Westbahn verbilligt im Kampf gegen ÖBB Pendler-Tickets

Die Westbahn bringt bald auch Passagiere von Tullnerfeld zum Westbahnhof.
Günstigere Zeitkarten und neuer Halt in Tullnerfeld ab 13. Dezember. VOR ärgert sich über "Populismus".

Die Westbahn holt im Streit mit den ÖBB zu einem weiteren Schlag aus. Ab 13. Dezember steht ja auf der Westbahn-Strecke ein Fahrplanwechsel auf dem Programm, weil dann die überregionalen Züge der ÖBB (IC, Railjet) direkt zum neuen Hauptbahnhof fahren und nicht mehr zum Westbahnhof. Auch ein Halt in Wien-Hütteldorf ist dann nicht mehr vorgesehen. Genau ab diesem Zeitpunkt will nun die Westbahn einen Halt am Bahnhof Tullnerfeld in ihr Programm aufnehmen und kündigt außerdem neue Zeitkarten für Pendler an - die preislich teilweise mehr als zehn Prozent unter denen des VOR liegen (Preise der neuen Zeitkarten: siehe unten).

Vor Gericht

Die ÖBB hatte auf eben jener Strecke (von Amstetten aus über St. Pölten, Tullnerfeld, Wien-Hütteldorf nach Wien-West) von fünf auf elf Zugpaare aufstocken wollen - ohne dass dafür eine Ausschreibung erfolgt wäre. Genau daran hatte sich die Westbahn gestört und ein Verfahren beim Wiener Verwaltungsgericht in Gang gebracht (der KURIER berichtete). Das Urteil wird morgen erwartet.

"Ein attraktives Reiseangebot gänzlich ohne Subventionen mit Steuergeld"

"Egal wie das Urteil ausgeht, wir handeln jetzt im Vorhinein, in dem wir den Halt Tullnerfeld aufnehmen", ließ Westbahn-Manager Erich Forster in einer Aussendung wissen. Damit werde ein "attraktives Reiseangebot gänzlich ohne Subventionen mit Steuergeld" geboten.

VOR: "Aktionistischer Populismus"

"Das ist reiner aktionistischer Populismus vor dem Hintergrund des schwelenden Konfliktes rund um kundenfreundlichere schnellere Verbindungen", sagt VOR-Sprecher Huemer dazu. Man bedauere, dass das Unternehmen das Angebot außerhalb des Verkehrsverbundes lege. Unbenommen sei der Westbahn als privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen natürlich der neue Halt in Tullnerfeld.

"Pendler brauchen nicht viele Ticketangebote von vielen Anbietern, sondern ein Ticket für alle Busse und Bahnen in der Ostregion."

Der AK-Wien-Verkehrsexperte Thomas Hader sieht das ähnlich: "Pendler brauchen nicht viele Ticketangebote von vielen Anbietern, sondern ein Ticket für alle Busse und Bahnen in der Ostregion." Er erinnerte daran, dass die Westbahn seit etwa zwei Jahren nicht mehr im VOR ist. "Sie ist damit die einzige Privatbahn Österreichs, die sich einem gemeinsamen regionalen Verkehrsverbund verweigert." Auch Hader forderte die Westbahn dazu auf, ihr Angebot im Rahmen des Verbundes zu legen. Die Westbahn solle zurück in den Verkehrsverbund.

Westbahn sieht Kunden-Vorteile durch Wettbewerb

Die Westbahn wehrte sich am Montag in einer weiteren Aussendung gegen die Kritik von VOR und AK: Kostengünstige Pendlerangebote, die ohne Steuergelder auskommen, müssten eigentlich im Sinne der beiden Organisationen sein. Die private Westbahn wieß außerdem darauf hin, dass seit ihrem Markteintritt die Qualität im Bahnverkehr besser und die Fahrpreise attraktiver geworden sind.

Die neuen Jahresstreckenkarten der Westbahn:
(Anm.: Ersparnis im Vergleich zur VOR/VVNB-Jahreskarte)

AmstettenWien: € 1.379,- (Ersparnis: € 219,-)

St. PöltenWien: € 1.139,- (Ersparnis: € 26,-)

TullnerfeldWien: € 829,- (Ersparnis: € 17,-)

AmstettenTullnerfeld: € 1.349,- (Ersparnis: € 167,-)

St. PöltenTullnerfeld: € 629,- (Ersparnis: € 12,-)

AmstettenSt. Pölten: € 1.199,- (Ersparnis: € 108,-)

Die Monatsstreckenkarten der Westbahn liegen in etwa auf dem Preisniveau der vergleichbaren Monatskarten des VOR/VVNB.

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