Wie sich Spekulation in Rotterdam beim Tanken in Österreich auswirkt
Die Spritpreise sind am Donnerstag ein Stück gesunken. Diesel und Superbenzin kosteten im landesweiten Durchschnitt mit 1,976 und 1,889 Euro wieder weniger als zwei Euro.
Das ist allerdings immer noch höher, als es der Rohölpreis erklären würde. Dieser war am Donnerstag auf dem Niveau der letzten Februarwoche – und somit weit entfernt von dem Ausschlag vor zwei Wochen. Die Bundeswettbewerbsbehörde bestätigte, dass zu dem Thema mehrere Beschwerden vorliegen. Diese würden nun geprüft, konkrete Maßnahmen gibt es noch keine.
Ausschlaggebend für die Endverbraucherpreise ist nicht nur der Rohölpreis, sondern Angebot und Nachfrage der fertigen Produkte. Dazu kommt, dass die Mineralölsteuer ein Fixbetrag pro Liter ist und die Kosten an der Tankstelle also anteilig betrachtet stabilisiert. Auch weitere Kosten, etwa für Personal und Vertrieb, steigen und sinken nicht mit dem tagesaktuellen Rohstoffpreis.
Ausschlaggebend dafür, wie viel Mineralölkonzerne für Benzin, Heizöl und Diesel verlangen, sind die Preise am Treibstoffmarkt in Rotterdam. Nicht, weil der in Österreich verkaufte Sprit von dort bezogen würde, sondern weil die Notierungen in Europa als Leitpreise wirken.
Diese Daten sind aber nicht öffentlich zugänglich, sondern müssen von privaten Dienstleistern wie Platts oder Argus zugekauft werden. Hat man aber Zugang dazu, könnte, man das Steigen und Sinken der Preise mit denen an den Zapfsäulen vergleichen. „Dann müssten wir nicht mehr streiten“, sagt die Spritpreisexpertin Lydia Ninz zum KURIER. Ein entsprechender Vorschlag sei leider vor Jahren vom Wirtschaftsministerium abgelehnt worden, weil die kolportierten Kosten von 100.000 Euro pro Jahr zu hoch gewesen sein.
Idealerweise, so Ninz, wäre „ein volkswirtschaftlich so wichtiges Produkt wie Treibstoffe“ aber überhaupt nicht von einem von Spekulationseffekten getriebenen tagesaktuellen Spotmarkt abhängig.
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