Coronavirus: Wie groß ist das Ansteckungsrisiko im Flugzeug?
Es war Flug CZ311 der China Southern Airlines von Guangzhou in China nach Toronto, am 22. Jänner, nach einer Flugzeit von mehr als 16 Stunden: Ein Fluggast, der in Wuhan war, bekam trockenen Husten, seine Frau auch. Beide wurden positiv auf Covid-19 getestet.
350 Passagiere waren an Bord. Sechs bekamen in den Tagen danach zwar auch Husten – aber bei keinem war der Test auf SARS-CoV-2 positiv. Fazit der Autoren eines Artikels im Canadian Medical Association Journal: Die milden Symptome und das Tragen von Masken während des Flugs könnten Infektionen anderer Passagiere verhindert haben.
Generell weiß man von SARS oder Influenza, dass Ansteckungen im Flugzeug zwar möglich sind – die WHO bezeichnet das Risiko aber als „sehr gering“.
Maske und Desinfektion
„Ich gehe davon aus, dass Gesichtsmasken in Kombination mit Händedesinfektion und den Klimaanlagen im Flugzeug sehr wirksame Maßnahmen sind, um das Infektionsrisiko deutlich zu senken“, sagt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien.
Die Luftströmung spielt dabei eine große Rolle: Sie erfolgt von oben nach unten. Über Lüftungsschlitze oberhalb der Sitze gelangt Luft in die Kabine, in der Nähe des Bodens wird sie abgesaugt. Rund 40 Prozent der Luft wird gefiltert und, vermischt mit 60 Prozent Frischluft, zurückgeführt. „Alle unsere Flugzeuge sind mit HEPA-Filtern ausgestattet, ihr Standard entspricht jenen in Operationssälen“, sagt AUA-Sprecherin Tanja Gruber. „Staub, Bakterien und Viren werden aus der Luft gesäubert.“ Durch diese Filter sei die Kabinenluft sogar sauberer als jene auf der Erde.
Beim Dachverband der Fluggesellschaften (IATA) hält man es deshalb nicht für notwendig, Sitze freizulassen. Die Kabinenatmosphäre mache die Virenübertragung schwierig. Zudem könnten nur 62 Prozent aller Sitze verkauft werden – wirtschaftlich sei eine Auslastung aber erst ab 77 Prozent. „Sinnvoller ist es mit Masken zu arbeiten, anstatt Sitze freizulassen“, sagt Gruber. Aus rein medizinischer Sicht wäre eine Begrenzung der Passagieranzahl natürlich sinnvoll, „aber man muss auch die wirtschaftliche und ökologische Komponente sehen. Auch diese haben Auswirkungen auf die Gesundheit“, so Hutter. Er meint damit etwa die Folgen von Arbeitslosigkeit oder erhöhte Treibhausgasemissionen durch mehr Flüge.
Gefahr bei Bewegung
Die Passagiere in den zwei Reihen vor und hinter einem infektiösen Patienten sind am meisten gefährdet, bei einer Flugdauer von mehr als acht Stunden steigt das Infektionsrisiko weiter an. Es gibt aber Fallberichte von Influenza-Infektionen auch außerhalb des Zwei-Reihen-Abstandes. Hier spielen vor allem Bewegungen von Passagieren und Crew eine Rolle. Bei der AUA prüft man daher, wie der Kontakt zwischen Mitarbeitern und Passagieren reduziert werden kann. „Das Risiko auf Null zu schrauben ist praktisch unmöglich“, so Hutter. „Ziel muss sein, es so zu senken, dass es nicht höher ist als im öffentlichen Raum. Das scheint machbar zu sein.“
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