Generell gilt: In Summe sei eine Lüftung immer besser als keine. Tappler: „Die Abstandsregeln sind trotzdem wichtig: Wo nicht von oben nach unten belüftet wird, könne etwa in Lokalen der Luftzug von einem Tisch zum nächsten gehen.“ Das sei ein Risikofaktor, den man nicht vermeiden kann. „Es kommt aber immer zu einem Verdünnungseffekt.“
Neue Technologien
Unterdessen gibt es immer mehr Ideen zur Desinfektion der Luft: So hat die Biotech-Firma CuraSolutions Wasserstoffperoxid in kugelförmige Molekülkomplexe aus Pflanzenextrakten (Mizellen) verpackt. Dadurch soll die Wirkung unbedenklicher Konzentrationen von Wasserstoffperoxid auf Krankheitserreger deutlich verstärkt werden. In einer Studie der Uni-Klinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle der MedUni Wien konnten Bakterien in einem wässrigen Biofilm (Schleimschicht) abgetötet werden. Daten für Viren gibt es aber nicht. Die Firma Disinfect plus setzt indes auf einen feinen Trockendampf (Kaltvernebelung) aus einer Mischung aus Wasserstoffperoxid und Silberionen – und verweist auf wissenschaftlichen Studiendaten.
„Natürlich sind Fenster öffnen und Belüftungsanlagen die besten Methoden“, so Hygienefacharzt Ojan Assadian. „Aber in Räumen, die schlecht be- und entlüftbar sind, kann man solche Verfahren überlegen. Es ist aber nicht zielführend, solche Geräte in jeden Haushalt zu stellen.“ Skeptisch zeigen sich die Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, Hanns Moshammer (beide MedUni Wien) und Innenraumanalytiker Tappler: „Das Vernebeln von Wirkstoffen wie Wasserstoffperoxid in Innenräumen wie Büros oder Wohnungen ist in keinem Fall erforderlich und bringt keine merkbare Verbesserung der Situation.“ Vom permanenten Vernebeln werde dringend abgeraten. Sie führen auch gesundheitliche Bedenken ins Treffen.
Ein weiteres Verfahren ist Luftentkeimung mit UV-C-Strahlung – Geräte im Raum saugen Luft an, sie wird im Gerät bestrahlt und ausgeblasen. Untersuchungen in deutschen Arztpraxen hätten eine Reduktion von Pilzen und Bakterien um 60 bis 100 Prozent gezeigt, heißt es bei der Firma Bamatek. „Dass das SARS-CoV-2-Virus UV-empfindlich ist, ist bekannt, aber ob die Wirkung ausreichend ist, ist nicht gesichert“, sagt Hutter. Generell meint er: „Man darf sich auf solche Technologien nicht verlassen. Entscheidend ist, dass es einen Luftwechsel gibt.“
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