Nachfolge von Casinos-Chefin Glatz-Kremsner: Drei Manager auf der Shortlist, Tipico-Vorständin winkt ab. Spielerhilfe erstattet Strafanzeige gegen Finanzminister Blümel.
Ende März 2022 verabschiedet sich Casinos-Chefin Bettina Glatz-Kremsner in den Ruhestand. Der Headhunter Spencer Stuart hat die dreiköpfige Shortlist fertig, zwischen Mitte und Ende November sollen die Hearings stattfinden und dann rasch entschieden werden.
Diesmal darf nichts schief gehen. Der neue CEO muss Glücksspiel-Erfahrung haben. Das verlangt nicht nur das Glücksspielgesetz, was in der Zeit vor Glatz-Kremsner nicht allzu genau genommen wurde, sondern das fordern auch die Mehrheitseigentümer, die Sazka Group. Sie werden sich auf keine politischen Besetzungen einlassen, wie sie in der Vergangenheit bei den Casinos üblich waren.
Anzunehmen, dass vom neuen Casinos-CEO auch Expertise im Lotto erwartet wird. Sazka ist der größte Lotto-Anbieter in Europa und die Lotterien sind die Cash-Cow des Casinos-Konzerns.
Shortlist fixiert
Darum ist es keine Überraschung, dass auf der Shortlist keine österreichischen Manager stehen. Einen Top-Kandidaten aus dem Unternehmen gibt es nicht und ein Manager der Novomatic kommt nach der Casinos-Affäre nicht in Frage.
Alle drei Top-Kandidaten sind derzeit in aufrechten Jobs. In der Branche wird darüber spekuliert, dass eine Frau die Nachfolgerin von Glatz-Kremsner werden könnte. Genannt wird Karin Klein, Chief Regulatory Officer des deutschen Wettkonzerns Tipico. Helmut Kern, Aufsichtsratschef der Staatsholding ÖBAG, die ein Drittel an den Casinos hält, soll Klein empfohlen haben, hört man aus Eigentümerkreisen. Kern will dazu keine Stellungnahme abgeben und Klein erklärt gegenüber dem KURIER, bei Tipico zu bleiben.
Bundesliga
Tipico, domiziliert auf Malta, ist in Deutschland Marktführer. Der Spiegel berichtete im Sommer ausführlich über den Aufstieg der Gründer, Nähe zum organisierten Verbrechen und zu Rocker-Kriminalität sowie über eine Selbstanzeige bei der Finanz. Gezielt werde in Vierteln mit hohem Migrantenanteil und Niedrig-Verdienern abgezockt.
2016 machten die Gründer Kasse, CVC Capital Partners übernahm die Mehrheit. Dahinter steht Alexander Dibelius, er gilt als einer der gerissensten deutschen Investmentbanker. In Österreich ist Tipico seit 2014 Hauptsponsor der Bundesliga.
Casag-Aufsichtratspräsident und Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun gehört nicht dem Nominierungsausschuss für die CEO-Suche an. Es ist ungewöhnlich, dass der Vorsitzende nicht im wichtigsten Ausschuss sitzt. Könnte damit zusammenhängen, dass die Stimmung zwischen Hesoun und Kern nicht die beste ist. Kern favorisierte als Nachfolgerin für Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid statt Hesoun die Anwältin Edith Hlawati.
Unvereinbarkeit
Bei den meisten ausländischen Glücksspielmanagern stellt sich ein Problem der Unvereinbarkeit. Viele Unternehmen spielen illegal online nach Österreich herein. Im Inland hat jedoch nur das zum Casinos-Konzern gehörende Unternehmen win2day die erforderliche Lizenz zum Zocken im Internet.
So warf der neue Aufsichtsratschef der Lotterien, der Brite Luke Alvarez, im Jänner nach einem Tag sein Mandat wieder hin. Der KURIER deckte auf, dass Alvarez Chairman von BetVictor ist, einem der führenden Online-Glückspielanbieter Europas, der auch in Österreich tätig war. Inzwischen hat BetVictor österreichische Spieler gesperrt. Alvarez soll ebenfalls eine Empfehlung von Kern gewesen sein.
Kern kennt sich im internationalen Gaming-Business gut aus. Er war im Aufsichtsrat von betandwin, ebenfalls ein Online-Anbieter von Casinos-Spielen. Sein Mandat bei der Tochter bwin.party legte er nach seiner ÖBAG-Bestellung zurück.
Tipico in Österreich
Auch Tipico bot in Österreich illegal Online-Gaming an. Mit 1. Februar 2021 stellten die Deutschen das Tipico Casino in Österreich ein, der Grund dürfte eine Bewerbung um eine neue Konzession in Deutschland gewesen sein. Behörden schauen bei Lizensierungen sehr genau hin, was ein Bewerber im Ausland so treibt.
Beim Prozessfinanzierer AdvoFin hängen Tipico in Österreich noch 43 Spielerklagen mit einer Gesamtsumme von einer Million Euro nach, bestätigte AdvoFin-Vorstand Gerhard Wüest.
Der Verein Spielerhilfe erstattete vergangene Woche übrigens Strafanzeige bei der WKStA gegen ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs. Mit der Begründung, das Finanzministerium lasse illegales, ausländisches Online-Gaming zu. Bei der Finanzprokuratour wurden zudem Spielverluste eingefordert. In Österreich ist die absurde Situation, dass illegale Online-Anbieter Steuern zahlen. Von 2011 bis 2017 lieferten 17 Unternehmen 155 Millionen Euro ab.
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