Wer mit der Corona-Pandemie Gewinn macht
Während die Wirtschaft weltweit unter den Folgen der Corona-Krise ächzt, profitieren manche Branchen von der Pandemie. Nicht nur internationale Konzerne (siehe unten) machen dabei gute Geschäfte, auch in Österreich gibt es Gewinner. Dazu gehören Unternehmen, die direkt mit der Bekämpfung der Pandemie zu tun haben, aber auch Gewinner durch den Boom bei der Digitalisierung sowie Wohn- und Einrichtungshäuser, der Paketversand und der Lebensmitteleinzelhandel.
Einrichtungshäuser und Baumärkte
Ein Effekt der Corona-Pandemie ist, dass viele Menschen deutlich mehr Zeit zu Hause verbringen. Dadurch, und weil die Möglichkeiten zu teuren Urlaubsreisen eingeschränkt waren, haben die Österreicher seit 2020 mehr Zeit und Geld in die Gestaltung ihrer Wohnungen und Häuser investiert.
Profitiert haben davon vor allem Einrichtungshäuser und Baumärkte. Ikea hat den Umsatz in Österreich im Geschäftsjahr 2020/21 um 5 Prozent auf 887,2 Millionen Euro gesteigert, obwohl die Filialen mehrere Monate geschlossen waren. Das Online-Geschäft wuchs dabei um mehr als 80 Prozent auf 249 Millionen Euro.
Die Kika/Leiner-Gruppe hat im Geschäftsjahr 2020/21 drei Jahre nach der Übernahme durch die Signa-Holding erstmals wieder schwarze Zahlen geschrieben. Und auch Marktführer XXXLutz ist auf Wachstumskurs und will bis 2024 gut 100 Millionen Euro in Österreich investieren, 1.000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Im wachsenden Onlinebereich hat das Unternehmen bereits mehr als 500 Mitarbeiter.
Labor-Unternehmen
Das ganz große Rad bei den Covid-Tests dreht das Wiener Labor-Unternehmen Lifebrain. Für die Stadt Wien wickelt Lifebrain das PCR-Test-Projekt „allesgurgelt.at“ ab. Das Labor mit Sitz in Wien-Penzing analysiert derzeit innerhalb von 24 Stunden rund 220.000 PCR-Tests, bis zu 500.000 Tests pro Tag wären maximal möglich. Die Abwicklung und Analyse ist personalintensiv. Firmengründer Michael Havel hat knapp 1.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und 40 Millionen Euro in Laborgeräte investiert.
Masken und Schutzhandschuhe
Gutes Geld machen auch jene österreichischen Unternehmen, die sich auf den Handel mit MNS-und FFP2-Masken spezialisierten. Die Zahl der bisher verkauften Masken wird auf mehrere 100 Millionen Stück geschätzt. Etwa 100 Millionen Stück hat allein die Bundesbeschaffung GmbH, die Einkaufsagentur der öffentlichen Hand, besorgt. Und im Handel wurden 160 Millionen Masken weitgehend kostenlos ausgegeben. Der Großteil der Masken stammt aus China, die Zahl österreichischer Produzenten ist handverlesen. Ein Hersteller ist die steirische Firma Aventrium.
Auch der Gummi- und Kautschukkonzern Semperit profitiert von der Corona-Krise. Die Pandemie treibt nicht nur die Nachfrage, sondern auch die Preise für Schutzhandschuhe in die Höhe. Der Umsatz legte heuer im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um 57,7 Prozent auf 660,8 Mio. Euro zu. Trotz der inflationären Rohstoffpreisentwicklung und Engpässe in den globalen Lieferketten erwirtschaftete Semperit das beste Halbjahresergebnis seit dem Jahrtausendwechsel.
Chip-Branche und Pakete
Auch die Chip-Branche brummt wegen der Pandemie. Der börsennotierte Leiterplattenhersteller AT&S hat im ersten Halbjahr 2021/22 seinen Umsatz um rund ein Drittel gesteigert, der Halbleiterhersteller Infineon erwartet auch für das kommende Geschäftsjahr steigende Umsätze und Ergebnisse und der steirische Sensorspezialist ams hat im dritten Quartal den operativen Gewinn mehr als verdoppelt.
Die Österreichische Post hat ein sehr starkes erstes Halbjahr 2021 hingelegt und geht auch für das Gesamtjahr von einer deutlichen Umsatz- und Ertragssteigerung aus. Für die guten Zahlen sorgte der Boom bei den Paketen, ausgelöst durch das Wachstum im Online-Handel wegen der Corona-Krise.
Lebensmitteleinzelhandel
Durch die Betriebseinschränkungen in der Gastronomie haben die Österreicher außerdem mehr zu Hause gegessen. Entsprechend stiegen die Umsätze der Supermärkte. Im Jahr 2020 verzeichnete der Lebensmitteleinzelhandel in Österreich ein Plus von 10,1 Prozent. Die Zunahme war damit etwa doppelt so stark wie im europäischen Durchschnitt. Die Nachfrage von Bio-Lebensmitteln stieg dabei um knapp ein Viertel und erreichte erstmals mehr als zehn Prozent Anteil bei Frischwaren. Heuer stiegen die Erlöse im Lebensmitteleinzelhandel weiter, wenn auch weniger drastisch. In den ersten drei Quartalen verzeichnete die Branche ein Plus von 2,1 Prozent.
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