ein Stück Freiheit: „Ich würde es sonst nicht einmal in den Supermarkt schaffen.“

Fast täglich liest oder hört man inzwischen von Long Covid (auch im KURIER), während die Neuinfektionen stetig zurückgehen. Manche können es nicht mehr hören, halten Betroffene für faul oder wehleidig. Auch deshalb hat sich Anna entschlossen, ihre Geschichte auf Instagram öffentlich zu machen (@annaslongcovidjourney) und dieser schwer greifbaren, diffusen Krankheit ein Gesicht zu geben.

Lichtblicke, die es wert sind, geteilt zu werden, gebe es auch in ihrem neuen Alltag. Und wenn es ein Moment mit dem Rollstuhl in der warmen Frühlingssonne ist.

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