Er ist der aktuell fünftreichste Mensch der Welt, mit einem geschätzten Vermögen von knapp 108 Milliarden US-Dollar (ca. 90 Mrd. Euro). Seit 2008 ist er ständig auf der vom Times Magazin jährlich veröffentlichten Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten weltweit vertreten. Im Alter von nur 36 Jahren hat Mark Zuckerberg mit seinem Facebook-Konzern ein Imperium geschaffen, dessen Dienste von fast dreieinhalb Milliarden Menschen weltweit genutzt werden - das sind mehr als 82 Prozent all jener, die überhaupt Zugang zum Internet haben.
Das Unternehmen scheut sich nicht davor, diese ungeheure Macht als Druckmittel zu verwenden - wie zuletzt, als man im Streit mit australischen Medienkonzernen zwischenzeitlich alle Nachrichteninhalte von der Facebook-Version “down under” verbannt hatte. Ist Mark Zuckerberg inzwischen gar der unumstrittene Herrscher der Sozialen Medien?
Die Anfänge
Der von außen unscheinbare US-Amerikaner hat Facebook in kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Konzerne der Welt geformt, zu dem inzwischen auch WhatsApp, Instagram sowie der US-Konzern Oculus gehören, der als Vorreiter im Bereich Virtual Reality gilt. Weitere milliardenschwere Ankäufe aufstrebender Konkurrenten sind auch in Zukunft zu erwarten.
Dabei begann im Juni 2004 alles noch ganz klein, als der damals 20-Jährige gemeinsam mit seinen vier Mitbewohnern und Studienkollegen an der Harvard-Universität ein Netzwerk für Studierende, damals noch “The Facebook”, ins Leben rief. Das mag wie eine weitere romantische US-amerikanische Erfolgsgeschichte klingen: Die kleinen Männer, deren brillante Idee und unbändiger Wille aus einem kleinen Projekt einen Weltkonzern wachsen lässt und sie bis auf die Cover der größten Wirtschaftsmagazine hievt.
Für Zuckerberg mag das zutreffen. Doch der Freundeskreis ist inzwischen zerbrochen und die Erfolgsgeschichte von Facebook ist eine, die schon länger von Kritik und Misstrauen begleitet wird - sowohl dem Konzern, als auch dessen Ein-Mann-Chefetage gegenüber.
Von den fünf Freunden, die am Harvard-Campus zusammen wohnten, ist außer Zuckerberg inzwischen keiner mehr im Unternehmen. Abgesehen von Facebooks ehemaligem Vizepräsidenten Dustin Moskovitz, der das Unternehmen im Oktober 2008 verließ, sah sich jeder der Mitbegründer im Laufe der Zeit in einen Rechtsstreit mit Zuckerberg um deren Anteile verwickelt. Heute halten nur noch Moskovitz und Eduardo Saverin Facebook-Anteile im einstelligen Prozentbereich. Der Stoff um den am Erfolg zerbrechenden Freundeskreis inspirierte Hollywood-Regisseur David Fincher zu dem 2010 veröffentlichten Spielfilm “The Social Network”. Zuckerberg selbst bezeichnet die Handlung als “Fiktion”.
Alleinherrschaft nach innen und außen
Obwohl Facebook inzwischen mehr als 50.000 Mitarbeiter an 80 Standorten weltweit beschäftigt, laufen auch heute noch alle Stränge bei Zuckerberg zusammen. Der 36-Jährige ist nicht nur der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, er hält mit mehr als 28 Prozent aller Facebook-Aktien auch noch den Hauptanteil und steht somit gleichzeitig dem Aufsichtsrat vor. Also jenem Gremium, das eigentlich dazu dienen sollte, den Vorstand zu überwachen. Als Mitarbeiter im vergangenen Jahr auf einer Betriebsversammlung Zuckerbergs Führungsstil kritisiert hatten, ließ er ihnen ausrichten: “Das ist keine Demokratie.”
Der Rotschopf dient dabei als Spiegelbild seines Konzerns, denn Facebook ist in der eigenen Branche ebenfalls der absolute Chef im Ring. Zwar gibt es aufstrebende Portale wie die chinesische Videoplattform Tiktok, deren knapp 800 Millionen Nutzer liegen aber noch klar hinter den hauseigenen Produkten Instagram (ca. 1 Mrd.), WhatsApp (ca. 2 Mrd.) und Facebook (ca. 2,8 Mrd.). In vielen Ländern der Welt liefert sich das Unternehmen daher auch Auseinandersetzungen mit den Wettbewerbsbehörden.
Deren Klagen scheitern aber meist an der Unternehmensstruktur: Denn mithilfe eines sorgsam gesponnenen Geflechts aus Tochtergesellschaften bringt es Facebook bis heute fertig, nahezu all seine außerhalb der USA erwirtschafteten Gewinne in Irland zu versteuern, wo gerade einmal 12,5 Prozent des Gewinns fällig werden - also halb so viel wie in Österreich.
In Kalifornien, wo Facebook bis heute seinen Hauptsitz betreibt, sind es immerhin 21 Prozent. Alle anderen Standorte sind reine Niederlassungen und erwirtschaften am Papier keinerlei Gewinn. Auch die Nutzer selbst gehen, wenn sie sich auf Facebook registrieren, ausschließlich Verträge mit dem irischen oder kalifornischen Büro ein.
So macht Facebook Geld
Die drei großen Facebook-Apps (Facebook, Instagram, WhatsApp) werden für Nutzer schon immer kostenlos angeboten. Den Löwenanteil des Umsatzes, knapp 97 Prozent, erzielt der Konzern über Werbeeinnahmen. Das Geschäftsmodell ist simpel: Die Social-Media-Plattformen sammeln so viele Informationen über ihre Nutzer wie möglich. Anhand dieser Daten können Facebook und Instagram ihnen dann Werbung anzeigen lassen, die möglichst genau auf sie zugeschnitten ist. Werbekunden können so direkter denn je die eigene Zielgruppe erreichen, für Unternehmen sind Anzeigen in den Sozialen Medien inzwischen unumgänglich.
Genau diese gesammelten Daten sind es, die Facebook heute so unglaublich mächtig machen. Und den Konzern regelmäßig vor große Probleme stellen, denn weltweit haben es sich Datenschützer zum Ziel gemacht, das Geschäftsmodell von Facebook drastisch zu regulieren, an vorderster Front beispielsweise der Österreicher Max Schrems.
Zwei Seiten der Medaille
Denn wer eines der Angebote nutzt, sollte sich im Klaren sein, welche Rechte er dem Unternehmen einräumt: Facebook darf sämtliche geposteten Inhalte kommerziell nutzen und an Dritte weitergeben. So verfügt der Konzern inzwischen über eine gewaltige Nutzerdatenbank, in der alle erdenklichen Informationen gespeichert sind: Freunde, Interessen, Beruf, Aufenthaltsorte, mögliche politische Gesinnung. Sogar Gesichtserkennungssoftware setzt Facebook seit vielen Jahren ein - und das schon lange bevor Millionen von Menschen täglich ihr eigenes Gesicht am Smartphone einscannten, um Instagram-Filter zu nutzen.
US-Behörden sind wohl nicht die einzigen, die immer wieder Zugriff auf diese Datenbank bekommen. 2018 hat Facebook nachweislich Informationen von mehr als zwei Milliarden Nutzern vertraglich an 60 Unternehmen weitergegeben, darunter auch chinesische Tech-Riesen wie Huawei oder Lenovo, mit enger Bindung zur chinesischen Regierung.
Doch genauso regelmäßig, wie neue Vorwürfe gegen Facebook laut werden, kündigt das Unternehmen auch Neuerungen an, die Besserung versprechen sollen. So arbeitet man inzwischen mit unabhängigen Nachrichtenagenturen und Faktenprüfern zusammen, um die Verbreitung von Falschinformationen in den eigenen Netzwerken zu verhindern. Im deutschsprachigen Raum ist hierfür unter andem die Deutsche Presseagentur (dpa) zuständig.
Erst heute hat der Konzern angekündigt, demnächst neue Kontrollmöglichkeiten für den eigenen Newsfeed einzuführen. Der Algorithmus, der darüber entscheidet, welche Inhalte auf der Startseite eines jeden Nutzers nach vorne gereiht werden, sorgt seit Jahren für Kritik. Schon bald soll es aber möglich sein, selbst zu konfigurieren, was im eigenen Feed aufscheint - und wer die eigenen Beiträge kommentieren darf.
In Australien ist ein weiterer Durchbruch für Facebook-Kritiker gelungen: Dort erhalten Medienkonzerne künftig jedes Mal Geld, wenn ihre journalistischen Inhalte auf der Plattform verbreitet werden. Zugegeben, bevor es in dieser Frage zu einer Einigung kam, hat Facebook noch groß die eigene Stärke demonstriert und vorübergehend sämtliche Nachrichteninhalte in Australien deaktiviert. Im Zuckerberg-Imperium spricht man eben doch vor allem die Sprache der Macht.
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