Stromkonzern Verbund wegen hohen Energiepreisen auf Rekordkurs
Österreichs größter Stromkonzern Verbund hat im vergangenen Jahr Umsatz und Gewinn stark gesteigert (siehe Grafik). Grund waren die international stark gestiegenen Großmarktpreise für Strom.
Finanzvorstand Peter Kollmann bezeichnete die Situation als „einen perfekter Sturm“, ausgelöst durch einen Anstieg der -Preise sowie eine weltweit hohe Nachfrage von Gas und niedrige Speicherstände in Europa. Mit dem Krieg in der Ukraine sei es nun erneut zu Unsicherheiten und „weiteren Preisausschlägen“ gekommen, so Verbund-Chef Michael Strugl. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern mit einem Rekordgewinn von bis zu zwei Milliarden Euro.
Trotzdem steigen mit 1. Mai die Preise für die 530.000 Haushalts- und Gewerbekunden. Denn der Verbund ist zwar vorrangig ein Wasserkraftkonzern, er kann seine Kunden aber trotzdem nicht billiger beliefern, sagte Strugl. Denn der rechtliche Rahmen sehe vor, dass Strom nicht unter dem Marktpreis gehandelt werden darf. Und der Marktpreis richtet sich nach dem teuersten Kraftwerk, das zur Deckung des Bedarfs noch nötig ist. Und da das in der Regel Gaskraftwerke sind, gibt es eine „starke Korrelation zwischen Gaspreis und Strompreis“, so der Verbund-Chef. „Wir wären hier sofort mit Wettbewerbsklagen konfrontiert“, denn auch konzernintern müsse zu Marktpreisen verrechnet werden.
Weiters verpflichte auch das Aktiengesetz den Vorstand dazu, sich betriebswirtschaftlich zu verhalten und nicht etwa auf Gewinne zu verzichten, da diese ja den Eigentümern zustehen.
Staat in der Pflicht
Um die Auswirkungen der hohen Preise für die Konsumenten abzufedern, verweist Strugl auf die Politik. Die meisten Staaten hätten bereits Maßnahmen umgesetzt, wie sie die EU-Kommission als wettbewerbsrechtlich unbedenklich vorgeschlagen hat. Dazu zählen Direktzuschüsse und Transferleistungen, wie sie auch in Österreich kommen sollen (Stichwort Energiebonus). Sondersteuern, wie sie die EU-Kommission ebenfalls vorgeschlagen hat, sieht der Verbund-Chef hingegen kritisch, ebenso verstärkte Eingriffe in den Markt.
Auch gibt Strugl zu bedenken, dass der Staat als Mehrheitseigentümer durchaus von den hohen Erträgen des Konzerns profitiert: Mit 51 Prozent der Dividende vom vergangenen Geschäftsjahr gehen 190 Millionen Euro an den Staat. Weitere 30 Prozent der Anteile halten regionale Energieversorger, in Streubesitz sind knapp 20 Prozent. Dazu kämen noch mal etwa 280 Millionen Euro aus Ertragssteuern, heißt es vom Verbund auf Nachfrage des KURIER. Wenn die Prognosen halten, könnte der Bund 2022 insgesamt 600 Millionen Euro am Verbund verdienen.
Erneuerbaren-Ausbau
Beim Erneuerbaren-Ausbau mahnte Strugl ein Mal mehr zur Eile. Insbesondere die Genehmigungsverfahren müssten massiv beschleunig werden, damit das Ziel von bilanziell 100 Prozent Ökostrom bis 2030 erreicht werden könne. „Wir wollen noch mehr machen, wir brauchen aber die Hilfe der Politik und der Behörden“.
Um Schwankungen in der Produktion auszugleichen will der Konzern sein Erzeugungsportfolio weiter diversifizieren. Das bedeutet etwa Investitionen in Windkraft und Fotovoltaikanlagen, nicht nur in Österreich, sondern auch anderen Ländern Europas.
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