Corona-Diagnose: Wie Erkrankten daheim und im Spital geholfen wird
Wie werden Patienten mit Covid-19 behandelt – zu Hause und im Spital? „Wir visitieren Patienten, die nach einem positiven Befund in häuslicher Quarantäne sind“, sagt Ernest Zulus, ärztlicher Leiter des Ärztefunkdienstes in Wien.
„Als Erstes messen wir die Sauerstoffsättigung mit einem Pulsoxymeter, einem Fingerclip. Liegt sie unter 92 Prozent (98 Prozent sind der Normalwert, Anm.) und hat der Patient eine Lungenentzündung – das geht in der Regel Hand in Hand –, ist das ein Grund für eine Spitalsaufnahme.“ Patienten, denen es besser geht, „versuchen wir mit fiebersenkenden, schmerzstillenden und auch entzündungshemmenden Medikamenten zu helfen“.
Dass im März kurzfristig vor Ibuprofen gewarnt wurde, sei nicht begründet gewesen: „Ursprüngliche Vermutungen, dass dadurch der Krankheitsverlauf verschlimmert wird, haben sich nicht bestätigt.“
Zulus rät aber von der Einnahme von Präparaten auf Basis von Acetylsalicylsäure (Aspirin) über einen Zeitraum von mehreren Tagen ab: „Einmalig gegen Kopfschmerz ist das ok. Über mehrere Tage hingegen erhöht es das Blutungsrisiko, z. B. für Nasenbluten.“
Auch schleimlösende Mittel, die bei einem Husten mit zäher Schleimbildung den Schleim verflüssigen, seinen Abtransport und Auswurf erleichtern, verschreibe er häufig: „Wenn man liegt, sich wenig bewegt und noch dazu den Schleim nicht abhusten kann, erhöht das das Risiko für eine Lungenentzündung.“ Und bei Patienten mit Vorerkrankungen der Lunge wie Asthma oder COPD könne auch Cortison zum Inhalieren eine Erleichterung bringen.
Im Spital sieht der Intensivmediziner Walter Hasibeder vom Krankenhaus Zams, Tirol, bei Schwerkranken eine frühzeitige und hoch dosierte Blutverdünnung „als einen der wesentlichen Faktoren für eine erfolgreiche Therapie“. Mittlerweile kenne man aus zahlreichen Studien das hohe Risiko für die Verstopfung eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel. Durch die Blutverdünnung lasse sich dieser Prozess aufhalten und teilweise sogar umkehren. „Wir selbst haben sehr früh bei unseren Patienten damit begonnen – und sehr gute Behandlungsergebnisse und eine niedrige Sterblichkeit gesehen.“ Eine Lernkurve gab es auch bei der Atemunterstützung und künstlichen Beatmung: „Wann immer es geht werden nicht-invasive Beatmungsformen ohne Intubation bevorzugt.“
Sterblichkeitsreduktion
Die einzigen Medikamente, die bis jetzt nachweislich die Sterblichkeit reduzieren, sind Cortisonmedikamente (Dexamethason, Hydrocortison) – laut einer jüngsten WHO-Studie um acht Prozent.
Das Anti-Virus-Präparat Remdesivir (das erste Präparat in Europa mit einer eingeschränkten Zulassung für die Covid-19-Therapie) könne noch nicht abschließend beurteilt werden, sagt Hasibeder: Zeigte eine Studie im Frühjahr eine Verkürzung der Genesungszeit, ergab eine WHO-Studie jetzt „wenig oder gar keinen Effekt“ auf Sterblichkeit oder Behandlungsdauer. „Wenn, dann hilft es am ehesten in der Frühphase.“
„Was den Antikörpercocktail betrifft, den US-Präsident Trump erhalten hat, würde ich mir erwarten, dass positive Effekte in der Frühphase der Infektion zu erwarten sind“, sagt Hasibeder: „Aber noch fehlen klinische Studienergebnisse.“
Fiebersenkend
„Wenn ich Fieber oder Schmerzen habe, nehme ich zuerst ein Präparat mit Paracetamol“, sagt Zulus. „Aber auch Ibuprofen ist gut geeignet“.
Schleimlösend
Präparate mit dem Wirkstoff Acetylcystein sollte man nur in der Früh und zu Mittag einnehmen, um den Schlaf nicht mit zusätzlichem Abhusten von gelöstem Schleim in der Nacht zu stören, betont der Arzt.
Hustensäfte
Auch pflanzliche Hustensäfte empfiehlt Zulus für zu Hause.
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