Kreisel-Deal: Warum John Deere auf Mühlviertler Batterien setzt
Der Deal sorgt für Staunen: Der weltgrößte Landmaschinen-Hersteller John Deere übernimmt die Mehrheit am Mühlviertler Batterietechnologie-Spezialisten Kreisel mit 160 Mitarbeitern. Wie das? In einigen Jahren schon, versichert der US-Traktorenriese, werden Landwirte ganz selbstverständlich auch mit Elektrotraktoren fahren. Das Problem: Einen Tag lang schwere Feldarbeit verrichten, ohne aufzuladen, schaffen die heutigen Batterien bei weitem (noch ) nicht.
Hier kommen die Oberösterreicher ins Spiel. Die Tüftler um die drei Kreisel-Brüder entwickeln extrem leichte und effiziente Batterien durch eine spezielle Kühlung bzw. Ummantelung der Batteriezellen. Dadurch wird die Ladezeit verkürzt und die Reichweite von Elektrofahrzeugen deutlich erhöht. „Damit werden elektrische Fahrzeuge alltagstauglich“, so das Credo von Firmengründer Markus Kreisel, der den Deere-Deal am Mittwoch nicht weiter kommentieren wollte.
Nur so viel: Kreisel wird seine Mitarbeiter und Markenname beibehalten und weiterhin vom Standort Rainbach im Mühlkreis aus operieren. Finanzielle Details wurden nicht bekannt gegeben.
E-Landmaschinen
Deere will mit dem Kauf von Kreisel die Elektrifizierung von Kleintraktoren, Baumaschinen sowie Rasenmähern vorantreiben. Erste E-Kleintraktoren stellte der US-Hersteller bereits auf diversen Agrarmessen vor. Der Konzern will Kreisel „die globale Präsenz und die Finanzierung bereitstellen, damit Kreisel sein schnelles Wachstum in den Kernmärkten fortsetzen kann“, heißt es.
„Es ist eine gute Nachricht, wenn ein US-Konzern auf Knowhow aus Österreich aufmerksam wird“, kommentiert TU-Professor Bernhard Geringer den Deal. Reine Elektroantriebe werde es aber eher für Sondermaschinen als für Standard-Traktoren geben, glaubt er. Bei Traktoren rechnen Experten eher von einem Durchbruch der Brennstoffzelle.
Firmengeschichte
Kreisel Electric wurde 2014 von den drei Brüdern Johann, Markus und Philipp Kreisel gegründet und legte ein steiles Wachstum hin. Bei der Hochleistungsbatterie setzt das Start-up auf keine Eigenentwicklung des Akkus, sondern umspült die Zellen mit einer speziellen, nicht leitenden Flüssigkeit. 2017 stieg Patrick Knapp-Schwarzenegger, der Neffe von Arnold Schwarzenegger, über eine US-Investorengruppe mit 15 Prozent im Unternehmen ein.
Im selben Jahr eröffnete Kreisel mit viel Pomp und Prominenz, im Beisein von Arnold Schwarzenegger und des damaligen Bundeskanzlers Christian Kern, in Rainbach ein 7.000 m2 großes Hightech-Forschungs- und Entwicklungszentrum samt Prototypwerkstätte und automatisierter Fertigungslinie.
Rennautos und Doppeldeckerbusse
Wegen der teuren Spezial-Flüssigkeit kommen Kreisel-Batterien bisher vor allem in Sonderfahrzeugen, etwa elektrisch angetriebenen Rennbooten, Rennwagen oder Doppelstockbussen in London zum Einsatz. Kleinserien werden in Oberösterreich gefertigt, für Großserien werden Lizenzen vergeben. Zudem entwickelte Kreisel eine spezielle Ladesäule, seit dem Vorjahr auch in Kooperation mit Shell.
Rote Zahlen
Die Geschäfte liefen zuletzt nicht ideal. Laut Firmenbuch wurde 2020 ein Umsatz von 15,6 Mio. Euro erzielt, ein Jahr davor waren es knapp 20 Millionen. Der Bilanzverlust hat sich von 773.000 auf 2,1 Mio. Euro fast verdreifacht, wobei hier Personalaufbau und Investitionen zu Buche schlugen. Die Kreditschulden beliefen sich auf 17 Mio. Euro.
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