Wo wurden bisher Fälschungen entdeckt?
Insgesamt sind mindestens 14 Länder betroffen, darunter Österreich, Deutschland, Großbritannien, Russland und Ägypten. Bei zumindest einigen davon führt die Spur zu einem österreichischen Großhändler, laut BKA laufen Ermittlungen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA warnte vergangene Woche vor "Ozempic"-Fälschungen, ebenso der Hersteller des Originals, das Pharmaunternehmen Novo Nordisk.
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Was ist "Ozempic" und wie wirkt es?
Das Medikament wurde ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt. Zusätzlich trägt es zu einer Gewichtsreduktion bei – der enthaltene Wirkstoff Semaglutid reguliert den Appetit, indem er ein Darmhormon nachahmt. Dieses wird im Darm produziert und spielt eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Glukosestoffwechsels. Der Wirkstoff ermöglicht bis zu 15 Prozent des Körpergewichts abzunehmen, was ihn auch für Menschen interessant gemacht hat, die ein paar überschüssige Kilos loswerden wollen, aber nicht unter krankhaftem Übergewicht leiden. "Ozempic ist eigentlich nur zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen. Ein weiteres Medikament, Wegovy, enthält den gleichen Wirkstoff und ist für starkes Übergewicht ohne Typ-2-Diabetes zugelassen. Wegovy ist in Österreich derzeit nicht erhältlich", erklärt Endokrinologe Florian Kiefer von der MedUni Wien.
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Hierzulande ist für Menschen mit Adipositas das Medikament Saxenda zugelassen (Kriterium ist ein BMI über 30 kg/m² oder ein BMI über 27 kg/m² verbunden mit einer Erkrankung, die mit Adipositas in Zusammenhang steht, wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette). Es basiert auf dem Wirkstoff Liraglutid und hat den gleichen Effekt wie Ozempic und Wegovy – alle drei stammen vom Hersteller Novo Nordisk.
Woran erkennt man Fälschungen?
Die Mittel werden als Spritze, die sich die Patienten selbst verabreichen, vertrieben. Die bisher entdeckten gefälschten Pens unterscheiden sich nur minimal vom Original. So ist das "blau" beim gefälschten Pen z. B. dunkler als beim Original, informierte das BKA. Es gibt Hinweise, dass im gefälschten Pen Insulin enthalten war. Generell können Arzneimittelfälschungen lebensbedrohlich sein.
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Wie kann man Fälschungen möglichst aus dem Weg gehen?
Kiefer rät, den Gebrauch des Mittels nur mit Fachärzten zu besprechen, die Erfahrung mit Stoffwechselerkrankungen haben. "Die Patienten müssen darüber aufgeklärt werden, wie sie sich verhalten sollen, falls es zu Nebenwirkungen kommt. Außerdem umfasst Gewichtsmanagement mehr als nur die medikamentöse Therapie", sagt Kiefer. Neben der regelmäßigen Verabreichung der Spritze brauche es etwa auch Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und teils psychologische Betreuung. Das Mittel selbst sollte nur aus Apotheken oder von Ärzten mit Hausapotheke bezogen werden. Kiefer: "Keinesfalls sollten solche Medikamente im Internet bestellt werden. Was hier passiert ist, ist hochkriminell."
Hersteller Novo Nordisk teilte mit, dass es einen deutlichen Anstieg an illegalen Onlineverkäufen gebe. Ein Hinweis auf eine Fälschung kann auch der Preis sein. Bei der Patientin in Salzburg betrug dieser für eine Packung "Ozempic" 500 Euro. Der Verkaufspreis in der Apotheke liegt derzeit bei etwa 140 Euro. Liegen die entsprechenden Kriterien vor, wird es für Typ-2-Diabetiker von der Krankenkasse erstattet. Patienten kommen damit etwa ein Monat aus, das Medikament muss langfristig verabreicht werden.
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