Forscher fanden veränderte Verbindungsmuster im Gehirn von Autisten

Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die Auswirkungen auf das Verhalten und die Kommunikation hat.
Wie sich Autismus im Gehirn bemerkbar macht, haben Wissenschafter nun an über 1.800 Hirnscans analysiert.

Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) zeigen oft wiederkehrende Verhaltensweisen oder tun sich im Umgang mit anderen Menschen schwer. Wie sich Autismus im Gehirn bemerkbar macht, hat ein Forschungsteam nun an über 1.800 Hirnscans analysiert. Dabei fanden sie Unterschiede bei neuronalen Verbindungsmustern mancher Gehirnareale. Die Erkenntnisse könnten zu neuen Therapieansätzen führen.

Keine einheitlichen Forschungsergebnisse

Bei ungefähr jedem Hundertsten Kind können Anzeichen für eine der vielen Spielarten der ASS beobachtet werden. Trotzdem sei noch wenig über Ursachen und die biologischen Mechanismen dahinter bekannt, schreiben die Wissenschafter in ihrer Arbeit im Fachblatt Science Translational Medicine. Oftmals wurde darüber spekuliert, ob die Gründe für die mitunter tiefgreifenden Entwicklungsstörungen in einem veränderten Zusammenspiel zwischen verschiedenen Hirnarealen - Forscher sprechen von Hirn-Konnektivität - liegen könnten.

In Studien wurden demnach auch immer wieder Hinweise gefunden, dass dem so sein dürfte, ein einheitliches Bild ergab sich jedoch nicht. Laut dem internationalen Forschungsteam, dem mit Julian Tillmann auch ein Wissenschafter von der Universität Wien angehörte, lag das auch daran, dass die Gehirnaktivität über verschiedene Untersuchungen hinweg mit verschiedenen Verfahren gemessen wurde.

Muster der Hirn-Konnektivität

Die Wissenschafter um Jürgen Dukart vom Forschungszentrum Jülich (Deutschland) haben nun vier ASS-Kohorten mit insgesamt 841 Patienten mit einer 984 Leute zählenden Kontrollgruppe verglichen. Alle wurden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) untersucht. Auf diese Weise identifizierte das Team nun "ein generelles Muster der Hirn-Konnektivität für ASS. Bestimmte Effekte tauchen konsistent in allen vier Gruppen auf und unterscheiden sich von den Mustern der gesunden Kontrollprobanden", so Dukart in einer Aussendung der Uni Wien.

Demnach ist die funktionelle Konnektivität im Gehirn der Autisten nicht etwa insgesamt stärker oder schwächer ausgeprägt, sondern räumlich verschoben. Diese Verschiebungen hängen laut der Studie mit ASS-Symptomen wie Sprachstörungen und Beeinträchtigungen im Alltag, nicht jedoch mit dem Alter der Studienteilnehmer, deren Geschlecht oder ihrer Medikation zusammen.

Für Therapien relevant

Das mache diese spezifisch veränderten Muster auch aus therapeutischer Sicht interessant: Denn sie könnten zukünftig als messbarer Biomarker eingesetzt werden, anhand derer abgelesen werden kann, ob etwaige Therapien auch dazu führen, dass sich die Konnektivitäts-Muster den gesunden Kontrollmustern annähern. "Die Ergebnisse können uns in Zukunft helfen, Autismus besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln und zu testen", so Tillmann, der für die Erhebung und Analyse der klinischen Daten der Untersuchung verantwortlich war.

Was ist Autismus?

Laut der Autistenhilfe Österreich handelt es sich bei Autismus um "eine Entwicklungsstörung, die Auswirkungen darauf hat, wie sich eine Person verhält, kommuniziert, mit anderen Menschen in Beziehung tritt und die Umwelt wahrnimmt". Autismus wird oft auch als Informations- und Wahrnehmungsverarbeitungsstörung bezeichnet. Dieser Begriff verdeutlicht, dass Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung Informationen, die sie in der Umwelt wahrnehmen, auf andere Art und Weise verarbeiten.

Internationalen Schätzungen zufolge ist ungefähr ein Prozent der Gesamtbevölkerung eines Landes von einer Autismus-Spektrum-Störung betroffen. Für Österreich sind bislang keine exakten Häufigkeitszahlen vorhanden und es können nur die internationalen Schätzungen herangezogen werden. Anhand dieser Daten kann man davon ausgehen, dass in Österreich ca. 87.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus-Spektrum-Störung leben. Es sind weitaus mehr Burschen beziehungsweise Männer als Mädchen und Frauen betroffen.

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