Investor Siegfried Wolf übernimmt MAN Steyr

MAN Produktionsstraße.
Im Ringen um die Zukunft des LKW-Werks in Oberösterreich wurde eine Einigung erzielt. Neue Marke "Steyr" soll entstehen.

Bis Dienstagnacht wurde  verhandelt, am Mittwochabend gab der MAN-Vorstand grünes Licht und am Donnerstag lagen dann die  Kaufverträge zur Unterzeichnung vor.

„Das Werk in Steyr ist gerettet, MAN hat eine Einigung mit Siegfried Wolf erzielt“, sagt Wolfs Sprecher Josef Kalina im Gespräch mit dem KURIER. Kalina: „Zwei Drittel der Arbeitsplätze bleiben erhalten.“ Der  MAN-Aufsichtsrat hat den Deal bereits abgesegnet.

Der frühere Magna-Chef Siegfried Wolf übernimmt in einem zweiten Anlauf vom deutschen Lkw-Bauer MAN das Werk in Steyr. Beim ersten Anlauf hatte die Belegschaft einen Deal mit Wolfs Firma WSA noch mit einer zwei Drittelmehrheit abgelehnt. Eine zweite Befragung der Belegschaft steht jetzt nicht auf der Tagesordnung.

„Wir waren jetzt überrascht, dass die Verhandlungen schnell gegangen sind“, sagt MAN-Steyr-Betriebsrat Helmut Emler zum KURIER. „Es ist jedenfalls gut, dass der Standort Steyr bestehen bleibt.“

Fakt ist: Wolf werkt künftig mit nur noch 1.250 der 1.850 Mitarbeiter. Die Mitarbeiter müssen aber auf bis zu 15 Prozent ihrer Netto-Löhne und -Gehälter verzichten. Zugleich erhalten sie aber eine Übertrittsprämie in Höhe von 10.000 Euro. Die MAN-Lehrwerkstätte, in der auch Lehrlinge anderer Unternehmen ausgebildet werden, wird weitergeführt.  100 MAN-Lehrlinge werden übernommen.  Außerdem  wird mit dem Land Oberösterreich und dem Bund eine „zweckgebundene offene Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft“ auf die Beine gestellt,  die laut Kalina zusätzliche 150 Mitarbeiter übernehmen wird.

Investor Siegfried Wolf übernimmt MAN Steyr

Investor Siegfried Wolf bei einem Besuch des MAN-Werks Steyr.

Neu ist auch, dass MAN nicht nur bis Ende 2022, sondern bis ins Jahr 2023 hinein, Lkw und Komponenten in Steyr von Wolfs WSA fertigen lassen wird. Für jene Mitarbeiter, die nicht mitziehen werden, wird es einen Sozialplan geben, der an den lukrativeren deutschen MAN-Sozialplan angepasst wird.

Sieben Fahrzeuge

Welche Pläne hat Wolf nun mit dem Werk in Steyr?
Wolf ist Zehn-Prozent-Teilhaber des größten russischen Nutzfahrzeug-Bauers Gorkowski Awtomobilny Sawod (GAZ), der mehrheitlich zum Konzern Russian Machines des russischen Oligarchen Oleg Deripaska gehört.

Der russische Traditionskonzern mit Sitz in Nischni Nowgorod erzeugt vor allem Transporter bis 3,5 Tonnen, in der Klasse des VW Crafter oder Mercedes Sprinter. GAZ baut aber auch Citybusse und Elektrobusse.

Die Fahrzeuge tragen die Bezeichnung „GAZelle next“ und „Vector next“. Unter der Bezeichnung „Sadko next“ werden Offroad-Lkw gefertigt. Insgesamt sieben Fahrzeuge sollen unter der Marke „Steyr“ produziert werden.

Die Produktion der russischen Fahrzeuge benötigt aber eine Vorlaufzeit von rund 16 Monaten, bis die Bänder tatsächlich laufen werden. „Bei der neuen Produktlinie  setzt man in Steyr künftig auf die Schwerpunkte Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und autonomes Fahren“,  heißt es in einer Aussendung.

Mit der Übernahme von MAN Steyr haben Wolf und Deripaska nicht nur ihr erstes  Werk in der Europäischen Union, sie werden auch den europäischen Transporterherstellern  preislich  Konkurrenz machen. 

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