Nach der Übernahme des MAN-Lkw-Werks in Steyr durch die Steyr Automotive GmbH um Siegfried Wolf ist die nächste Etappe geschafft. Von den ursprünglich 1.900 Mitarbeitern haben sich drei Viertel entschlossen an Bord zu bleiben. Der Rest, rund 500 Mitarbeiter, hat sich für den Sozialplan entschieden.
„Sehr viele Kollegen haben sich entschlossen zu bleiben, weil es sehr interessante Projekte gibt“, sagt Betriebsratschef Helmut Emler im Gespräch mit dem KURIER. Die Auftragsbücher sind voll, dennoch sind die ehemaligen MAN-Mitarbeiter in Kurzarbeit. Denn: Auch in Steyr schlägt der Halbleiter-Mangel auf die Produktion durch.
„Es ist eine schwierige Situation, wir haben keine Teile. Alles was Elektronik ist, ist schwer zu bekommen“, sagt Emler. „Vorige Woche haben wir zwei Tage produziert, nächste Woche sind drei Tage geplant, übernächste Woche wieder zwei Tage.“
Je wichtiger der Bauteil, desto größer sind die Schwierigkeiten für die Produktion. „Wenn es sich um sogenannte K.O.-Teile handelt, ohne die das Fahrzeug nicht fahrfähig ist, muss man sich überlegen, ob man das Fahrzeug überhaupt produziert“, sagt der Personalvertreter. „Wenn es ein Teil ist, den man im Nachhinein in zwei, drei Stunden Nacharbeit einbauen kann, kann ich das Fahrzeug produzieren.“
Produktionslinien
Mittlerweile hat Steyr Automotive vom schwedischen Elektro-Lkw-Entwickler Volta einen Großauftrag erhalten, bis 2025 sollen etwa 27.000 Volta Zero-Trucks gebaut werden.
„Das Projekt wird zügig vorangetrieben, die wollen nächstes Jahr die ersten Fahrzeuge haben“, sagt Emler. „Es wird bereits ein Teil der Mannschaft für die neuen Projekte abgestellt.“ Für den Volta Zero soll es bereits mehr als 2.500 Vorbestellungen geben. Parallel dazu werden in Steyr Produktionslinien für den Bau der Transporter des russischen Autoriesen GAZ entwickelt.
Auch das Motorenwerk von BMW in Steyr hat 800 der 4.400 Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet. Der Chipmangel ist ein Problem. „Bei uns sind auch Schichten ausgefallen. Bei uns ist die Situation aber anders“, sagt BMW-Motoren-Sprecher Philipp Käufer. „Wir hängen direkt an den Fahrzeugwerken und wenn die nicht produzieren können, dann brauchen die keine Motoren.“
Anpassungen
„Auch wir können uns nicht dem Halbleiter-Mangel entziehen. Wir fahren in der Produktion in Abstimmung mit dem Kunden auf Sicht und müssen individuelle Anpassungen vornehmen“, sagt Magna-Sprecher Rej Husetovic zum KURIER. „Da fallen auch Schichten aus. Es kommt auch vor, dass eine Produktionslinie für einen Tag oder mehrere Tage gestoppt wird.“ Bei Magna hofft man, dass sich die Verfügbarkeit von Halbleitern und Mikrochips im zweiten Quartal 2022 wieder verbessert.
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