Abnehmmedikamente: Keine Hinweise auf Schilddrüsenkrebs

Eine Packung des Diabetesmedikaments Ozempic.
Laut EMA erhöhen die sogenannten GLP-1-Rezeptor-Agonisten wie Ozempic und Wegovy das Krebsrisiko nicht.

Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy erhöhen das Risiko für Schilddrüsenkrebs nicht. Zu diesem Schluss kommt die Europäische Arzneimittelbehörde EMA nach einer monatelangen Prüfung.

Der Verdacht, dass dies der Fall sein könnte, entstand nach Studien mit Nagetieren, bei denen es nach der Anwendung der Mittel zu einem erhöhten Risiko für Schilddrüsenkrebs kam. Zudem zeigte eine Analyse französischer Krankenkassendaten ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs bei Patientinnen und Patienten, die Medikamente aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten einnahmen.

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Die darauf basierenden Medikamente regulieren den Appetit, indem sie ein Darmhormon nachahmen. GLP steht für Glucagon-like Peptide. Das Peptidhormon, dem die Wirkstoffe nachgeahmt sind, wird im Darm produziert und spielt eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Glukosestoffwechsels.

Längeres Sättigungsgefühl

Das Medikament sorgt dafür, dass ein längeres Sättigungsgefühl besteht – die Patientinnen und Patienten haben weniger Appetit und führen weniger Nahrung zu. Bei gleichzeitiger Diät und vermehrter körperlicher Aktivität können bis zu 25 Prozent des Körpergewichts reduziert werden.

Nach monatelanger Prüfung kam die Europäische Arzneimittelbehörde EMA nun zu dem Schluss, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen den begehrten Medikamenten des dänischen Pharmaherstellers Novo Nordisk und Schilddrüsenkrebs besteht. Es seien derzeit keine Aktualisierungen der Verschreibungsinformationen erforderlich. Untersucht wurden die Mittel Ozempic und Wegovy, die denselben Wirkstoff, nämlich Semaglutid, enthalten.

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Schon zuvor konnte ein potenzielles Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs  ausgeschlossen werden – es wurde kein Kausalzusammenhang beim Menschen festgestellt, wie aus einem Bulletin zur Arzneimittelsicherheit des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts hervorgeht.

Wirkstoffe

Die Wirkstoffe Liraglutid und Semaglutid wurden ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt. Sie haben sich jedoch auch bald in der Behandlung von Adipositas durchgesetzt. Von Adipositas spricht man ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 kg/m². Menschen mit einem BMI von über 40 kg/m² leiden an einer schweren Form der Adipositas und haben das größte Risiko für weitere Gesundheitsprobleme. Von Normalgewicht spricht man zwischen einem BMI von 19 und 25 kg/m².

Eine Abnahme von fünf bis zehn Prozent Körpergewicht kann die Auswirkungen der mit Adipositas zusammenhängenden Gesundheitsprobleme verringern.

34,5 Prozent der Menschen in Österreich sind übergewichtig. 16,6 Prozent gelten laut WHO als adipös.

Kriterien für Verschreibung in Österreich

In Österreich ist Ozempic nur für Diabetiker zugelassen. Wegovy ist zur Gewichtsabnahme bei Adipositas-Patienten zugelassen, in Österreich aber nicht am Markt.

Es wurden auch Daten anderer Medikamente, darunter das in Österreich verwendete Mittel Saxenda, überprüft. Saxenda ist in Österreich zur Gewichtsabnahme bei Fettleibigkeit zugelassen und enthält den Wirkstoff Liraglutid. Auch hier wird ein längeres Sättigungsgefühl erzielt. Kriterium für die Verschreibung ist ein BMI über 30 kg/m² oder ein BMI über 27kg/m² verbunden mit einer Erkrankung, die mit Adipositas in Zusammenhang steht, wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutfette.

Laut EMA werden die Arzneimittel weiterhin genau überwacht.

Zuletzt hatte die Behörde vor Fälschungen von Ozempic gewarnt, die in mindestens 14 Ländern aufgegriffen worden waren, darunter auch Österreich. Das Bundeskriminalamt warnte kürzlich davor, nachdem es bereits einige Betroffene gab.

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